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No Sense Makes Sense

Wet Leg

Köln, Jaki
16.05.2022

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Wet Leg
Da hatten diejenigen, die sich rechtzeitig ein Ticket für das ausverkaufte Live-Debüt von Wet Leg im Kölner Jaki-Club gesichert hatten, einen guten Instinkt bewiesen. Oder sie hatten die Vorab-Berichterstattung im Rahmen der Veröffentlichung der ersten musikalischen Lebenszeichen wie der Debüt-Single "Chaise Longue" aufmerksam verfolgt, denn bereits dort wurde das Projekt von Rhian Teasdale und Hester Chambers als Next Big Thing gehypt, als gäbe es kein Morgen mehr. Inzwischen haben die Mädels bereits eine Wiederholungstour in größeren Hallen für den Herbst angekündigt - es war aber durchaus gut und richtig, dass die erheblich ausverkaufte Club-Tour jetzt dennoch durchgeführt wurde, denn schwitzige, kleine Clubs scheinen das natürliche Habitat für Bands wie Wet Leg zu sein. Bands, die keinen besonderen Anlass, keinen besonderen Grund und keinen besonderen Plan brauchen, um ihrer Passion (noch) aus reinem Spaß an der Freude nachgehen zu können. Das bewiesen Rhian, Hester und ihre drei Jungs an diesem Abend eindrucksvoll mit einer Live-Show, bei der sozusagen die pure Lebensfreude aus allen Poren floss.
Nach Kalkül, Konzepten und Formaten durfte man bei all dem allerdings nicht suchen. Schon in den Gesprächen zu ihrem Debüt-Album gestanden die Mädels, dass nichts, was Rhian und Hester in musikalischer und kreativer Hinsicht machten, einem bestimmten Plan folge. Nicht ein Mal der Name - Wet Leg - habe einen bestimmten Hintergrund (auch wenn das mittlerweile kontrovers diskutiert wird). Geschweige denn etwa die Lyrics der Songs oder die aufblasbaren Krebsscheren oder Yeti-Kostüme aus den Videos. Kurzum: Das war dann ein Konzertabend ohne jede Agenda - außer vielleicht der minutiös eingehaltenen Setlist, die alle LP-Tracks sowie die Nicht-LP-Titel "Primo Skin", "Obvious" und "Abducted By A UFO" in lockerer Reihenfolge enthielt. Statt eines Support-Acts wärmte eine On-Stage-DJane mit klassischen Brit Pop-Tracks das Publikum auf - wenngleich das aufgrund der Wetterlage und des vollen Clubs eigentlich nicht nowendig gewesen wäre. Denn die Hitze auf der Bühne wurde dann zum Thema des Abends. "Brauchst du vielleicht ein Handtuch?", fragte Drummer Henry Holmes als Rhian sich über die rutschigen Gitarrensaiten beklagte. "Kreide wäre eigentlich besser", antwortete diese - knickte dann aber später mit den Worten "Jetzt weiß ich endlich, wozu die Handtücher auf der Bühne gut sind" dann doch ein.

Das Erfolgsgeheimnis, warum die überschaubar komplex angelegten Indie-Pop-Songs von Wet Leg im Live-Kontext durchweg sehr viel besser funktionieren als die Studioproduktionen, liegt etwa darin begründet, dass die Band bei den entscheidenden Partien schlicht und ergreifend mit drei parallel gespielten Rock-Gitarren agierte. Zwar griff Joshua Mobaraki gelegentlich auch mal in die Tasten diverser Mikro-Keyboards - legte aber die Gitarre nie zur Seite. Um Virtuosität, Finesse und Details konnte es bei all dem natürlich nicht gehen. Dafür spielten Wet Leg aber geschickt mit der Dynamik. Das galt nicht nur - aber mit tatkräftiger Unterstützung des Publikums auch - für den Schrei in "Ur Mum", sondern natürlich auch für die Rausschmeißer wie "Wet Dream", "Chaise Longue" und besonders dramatisch "Too Late Now", der nach dem von Rhian bemerkenswert akkurat vorgetragen Hochgeschwindikeits-Rapteil in der Songmitte endgültig im puren Punk ausartete. Tatsächlich inklusive Tanzparty im Mosh-Pit, bei der die wenigen älteren Fans im Publikum verstört dem Ausgang entgegenstrebten.
Ob die Sache Rhian und Hester in besonderer Weise berührt haben mochte (die den frenetischen Publikumszuspruch ja mittlerweile gewöhnt sind), war nicht so recht zu erkennen, da eine zurückhaltende Coolness zum Flair des Wet Leg-Prinzip zu gehören scheint. Immerhin räumte Rhian gegen Ende der Show ein, dass das Deutschland-Debüt im Jaki dann ja doch Spaß gemacht habe. Das galt offensichtlich auch in jeder Hinsicht für das begeisterte Publikum. Und es muss ja auch nicht immer alles sinnvoll sein, was Spaß macht.

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Surfempfehlung:
www.wetlegband.com
www.facebook.com/wetlegit
www.instagram.com/wetlegband
twitter.com/wetlegband
www.youtube.com/shorts/RK_v27FkhzI
www.youtube.com/watch?v=Ianu7PBhJck
www.youtube.com/watch?v=qGg-hitVZKQ
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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