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Konzert-Bericht
 
The Coolest Place In The World

Suki Waterhouse
Ocean LeClair

Hamburg, Kent Club
26.11.2022

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Suki Waterhouse
Genau genommen geht es in dem älteren Suki-Waterhouse-Song "The Coolest Place In The World" gar nicht um einen konkreten Ort, sondern einen idealisierten Seinszustand. Insbesondere für viele der jungen Frauen, die das erste Deutschlandkonzert des inzwischen ernsthaft in der Musikszene verankerten Londoner Multitalents besuchten, war aber der Hamburger Kent Club dann tatsächlich so etwas wie der coolste Platz in der Welt. Und in der Tat ist der Club auch ziemlich cool - mit einer interessant geschnittenen Bühne, die von allen Seiten gut eingesehen werden kann, einer flächenfüllenden LED-Wand im Hintergrund, auf der während der Performance-Videos und Visuals abgespielt werden können - ohne dass ein Projektor Farbmuster auf die Musiker würfe und einer mondäne Bar-Area mit Sitzecken für Club-Events. Die ideale Venue also, für einen aufstrebenden Act zu Beginn einer dann doch wohl größeren Karriere.
Bevor Suki dann mit einer Spur Superstar-Grandezza die Bühne enterte, gab es zunächst ein kurzes Set ihrer Kollegin Ocean LeClair. Hinter dem esoterisch anmutenden Künstlernamen findet sich eine gebürtige Münsteranerin, die sich aber als weltweit aktive und zur Zeit in London ansässige Troubadourin, die früher unter dem Projektnamen Ocean And The Waves agierte, nun aber als Solo-Performerin tätig ist. Ocean nahm das Publikum - zunächst mal mit einem perfekten britischen Akzent - mit einigen von "Western und Romantic-Novels" inspirierten Indie-Dreampop-Songs wie "Wild Horse" und "I Could I Could Swim" (so die Titel ihrer bisher veröffentlichten Tracks) in Beschlag, outete sich dann aber gegen Ende ihrer Show mit einem deutschsprachigen Track als "eine von euch". Auch wenn es ein wenig zu viel Kunstnebel und einige zu dramatische Gesten gab, passte das musikalisch und programmatisch erstaunlich gut zu dem, was Suki Waterhouse im folgenden zu bieten hatte, denn Ocean bestreicht musikalisch ein ganz ähnliches Terrain wie Suki. (Der Kontakt war dabei vermutlich über Natalie Findlay zustande gekommen, mit der Ocean zuvor als Support getourt war und mit der Suki Waterhouse ihre ersten Tracks zusammen geschrieben hatte.)
Suki Waterhouse war wohl vom Erfolg ihrer im Frühjahr erschienenen Debüt-LP "I Can't Let Go" selbst ein wenig überrascht worden; denn das Album erschien ja zunächst gar nicht mit der Absicht, ihre höchst erfolgreichen Karrieren als Schauspielerin, als Model, Modedesignerin und Fotografin an den Nagel zu hängen und durch die Musik reich und berühmt zu werden, sondern als aus ihrer Sicht notwendiges, selbst finanziertes Selbstfindungsprojekt jenseits des Glamour-Factors ihres normalen Stardaseins. Besonders gefreut haben dürfte Suki der Umstand, dass das Projekt von der Kritik, den Fans und auch Kollegen mit großer Ernsthaftigkeit begrüßt worden war, was dazu geführt hatte, dass sie gleich nach der Veröffentlichung des Albums als Support von Father John Misty auf eine große, erfolgreiche US-Tour gehen konnte, obwohl sie zuvor keine echten Erfahrungen als Live-Performerin hatte. Da sich Sukis Musikkarriere aber so solide entwickelt hatte, nutzte sie nun eine Pause vor der für nächstes Jahr angedachten US-Headliner-Tour nicht nur dazu, ihre ursprünglich nur als Testballons gedachten, ersten Songs auf der EP "Milk Teeth" zu veröffentlichen, sondern mit "Nostalgia" auch einen ganz neuen Track nachzulegen und nicht zuletzt eine Europa-Tour zwischenzuschieben, im Rahmen derer es auch für zwei Gigs nach Hamburg und Berlin reichen sollte.

Im Vergleich zu ihren ersten Live-Gigs (zum Beispiel den Londoner Showcases zur Veröffentlichung der LP) hatte Suki als Performerin und Sicherheit zugelegt und kam weniger formalistisch und deutlich volksnäher und somit authentischer daher. Unterstützt von einer neuen Band mit Gitarrist Jane Noise, mit dem Suki auch an einigen Studio-Tracks zusammen gearbeitet hatte, präsentierte sie ihr Programm mit einem frisch gewonnenen performerischen Selbstverständnis, zu dem auch gehörte, dass sich Suki zu dem Song "My Mind" erstmals auch eine Gitarre umhängte - während sie den Rest der Songs - oft am vordersten Bühnenrand balancierend - im Stil einer Croonerin alleine mit dem Mikro in der Hand bestreitet. Neben den Songs von "I Can't Let Go" gehörten auch einige der auf "Milk Teeth" veröffentlichten älteren Tracks wie "Neon Signs", "Valentine" oder "Joanna" zum Programm. Dazu plauderte Suki aus dem Nähkästchen: Als sie ein Team für ihre musikalischen Aktivitäten gefunden habe, hätte man ihr nahegelegt, die älteren Tracks zu löschen, um die LP mit einer "Clean Slate" angehen zu können. Zu Glück habe sie da "Nein" gesagt - was sich nun auch als genau richtig erwies, denn gerade über die älteren Songs nahm Suki den Kontakt zum Publikum auf. So widmete sie den Song "Valentine" allen Liebespaaren im Publikum und suchte nach einer "Johanna" im Auditorium, für die sie dann den entsprechenden Song performte. Auch die noch recht neue Tradition, mit Handys aus dem Publikum Selfie-Videos zu drehen, hatte Suki inzwischen adaptiert und als ihr eine besonders gerührte Elevin einen Blumenstrauß überreichte, bedankte sie sich mit dem auf Rock-Bühnen eher ungebräuchlichen Begriff "they are gorgeous". Ein Plakat mit der Aufschrift "If You Want A Dog I Can Bark" kommentierte sie dann mit der Bemerkung "Was schwirrt dir denn so im Kopf herum?"

Insgesamt kamen die Songs druckvoller (und ohne technische Probleme) rüber als noch bei den Showcases in London und bei dem offensichtlich recht populären Single-Track "Nostalgia" wog sich das ganze Auditorium Arme schwenkend im kollektiven Glückstaumel. Der Live-Faktor einer Suki Waterhouse-Show beschränkt sich dabei allerdings eher auf ihre physische Präsenz als stark abgewandelte Live-Versionen ihres Materials. Die Show endete dann mit dem Suki-spezifischen Existenzkrisen-Song "Melrose Meltdown" und danach sammelte die Gute dann noch ein paar Präsente ein - verschwand danach aber ohne die auf der Setlist verzeichneten Zugaben im Green-Room. Als Identifikationsfigur und Role-Model taugt Suki Waterhouse aufgrund ihres doch speziellen, glamourösen Lebenswandels vielleicht nicht so gut wie ihre Kolleginnen, die "nur" als Musikerinnen tätig sind - aber auf der musikalischen Seite hat sich Suki nun offensichtlich in einem soliden Indie-Pop-Szenarium eingerichtet und letztlich auch einen eigenen Stil gefunden. Dafür sprechen schon alleine ihre Entscheidungen, ihre Musik mit professioneller musikalischer Unterstützung selbst vorzuproduzieren und anschließend auf dem SubPop Label anstatt auf einem Major-Label zu veröffentlichen. Für ihre Fans ist sie inzwischen sogar etwas nahbarer geworden, als zu erwarten gewesen wäre und auch auf die in den USA mittlerweile übliche Praxis, bei Live-Konzerten VIP-Upgrades zu horrenden Preisen anzubieten, hatte sie (zumindest auf der Europa-Tour) noch verzichtet. Ein Star zum Anfassen ist Suki Waterhouse dabei aber dennoch nicht, denn der "Suki has left the building"-Effekt nach der Show ließ dann doch einige Fans enttäuscht zurück.

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Surfempfehlung:
sukiwaterhouse.tv
www.youtube.com/channel/UCM9wF6JY8LS99w65PFz1_rQ
www.instagram.com/sukiwaterhouse
www.facebook.com/sukiwaterhouse
oceanandthewaves.com
www.facebook.com/oceanandthewaves
www.instagram.com/oceanleclair
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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