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Vier gewinnt

Lewsberg

Wuppertal, Loch
23.12.2022

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Lewsberg
Zugegeben, ein wenig seltsam ist es schon, dass unsere (un-)heimliche Rotterdamer Lieblingsband Lewsberg ihr ereignisreiches Tourneejahr ausgerechnet mit einem One-off-Konzert in Wuppertal, noch dazu am Tag vor Heiligabend beschließt, allerdings sind die Niederländer als Band, die ein wenig aus dem konventionellen Rockrahmen fällt, im vom Jazz-Zufluchtsort zum Freistil-Versuchsfeld mutierten Loch natürlich genau richtig. Die sagenhaften fünf Euro Eintritt, das wird schnell klar, sind an diesem Abend gut angelegt.
Auf ihrem aktuellen Album "In Your Hands" und bei ihren letzten beiden Abstechern in die Region hatten Lewsberg ihr Faible für einen konsequent reduzierten Sound mit dem Verzicht auf traditionelles Schlagzeug auf die Spitze getrieben, in Wuppertal dagegen präsentiert sich die Band mit Neu-Trommlerin Marrit Meinema, die ein beeindruckend minimalistisches Drumset aus Snare, Floor-Tom und einem kleinen Schellenkranz wie einst Velvet-Underground-Schlagzeugerin Moe Tucker im Stehen bedient, wieder als Quartett. Das eröffnet Lewsberg merklich mehr Möglichkeiten als noch zuletzt.

Als gäbe es nichts Selbstverständlicheres, finden sich das nicht nur ob des Titels lieblich-sanfte "Sweets" und das unwiderstehlich energiegeladene "Terrible", dessen hypnotische Monotonie sich am Ende in einem herrlich krachigen Solo von Gitarrist Michiel Klein entlädt, nacheinander auf der Setlist wieder, und wenig später spielen auch "Non-Fiction Writer" und "In Your Hands" mit der gleichen Dynamik aus laut und leise, Licht und Schatten. Doch nicht nur deshalb ist das klangliche Spektrum - gerade bei dem halben Dutzend neuer, unveröffentlichter Songs, die rund die Hälfte des 70-Minuten-Programms ausmachen - spürbar weiter gefasst als zuvor, wenngleich die Stücke auch weiterhin ohne jeglichen Ballast auskommen und bemerkenswerte Stilübungen in Geradlinigkeit bleiben.

Wie schon bei den Trio-Konzerten des Vorjahres tauscht Arie van Vliet auch in Wuppertal gleich mehrfach die Gitarre gegen die Violine ein, und auch wenn sein ausdrucksloses Deklamieren der Texte in klassischer Lou-Reed-Manier immer noch ein Markenzeichen Lewsbergs ist, wird inzwischen Bassistin Shalita Dietrich deutlich mehr Zeit am Gesangsmikro eingeräumt. Statt immer nur an The Velvet Underground fühlt man sich deshalb nun bisweilen an den funky Minimalismus der frühen Talking Heads erinnert, wenn neben schnurgeraden, wunderbar schnörkellosen Beats und kunstvoll eingedampften Gitarrenlinien sogar noch Platz für ein Augenzwinkern bleibt, etwa, als Dietrich gleich bei der ersten Nummer "im Schatten" ihres zwei Köpfe größeren Bandkollegen van Vliet singt: "I'm so much taller than you"...

Die neue Dynamik beschränkt sich aber nicht allein auf den Sound. Während Klein und van Vliet auch weiterhin als fast bewegungslose Stoiker mit einem bierdeckelgroßen Aktionsradius glänzen, kann Dietrich die Freude darüber, mit Meinema nun wieder einen menschlichen Gegenpart in Sachen Groove und Rhythmus zu haben, nicht verhehlen und sucht mit einem breiten Grinsen im Gesicht immer wieder den Kontakt zur Trommlerin hinter ihr.
Das alles sorgt vor der Bühne für so viel Begeisterung, dass sich die Band nach dem geplanten Finale mit "Through The Garden" entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit sogar noch zu einer Zugabe - "Cold Light Of Day" - breitschlagen lässt. Zu Weihnachten verteilen offenbar sogar Lewsberg Geschenke.

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Surfempfehlung:
www.lewsberg.net
www.instagram.com/lewsberg_gigs
Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-


 
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