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Konzert-Bericht
 
Cumbia del Colonia

Calexico
Alejandro Y Maria Laura

Köln, E-Werk
07.05.2022

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Calexico
Lässt man mal "Years To Burn" (die Kollaboration mit Iron & Wine von 2019) und das 2020er Weihnachtsalbum "Seasonal Shift" außer acht, war das Album "The Thread That Keeps Us" von 2018 das letzte "richtige" Calexico-Album mit ausschließlich eigenem Material. Damals sah die Welt ja noch ein bisschen anders aus - und da gab es auch für Joey Burns, John Convertino & Co. noch andere Schwerpunkte. So war die Band aus Tucson weiland damit beschäftigt, ihre Musik einer Frischzellenkur zu unterziehen und legte nach der Veröffentlichung des erstaunlich poppigen Vorgängeralbums "Edge Of The Sun" eine bemerkenswert rockige Scheibe hin, die dann auf der entsprechenden Tour auch entsprechend druckvoll ausgelebt wurde. Nach zwei Jahren Pandemie sieht die Sache ein bisschen anders aus...
Nachdem bereits das Jahresendzeit-Album "Seasonal Shift" unter Pandemie-Bedingungen entstanden war, lag es dem Calexico-Kerntrio - Joey Burns, John Convertino und Keyboarder/Multiinstrumentalist Sergio Mendoza - vor allen Dingen daran, die lange vermisste Energie eines Calexico-Live-Auftrittes in Sergios neu eingerichtetem Studio in Tucson einzufangen, als es darum ging, das aktuelle Album "El Mirador" aufzunehmen - und dabei den völkerverbindenden, integrativen Charakter des multinational besetzten Kleinorchesters wieder in den Vordergrund zu stellen. Kurzum: Diesen Anspruch weitete das Ensemble dann auch für die aktuelle Tour aus. Das Mittel der Wahl war dann ein Rückgriff auf jenes Medium, das Calexico bereits 2003 auf dem Album "Feast Of Wire" mit dem Track "Guero Canalo" angetestet hatten - und das im Folgenden über das Projekt XIXA der beiden Calexico-Freunde Brian Lopez und Gabriel Sullivan zuletzt auch in unseren Breiten populär gemacht worden war: Die Cumbia-Musik nämlich. Folglich stand das Konzert im Kölner E-Werk dann auch in wesentlichen Teilen im Zeichen einer munter pulsierenden Tanzparty.

Zu diesem Anspruch gehört auch, allen Beteiligten Raum für ihre eigenen nationalen Identitäten zu geben - und das führte dann dazu, dass in Köln nicht (wie ursprünglich geplant) Brian Lopez als Support-Act, sondern als Lead-Gitarrist auf der Bühne stand, während die Aufgabe des "Anheizers" an das von Sergio Mendoza vermittelte, peruanische Pärchen Alejandro Y Maria Laura aus Lima ging. In einer kurzen Einleitung erklärten Alejandro und Maria, wie es zu der Zusammenarbeit gekommen war, dass sie bereits seit 12 Jahren zusammen musizierten, in Lateinamerika und speziell in Mexico-City (wo sie lange residierten) recht bekannt sind, nun aber zum ersten Mal in Europa unterwegs seien und dass sie gerne Kinderlieder über chinesische Kugelfische schreiben, die an die Küste Perus angespült werden, und dort - weil sie ja kein Spanisch sprechen - von den anderen Fischen immer gemobbt werden und sich deswegen durch aufblasen der Backen in den Himmel erheben, um sich dort mit den Sternen anzufreunden. Das war dann alles recht charmant und amüsant - allerdings haben Alejandro und Maria mit Rockmusik nun wirklich gar nichts am Hut, sondern trugen ihre "Canciones" auf weitestgehend folkloristischer Basis vor - bis am Ende Sergio Mendoza und der aktuelle Calexico-Bassist Scott Colberg für zwei Tracks zur Unterstützung herbeigerufen wurden. Nicht, dass das jemanden gestört hätte, denn Calexico-Fans sind dankbar für alles, was ihnen an musikalischer Kulturpflege angeboten wird.
Das Set von Calexico war dann unterteilt in verschiedene Bereiche: Da waren zunächst mal natürlich die Cumbia-Songs - alte wie "Cumbia del Donde" von "Edge Of The Sun" und natürlich auch die neuen, wie "El Mirador", "Harness The Wind" oder "Cumbia del Polvo" vom neuen Album. Dann gab es die Calexico-Klassiker wie "Black Heart", "Frontera" oder "Crystal Frontier", die zwar nach wie vor durchaus als Highlights gelten dürfen, aber im Vergleich zu früher eher unterrepräsentiert waren. Dann waren da noch die psychedelisch aufgebohrten Live-Versionen von neueren Tracks wie z.B. das fast krautrockartig angelegte "Caldera" und letztlich gab es immer mal wieder die fokloristisch angelegten und gerne von Sergio Mendoza, Brian Lopez oder Jacob Venezuela auf spanisch vorgetragenen Weltmusik-Tracks wie "Inspiración", "Minas de Cobre" oder "Flores Y Tamales" - inklusive einer Cover Version des Ur-peruanischen Cumbia-Titels "Cariñito".

Tatsächlich waren damit die Tex-Mex-Bezüge früherer Zeit von der Cumbia-Sektion verdrängt worden. Zu Beginn ihrer Karriere gehörten Calexico ja zu den ersten, die auf die Idee kamen, mit mexikanischen Mariachi-Musikern ernsthaft zusammenzuarbeiten. Heutzutage gelingt es Jacob Venezuela und Martin Wenk mühelos, zu zweit eine ganze Mariachi-Kapelle zu emulieren. Was auf der musikalischen Seite dann noch aufhorchen ließ, war eine Solo-Passage, bei der Joey den Song "Fortune Teller" vom Album "Algiers" in eine Folk-Nummer umwidmete (und mit einem Johnny Cash-Zitat ausklingen ließ). Dann war die Idee, Brian Lopez als Lead-Gitarristen einzubinden sicherlich richtig, denn der war es ja dereinst, der mit seinem Mix aus Psychedelia-, Rock- und Latin-Elementen den Tucson-Sound entscheidend mitprägte. Country-Ansätze hingegen spielen bei Calexico ja schon seit dem Weggang von Paul Niehaus keine Rolle mehr. Statt Pedal-Steel gab es lediglich ein Mal Lap-Steel via Martin Wenk, der ansonsten eher mit Vibraphon und Akkordeon Akzente setzte.

Es ist nicht ganz einfach, diese Show wertend in einen Calexico-Gesamtzusammenhang zu stellen, da Calexico-Konzerte eigentlich ja immer zumindest unterhaltsam und kurzweilig sind. Es dürfte jedoch außer Frage stehen, dass die Jungs nach der langen, Pandemie-bedingten Live-Abstinenz wirklich erkennbar darauf gebrannt hatten, wieder auf der Bühne stehen zu können und dementsprechend gut drauf waren - was sich (zumindest in der zweiten Hälfte der Show) dann auch auf das Publikum übertrug. Ein Wermutstropfen für die Hardcore-Fans soll jedoch nicht verschwiegen werden - und das waren die bombastischen Merch-Preise, mit denen sich Calexico mit CD-Preisen von 20 € und T-Shirt und Vinyl-Preisen ab 30 € aufwärts nun wirklich als Band der Besserverdienenden präsentierten.

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Surfempfehlung:
www.casadecalexico.com
www.facebook.com/calexico
www.instagram.com/casadecalexico
www.youtube.com/watch?v=fTWCWnKLOAw
www.youtube.com/watch?v=GCwWDPBcXa8
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
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