Köln, WDR Funkhaus, Kleiner Sendesaal, 25.03.2002
Bevor um 21.05 das 1LIVE-Radiokonzert im edlen, holzvertäfelten kleinen Sendesaal beginnen sollte, wurden die drei Münchner Helden noch vom DJ interviewt und gaben eine eher defensive Taktik für den Abend aus: Von "Saisonvorbereitung" war da die Rede und daß man froh sei, wenn man nicht über den Ball stolpere. Aber okay, die Nervosität war verständlich, immerhin spielen selbst die Sportfreunde nicht jeden Tag live und ohne doppelten Boden im Radio. Bemüht, ja keinen dummen Fehler zu machen, standen sie also kurz nach neun auf der nur zwei winzig kleine Treppenstufen vom Publikum entfernten "Bühne" - und fuhren gleich den ersten Song "Wie lange müssen wir noch warten" so dermaßen gegen die Mauer, daß sie neu ansetzen mußten! Aua! Andererseits war das aber auch gut so, denn obwohl sie sich schon ein bißchen geschämt haben, wirkten sie gleich viel entspannter, nachdem sie den Super-GAU direkt zu Beginn hinter sich gebracht hatten. Im Gegensatz zu ähnlichen Veranstaltungen kam die handverlesene Schar von Ticketgewinnern und geladenen Gästen jedenfalls hüpftechnisch ganz schön in Fahrt, kein Wunder bei jeder Menge alter Hits und einigen Livepremieren aus dem neuen Album (die hoffentlich kommende Singleauskopplung "7 Tage, 7 Nächte" oder "Independent"). Ganz abgesehen davon, daß Peters Ansagen ganz offensichtlich aus der Kategorie "Macht live im Radio doppelt so viel Spaß" stammten! Ein Beispiel? "Wir sind ja jetzt auch in den Charts, und da kommen wir eigentlich gar nicht klar mit, wir sind jetzt auch in Therapie, und man wird dann auch gefragt, wie das so ist für uns, ob das toll ist oder so, und dann sagen wir 'Ja, das ist toll', und dann gibt es Leute, die sagen 'Hey, das ist Scheiße', und dann sagen wir 'Fickt euch'." Großartig!
Düsseldorf, Philipshalle, WDR Osterrocknacht, 31.03.2002
Ostersonntag. Während anderenorts gerade das Osterlamm im Kreise der Familie verdaut wurde, luden die Sportfreunde zur denkbar öffentlichsten aller Generalproben für die anstehende Tour. Was in der Halle in recht ausgelassener Partystimmung noch unterging, war in der TV-Aufzeichnung nicht mehr zu überhören. Noch wurde nicht jeder Ton getroffen, das Timing war im sub-grünen Bereich, und zu allem Überfluß sorgte das Schreckgespenst Saitenriß für zusätzliches Adrenalin auf der Bühne. Die Band nahm all das dennoch erstaunlich und sympathisch gelassen, spielte sich durch ein Set, das zu zwei Dritteln aus "Nummer Sicher"-Material vom "So wie einst Real Madrid"-Album bestand und nur vier neue Stücke enthielt. Schuhe flogen auf die Bühne, Stoiber wurde geschmäht und dem FC Bayern die Meisterschaft gewünscht. Auswärtssieg!
Hamburg, Markthalle, 01.05.2002
Der Norden. Ort unberechenbarster Publikumsreaktionen. Zudem noch der "Tag danach". Offensichtlich aber hatten die Tänze in den Mai keine bleibenden Spuren hinterlassen. Erst neulich erschütterte ein Partybeben die altehrwürdige Markthalle an ihrem 25. Geburtstag, und schon ist wieder Alarm in der mit ca. 1 200 Leuten restlos ausverkauften Hütte. Abfeiern nennt man das hier oben. Die Zapfhähne glühten, das Publikum ging, wie gewünscht, "ab wie die Schweine". Nur der Abstieg des hiesigen, geliebten Kiezclubs war noch nicht verdaut. Peter, der so gerne über das runde Leder philosophiert, sah sich plötzlich in die Defensive gedrängt. Doch hatte solch Ungemach nicht lange Bestand gegen den spitzbübisch entwaffnenden Charme der Sportfreunde. Zum Schluß ein Bad in der Menge - verdient!
Köln, Live Music Hall, 05.05.2002
Das Fernsehen war da. Genauer gesagt ein Team von VIVA Overdrive. Special Guests des Abends: Readymade. Das freute alle, bis auf den eigentlichen Sportfreunde-Support Last Days Of April aus Schweden, der (zu) früh am Abend auf die Bühne mußte und deren Auftritt völlig unterging, während sich die Menschenmassen in die überfüllte Halle zwängten. Readymade taten danach weder die Kameras noch die lange Live-Pause und erst recht nicht die von den VIVA-Menschen zur besseren Ausleuchtung der Aufnahmen aufgebauten zusätzlichen Scheinwerfer gut. Sichtlich nervös spielten sich die vier durch ihr Set aus Songs ihres phantastischen neuen Albums "The Feeling Modified" und alten Krachern und ernteten dafür braven Applaus von der Kundschaft der Hauptattraktion. Die Sportfreunde selbst wirkten leider nach einer Woche auf der Straße auch nicht besonders frisch und schauen für gewöhnlich auch lieber auf ihr Publikum als auf Fernsehleute und riesige Kamerakräne. Dem Dortmunder Titelgewinn am Vortag zum Trotz lief Peter mit seinem Orginal-1984-FC-Bayern-Trikot auf, was aber trotzdem nichts daran änderte, daß die drei Münchner ziemlich müde wirkten und ausgerechnet einige der besten alten Stücke wie das endlich einmal wieder gespielte "Anders definieren" ein wenig in Beliebigkeit versanken. Den neuen Stücken, allen voran "10:1" und dem großartigen, stets ein wenig unterbewerteten "7 Tage, 7 Nächte" erging es zum Glück besser, der Höhepunkt der Show war aber dennoch, als Peter sich seines Bayern-Shirts entledigte und Flo das unliebsame Textil kurzerhand von der Bühne warf, worauf Peter eine mittelschwere Bandkrise im Anmarsch sah...
München, Circus Krone, 07.05.2002
Heimspiel. Und zwar nicht in irgendeinem Laden, sondern in einem der schönsten (und berühmtesten) Venues der Republik. Noch dazu mit Ausnahme der Essener Grugahalle dem einzigen Laden in Deutschland, der von sich behaupten kann, daß hier die Beatles, die Rolling Stones, Bob Dylan und, ähm, die Spider Murphy Gang gastiert haben. Den beindruckenden Zirkus-Rundbau mit fast zweieinhalbtausend Sportfreunden gefüllt zu sehen, war schon ein Schauspiel an sich, aber auch die Band war an diesem Abend in Topform, und das war nicht erst klar, als Peter und Rüde gegen Ende des - übrigens ebenfalls für eine potentielle Doku gefilmten - Konzertes trotz eines beachtlich breiten Sicherheitsgrabens ins Publikum hechteten... Zwar schien Peter (gewandet in ein Pelzig-T-Shirt) die meiste Zeit etwas gehemmt und wirkte wesentlich weniger ausgelassen als sonst (trotz netter Sprüche wie: "Wir spielen heute alles, und wenn's echt das letzte Lied ist"), dafür drehten Flo und Rüde so richtig auf. Kein Wunder, schließlich lag ihnen das Publikum nach einem gigantischen Singalong bei "Wellenreiten" - die drei lauschten auf der Bühne sichtlich ergriffen - schon früh zu Füßen, und jeder folgende Song - egal ob alt oder neu - führte zu einer weiteren Massen-Ekstase, mit dem unausweichlichen Höhepunkt bei der Zugabe "Das Kompliment". Und das, obwohl die drei "nur" ihr reguläres Programm spielten und ihre Fans lange auf echte Überraschungen, die bei einem solchen Heimspiel natürlich nicht fehlen durften, warten ließen. Letztendlich gönnten sie ihrem Heimpublikum dann aber doch drei Zugaben mit viel altem Zeug, die diese Show zum längsten Sportis-Auftritt überhaupt machten - da kam Peters Bayern-Shirt beim selten gespielten "Lobby" noch einmal voll zur Geltung! Besser geht's nimmer!
München, Elserhalle, 08.05.2002
Denkste! Trotz der ausgiebigen Aftershow-Party des Vortages spielten die Sportfreunde (in München übrigens verstärkt um ihre Bläser-Fraktion, bei besonders beim ohrwurmigen "International" gut zur Geltung kam) in der Elserhalle wohl eines ihrer besten Konzerte überhaupt. Nicht nur, weil sie für dieses "erste Zusatzkonzert unserer Karriere", wie Peter stolz bemerkte, die Setlist komplett auf den Kopf gestellt hatten und nach dem unvermuteten Anfang "Alles Liebe, Alles Gute" (mit neuem, improvisiertem Text!) der feiernden Meute schon früh Kracher wie "Wunderbaren Jahren" um die Ohren hauten. Mal ganz abgesehen davon, daß Peter auch ansagentechnisch schwer in Form war und mit Sprüchen wie "Ich finde es schön, daß die Bayern dieses Jahr mal jemand anders haben gewinnen lassen" nicht nur Mehmet Scholl zum Schmunzeln brachte. Für "Das Kompliment" kam plötzlich und unabgesprochen der Sänger der Emil Bulls aus der Dekoration geschossen und sang - wie schon im Video - eine Strophe, während ihm Peter und Rüde - auf Knien vor ihm auf dem Boden robbend - huldigten. Daß sie mit "Antigone" und "Unterwegs" auch noch zwei alte Vollgas-Nummern der Gattung "Heute zerlegen wir die Hütte komplett" aus der Versenkung holten, tat ein Übriges zur ausgelassenen Stimmung. Wenn dann noch "Happy End" gelaufen wäre, hätte euer Korrespondent geweint! Von der guten Laune hatten sich zuvor sogar schon Last Days Of April anstecken lassen, die in der Elserhalle wesentlich weniger scheu und zurückhaltend wirkten und nach dem gewohnt ruhigen und spröden Beginn spätestens mit ihrer Emocore-Hymne "Aspirins & Alcohol" die Massen begeistern konnten. Fazit: Gaaaanz großes Kino!
Essen, Zeche Carl, 13.05.2002
Nach einem für die Band äußerst erfolgreichen Abstecher in den Nahen Osten (dem tags darauf in Berlin der mit 3 000 Zuschauern größte Headline-Gig der Band überhaupt folgen sollte) stand im Ruhrpott einer der kleineren Auftritte der Tour vor "nur" 800 Fans auf dem Programm. Irgendwie schienen die Sportfreunde nicht mitbekommen zu haben, daß die Bundesliga bereits Sommerpause hatte, und so setzten sie das Rotationsprinzip für ihre Setlist weiter um. An diesem Abend hatte Herr Brugger allerdings offenkundig gewürfelt, und nach dem etwas seltsamen Auftakt mit "Sportbeat" folgten gleich zu Beginn jede Menge Songs, die wohl besser in den Zugaben aufgehoben gewesen wären. Den Beteiligten auf der Bühne war anzusehen, daß sie von dieser Show nicht ganz so überzeugt waren. Dem Publikum war das allerdings völlig egal, und so schaffte es Peter beim Crowdsurfing auf der (handyförmigen) Luftmatratze sogar, die Empore am anderen Ende der Halle zu erreichen. Da sage noch einer, Essen habe die Sportfreunde nicht auf Händen getragen!