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Let's Düsseldorf it!

James Yorkston & Nina Persson

Bonn, Harmonie
12.05.2023

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James Yorkston & Nina Persson
Die Songs zu seinem aktuellen Album "The Great White Sea Eagle" hat der Schotte James Yorkston erstmals allesamt auf dem Klavier geschrieben - anstatt wie bislang zur Gitarre zu greifen. Das ist ein beliebter Trick gewiefter Musiker, die sich auf diese Weise neue kompositorische Möglichkeiten erarbeiten - und sich vor allen Dingen vor Klischees, Routinen und möglichen Selbstreferenzierungen schützen. Im Falle des Albums - das Yorkston (wie schon den Vorgänger "The Wide Wide River") mit den Musikern des von dem schwedischen Produzenten Karl-Jonas Winqvist zusammengestellten Second Hand Orchestra einspielte - führte das zu einer ambientmäßig ausgeweiteten Klanglandschaft, in der sich Yorkston relativ frei bewegen konnte. Ob darauf jemand geachtet hatte, müsste diskutiert werden, denn der eigentliche Clou bei diesem Projekt war ja der, dass Yorkston die legendäre Cardigans-Frontfrau Nina Persson bewegen konnte, ihre eigentlich seit 2015 brach liegende Karriere als Vokalistin wieder aufzunehmen und für dieses Projekt aus dem selbst gewählten Ruhestand zurückzukehren. Da die Zusammenarbeit offensichtlich sehr harmonisch und produktiv ausfiel, ließ sich Nina im Folgenden dann sogar dazu überreden, zusammen mit James und dem Second Hand Orchestra auf Tour zu gehen. Dabei fielen dann auch drei Termine für Deutschland ab - von denen der erste in der Bonner Harmonie stattfand.
Die Sache ist nur die, dass dieser Abschnitt der Tour dann alleine von James und Nina bestritten wird, während sie zuvor mit dem Second Hand Orchestra durch Skandinavien gereist waren. Termine mit dem Second Hand Orchestra gibt es hierzulande dann erst wieder bei Festivals. Und damit sind wir dann auch beim Thema: Viel zu sehen gab es bei dem Konzert in der Harmonie dann nicht. Ein Piano, zwei separate Mikro-Ständer und eine Gitarre mussten dann schon ausreichen als Bühnen-Dekoration. Der erste Teil der Show begann dann auch mit James am Piano sitzend und Nina als Vokalistin ohne Instrumente. Und hier wurde dann schnell deutlich, dass menschlich zwar alles stimmte, dass aber dieses Setting nicht unbedingt eines war, in dem sich James und Nina besonders sicher und routiniert bewegten. Das hing zum einen damit zusammen, dass James zwar ein einfühlsamer und gewiefter Songwriter ist, der sich in seinen Kompositionen elegant und humorvoll insbesondere von den Erlebnissen in seinem Familienumfeld inspirieren lässt - aber er ist kein geborener Pianist, sondern spielte das Instrument - ähnlich, wie seine Gitarre übrigens später auch - in einer reinen, rudimentären Begleitfunktion. Und Nina - die wie auf der Scheibe auch auf allen Stücken mitsang und relativ häufig auch die Lead-Vocals übernehmen musste - wirkte in dieser Kombination dann zuweilen ein wenig verloren. Nicht dass wir uns falsch verstehen: Menschlich und emotional stimmte da schon alles - und auch die Qualität von James Songs litt nicht wirklich unter diesen Bedingungen - aber was die Art Präsentation betraf, war die Reduktion auf die rudementiertesten Basics dann doch nicht gerade förderlich. Allzu gerne hätte man sich da den einen oder anderen zusätzlichen musikalischen Akzent gewünscht.

Performerisch hingegen waren James und Nina durchaus in der Lage das Publikum mit (und für sich ein) zu nehmen. Während sich Nina bei den rechts der Bühne stehenden Zuschauern dafür entschuldigte, dass sie oft mit den Rücken zu ihnen stehe, da sie sich auf die Kommunikation mit James konzentrieren müsse, bekamen diejenigen, die alles sehen konnten, zwei Musiker zu sehen, die intuitiv aufeinander eingingen, reagierten, sich belauerten und immer wieder zusammenfanden; auch, wenn da nicht jeder Ton da saß, wo er hingehörte oder der eine oder andere Einsatz etwas trefflicher hätte sein dürfen (was übrigens damit zusammengehangen haben könnte, dass Nina etwas zu oft schlicht mit geschlossenen Augen sang und somit gar nicht sehen konnte, was James da machte.) Etwas besser wurde die Sache, als James dann zur Gitarre griff und sich neben Nina stellte (was diese damit begründete, dass sie sich in ihrem Alter nicht mehr die ganze Zeit durch Drehungen den Rücken verrenken könne).

Ließ man das mal außer Acht, waren da ja immer noch die romantischen Songs und die charmante Bühnenplauderei. James etwa, stellte anhand des Songs "Keeping Up With The Grandchildren" die Schrullen seines Schwiegervaters vor. Der sei mittlerweile ganze 93 Jahre alt - was für sein Alter ganz schön alt sei - und der habe charmante Eigenarten, indem er seine Herkunft aus Yorkshire in bester britischer Tradition dazu nutze, seine Eigenarten über die von Landsleuten aus anderen Teilen des Landes zu stellen. So sage er etwa, wenn James ihm seine Suppe zu lange haben kochen lassen: 'Oh James - you Manchestered it!" Nina versuchte in der Folge herauszufinden, welche Stadt wohl Bonner Bürger in dieser Hinsicht zum Schimpfen benutzen könnten. Nachdem einige Namen genannt wurden - und sich Nina darüber wunderte, wie viele Städte die Bonner doch nicht zu mögen scheinen -, nutzte James dann eine Wortmeldung um den Begriff "You Düsseldorfed it!" zu kreieren. Und als James und Nina dann den Song "The Harmony" anstimmen wollten, drehte sich James zu dem im Hintergrund befestigten Leuchtschild mit dem Club-Namen um und fragte scherzhaft, warum denn der Veranstaltungsort nach einem seiner Songs benannt sei.
Auf der musikalischen Seite hatten dann James und Nina damit zu kämpfen, dass die aktuellen Tracks eben ziemlich atmosphärisch und ohne stringente Struktur angelegt sind - die zwar viel Raum für Improvisationen und arrangementstechnische Feinheiten bieten, aber auf klassische Refrains und Strophen weitestgehend verzichten. Das funktionierte immer dann am Besten, wenn James und Nina sich in Songs wie "Sam & Jeanie McGregor" oder "A Hollow Skeleton Lifts A Heavy Wing" gegenseitig unterstützten und an den entscheidenden Stellen dann in harmonischer Weise zusammenfanden - was aufgrund der offenen Struktur des doch recht komplexen Materials gar nicht so einfach gewesen zu sein schien. Das ist denn aber auch Meckerei auf hohem Niveau, denn immerhin bekamen die Fans auf diesem Wege die Möglichkeit geboten, zwei sehr unterschiedliche Musiker in einem eher intimen Rahmen in einer sehr interessanten Kombination erleben zu dürfen, die obendrein auch auf der emotionalen Ebene wunderbar zu funktionieren schien; denn die Chemie (und nicht zuletzt der Humor) stimmte hier erkennbar. Und die Chance, mit Nina Persson nach der Show ein Selfie machen zu können, ließen sich die ganzen Cardigans-Fans im Publikum denn natürlich nicht entgehen. James Yorkston nahm es gelassen hin - denn auf diese Weise hatte er ja die Möglichkeit, indirekt selbst zur Selfie-Generation aufschließen zu können.

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Surfempfehlung:
www.jamesyorkston.co.uk
www.instagram.com/theninapersson
www.youtube.com/watch?v=lSi2bTLFAZo
twitter.com/jamesyorkston
www.facebook.com/jamesyorkstonathletic
www.facebook.com/ninaperssonofficial
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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