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The future of the rainbow is the end of the fire in the past of the forgotten real

The Brian Jonestown Massacre

Köln, Luxor
07.10.2022

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The Brian Jonestown Massacre
Da musste man jetzt aber genau hinschauen: Zwar hatte sich Anton Newcombe seine Sideburns ein wenig gestutzt - trug dafür aber einen Hut zur ausverkauften Show im Kölner Luxor - und sah aus den Augenwinkeln jetzt noch mehr aus wie ein mittelalter Neil Young, als er es zuletzt eh schon getan hatte. Nun ja: Es gibt ja sogar auch einige musikalische Parallelen zum Altmeister. Etwa die, dass The Brian Jonestown Massacre es in den über 30 Jahren ihres Bestehens - wie Neil Young auch - es nie geschafft haben, einen wirklich schnellen Track zustande zu bringen. Und überhaupt: Im Kölner Luxor gaben sich Newcombe & Co. selbst für ihre Verhältnisse besonders entspannt und relaxed - was dann dazu führte, dass die alten wie neuen Tracks allesamt noch mal ein paar Notches langsamer gespielt wurden, als auf den CD-Produktionen (auch "#1 Lucky Kitty" - der druckvollste Track des aktuellen Albums "Fire Doesnt't Grow On Trees").
Zunächst mal zeigte sich der Meister offensichtlich sehr angetan, dass er es geschafft hatte, die Kölner Show ohne großen Promo-Aufwand auszuverkaufen und bis auf den letzten Platz mit altgedienten Fan-Veteranen und deren Anhang und Nachwuchs zu füllen. Geradezu ungläubig lugte er vor der Show aus dem Backstagebereich und wunderte sich vermutlich, dass die Fans tatsächlich bereits um 19 Uhr vollständig versammelt waren (denn merkwürdigerweise beginnen die Shows im Luxor seit einiger Zeit bereits zu dieser frühen Zeit). Als Newcombe und seine Recken dann die Bühne betraten, machte er erst mal ein Home-Movie mit seinem Handy, um das Ereignis für die Nachwelt zu dokumentieren, bevor er sich eine der unzähligen Gitarren umschnallte, die auf der Bühne herumstanden und dann den Song "We Never Had A Chance" anstimmte, den er 2019 dann auch mal auf einem der unzähligen Tonträger des BJM veröffentlicht hatte. Die Sache ist dabei die, dass im Juni gerade das letzte Werk mit dem malerischen Titel "Fire Doesn't Grow On Trees" herausgekommen war - nun aber bereits eine weitere Veröffentlichung in Form einer 10"-Vinyl erschienen ist, deren beide Titel "The Future Is The Past" und "Fudge" dann auch gleich danach gespielt wurden. Gerade bei "Fudge" kam dann auch erstmals Schwung in Bude - nicht in Sachen Geschwindigkeit, sondern mit hymnischer Epik, wie das so der Brauch ist bei Newcomb & Co.

Was das Brian Jonestown Massacre ja in besonderer Hinsicht auszeichnet ist ja bekanntlich die fast schon unerbittliche Beständigkeit. Da ist es ganz egal ob ein Track alt oder neu ist: Die Fans kommen ohne Weiteres mit allem zu recht, was der Meister zu bieten hat. Für Newcombe selbst bringt das sicherlich gewisse Probleme mit sich. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass der Mann, der hunderte von sehr ähnlich klingenden Liedern geschrieben hat, eine zunehmend dickere Kladde mit den Lyrics all dieser Titel auf der Bühne mit führt. Nicht, dass er da oft reinschaute (was auch nicht gut möglich ist, denn er singt mit geschlossenen Augen) - aber ein kleines Security-Backup ist das schon.
So lebt eine jede Show (und jede Veröffentlichung) des BMJ nicht davon, dass es da neue Sound-Innovationen zu entdecken gäbe, sondern davon, dass sich Fans und Musiker gemeinsam auf den ein mal eingeschlagenen Pfad begeben, ohne auch nur ansatzweise darüber nachzudenken, diesen verlassen zu wollen. Das macht aber nichts, denn das BJM gehört zu jener Art von Psychedelia-Aficinados, die sich dem Prinzip "ein Riff = ein Song" verschrieben haben. BJM-Shows sind demzufolge weniger abwechslungsreich, als dass sie hypnotisch wären. Es ist auch nicht so, dass sich die Songs an sich großartig voneinander unterschieden. Stattdessen wird darauf geachtet, jedem Track ein eigenes Sound-Design überzustreifen - wozu Unmengen verschieden gestimmter Gitarren und Gitarrentypen (gerne auch 12-saitge in jeder Form) notwendig sind - was zu langen "Umspann-Pausen" zwischen den Tracks führt. Aber auch das macht nichts, denn die BJM-Fans haben Zeit mitgebracht. Die Setlist umfasste auch in Köln mehr als 20 Tracks - und keiner davon kommt im knackigen Drei-Minuten-Format daher. Stattdessen gab es mehrere Versuche, das Geschehen mit Akustik-Sessions anzureichern - aber nicht so richtig, denn Folkies sind BJM ja auch nicht. Vermutlich klang diese Show letztlich nicht anders als die anderen auf der aktuellen Tour (oder jene vorangegangener Touren) - aber auch das gehört zum BJM-Konzept: Es gibt da halt eine konsequente Vollbedienung aller Erwartungshaltungen und alle Anwesenden finden das auch gut. (Alle anderen wären ja sowieso gar nicht mehr in den Club gekommen.) Was die Show indes von anderen BJM-Shows unterschied, war der Umstand, dass Anton Newcomb für seine Verhältnisse äußert gelöst und entspannt agierte und ihm die Rolle als am Bühnenrand stehender Frontmann sogar Spaß zu machen schien (auch wenn er nach wie vor von der Seite aus agiert und nicht im Zentrum stehen möchte).

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Surfempfehlung:
thebrianjonestownmassacre.com
www.facebook.com/A-Recordings-Ltd-339521036084592/
www.youtube.com/user/antonfjordson
www.instagram.com/thebrianjonestown
www.facebook.com/thebrianjonestownmassacre
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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