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Master of the Universe

Alex Henry Foster & The Long Shadows

Köln, Kantine Freideck
28.07.2022

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Alex Henry Foster & The Long Shadows
Bereits am Fronleichnamstag hatten der kanadische Rock-Poet Alex Henry Foster und seine Band The Long Shadows im Rahmen ihrer bereits 2019 angekündigten, dann aber Pandemie-bedingt verschobenen Europa-Tour eine reguläre Show im Kölner Yard-Club gespielt - und mit einer Spielzeit von nahezu drei Stunden eine Art Lokalrekord aufgestellt. Da kam es zu Pass, dass es an gleicher Stelle noch die Open Air-Bühne Freideck gibt, auf der in diesem Sommer ein Reihe von kostenlosen Biergarten-Konzerten veranstaltet wurden und die Band am Ende der Tour noch einen freien Tag in Köln an einem der dafür vorgesehenen Termine hatte, bevor es im August dann zurück ins heimische Kanada gehen sollte.
Die Gelegenheit, noch ein weiteres Open-Air-Konzert an die Tour dranzuhängen, ließen sich Alex und seine Musiker natürlich nicht nehmen - und nutzten dann auch gleich noch die Gelegenheit, die Show parallel ins Web zu streamen. Das führte dann zwar dazu, dass das Bühnenpersonal dafür zweckentfremdet werden musste - aber da gab es ja nicht viel zu regeln, da es sich bei Alex Henry Foster und seiner Crew um ein eingespieltes Team handelt und auch ohne Bühnen-Techs eine gute Figur machen. Dass bei dieser Show ca. doppelt so viele Zuschauer anwesend waren wie bei der ersten einen knappen Monat zuvor, hatte sicherlich auch damit zu tun, dass sich aufgrund der guten Mund-zu-Mund-Propaganda einige neue potentielle Fans für die Show des kleinen großen Mannes interessierten.

Natürlich konnte es bei dieser Veranstaltung nicht darum gehen, grundlegend Neues auszuprobieren - denn die Band wird erst nach der Rückkehr nach Kanada im Herbst damit beginnen, neue Songs zu schreiben. Aber für einen würdigen Abschluss der laufenden Tour hatten sich die Kanadier dennoch einiges vorgenommen. Zunächst mal ermöglichte die im Vergleich zum Yard-Club wesentlich größere Bühne eine entsprechend raumgreifendere Präsentation. Dann gab es noch den Reiz, die Möglichkeiten der Interaktion mit dem Publikum - stets ein wesentlicher Teil einer jeden AHF-Show - auszuloten. Bei seinen Konzerten legt Alex nämlich Wert darauf, den Hintergrund der Songs seiner aktuellen LP "Windows On The Sky", die er nach dem Tod seines Vaters geschrieben hatte und mit denen er das Verhältnis zu diesem philosophisch und persönlich aufarbeiten wollte, zu erläutern und in einen universellen spirituellen Gesamtkontext zu stellen. Das ist dann aber nur ein Teil der Geschichte, denn ansonsten sucht Alex stets nach Möglichkeiten, das Publikum auf eine kreative Weise ins Geschehen einzubeziehen und auch irgendwie daran zu beteiligen. Die Fans zum Mitsingen zu motivieren ist da nur ein ganz kleiner Teil dieses Ansatzes. Bei der Show in Köln kam Alex beispielsweise auf die Idee, zunächst mal seine Gitarre an einen Fan aus dem Publikum zu übergeben, der dann mit den Musikern im Hintergrund jammte, während Alex selbst dazu Ausdruck tanzte. Anschließend ließ er sich zu einem Ausflug ins Auditorium hinreißen. Aufgrund dessen, dass die Fans in Biergartenmanier an langen Party-Tischen saßen, war ein stilechtes Crowdsurfing natürlich nicht möglich, so dass Alex in seiner Eigenschaft als Everybody's Soul Brother stattdessen in messianischer Hinsicht von Tisch zu Tisch hüpfte und rechts und links alte und neue Bekannte umarmte. Anschließend entschuldigte er sich augenzwinkernd dafür, alle Biergläser umgeschmissen zu haben - das aber sei Teil des Deals mit den Veranstaltern gewesen, um auf diese Weise den Getränkeumsatz zu steigern. Abschließend gab es dann noch einen spontanen Pas De Deux mit einer weiteren Dame aus dem Publikum, die Alex aufgrund ihrer Fähigkeit, ein Bierglas im Takt als Percussion-Instrument zu entfremden, auf die Bühne geladen hatte.
Da es bei Open Air Veranstaltung einen Anwohner-bedingten Curfew gibt, konnte die Spielzeit des Konzertes natürlich nicht bis ins Unendliche ausgedehnt werden, so dass die Show zunächst mal recht früh begann und dann auch nur eine Viertelstunde überzogen werden konnte. Jeder, der schon mal einem AHF-Event bei- bzw. innegewohnt hat, der kann erahnen, dass das für Alex und sein Musiker ein hohes Maß an Zurückhaltung erforderte - denn schließlich ist das ergebnisoffene Improvisieren ein wesentlicher Bestandteil der Show. "Was soll ich machen?", zuckte Alex mit den Schultern, als es daran ging eine kurze, aber nicht zu kurze Zugabe zu geben, "aber meine Stücke sind nun mal alle 20 Minuten lang". Insgesamt war das aber in dem Fall musikalisch sogar förderlich, da einige der Tracks mit unerwartetem Nachdruck inszeniert wurden. Insbesondere die wenigen "echten" Rock-Partien, wie etwa bei dem Track "Summertime Departure" kamen hier besonders effektiv zur Geltung - während die epischen Elegien wie der Signature-Track "The Pain That Bonds" - der das ganze Projekt ursprünglich erst mit ausgelöst hatte - ja eher in einem lautmalerischen Sinn ausgelebt werden. Die räumliche Weite der Bühne trug dabei noch dafür Sorge, dass die Beiträge der beiden Gitarristen Ben und Sef Lemelin und auch jene der ansonsten stets im hinteren Teil der Bühne versteckten Keyboarderin und Königin der Blasinstrumente, Miss Isabel, deutlich definierter als gewohnt daher kamen. Ansonsten gefielen sich die Musiker - wie gewohnt - darin, den Gesten, Eingebungen und Inspirationen des Meisters zu folgen und sich ansonsten gerne spielfreudig in die eine oder andere orgiastische Passage inklusive echter Rockstar-Posen hineinzusteigern. Das alles führte dazu, dass die Energie, die da von der Bühne schwappte, sich ziemlich ungebremst auf das Publikum übertragen konnte, und so das von Alex angestrebte, universale Gemeinschaftsgefühl mühelos einstellte - und das, obwohl die Show sicherlich nicht zu den lautesten gehört haben dürfte, die an gleicher Stelle je stattgefunden hat.

Nachdem dieses Kapitel der Alex Henry Foster Experience mit dieser Show nun erfolgreich zum Abschluss gebracht werden konnte, dürfen wir alle gespannt sein, wie das nächste dann wohl aussehen wird. Denn irgendwelche zeitlichen, räumlichen, philosophischen, spirituellen, musikalischen oder multiuniversalen Grenzen sind da jedenfalls nicht in Sicht.

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Surfempfehlung:
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Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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