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Konzert-Bericht
 
Space Age Blues

Friends Of Dean Martinez
Locas In Love

Köln, Gebäude 9
28.05.2002

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Friends Of Dean Martinez
Sowohl Locas In Love wie auch die Friends Of Dean Martinez spielten ja kaum zwei Wochen vorher bereits zusammen auf dem legendären Orange Blossom Festival im Weserbergland - man kannte sich also bereits. Allerdings waren die Bedingungen dortselbst ein wenig anders als in Köln, wo die Leute halt nun mal gekommen waren, um die Friends Of Dean Martinez zu sehen. Insofern hatte es Locas-Präsident Björn auch dieses Mal schwerer, die Menge mit seinen gutgemeinten Sprüchen in seinem Sinne zu konditionieren. Der Gedanke allerdings, mit der Zunge in der Backe anzukündigen, daß die FODM an diesem Abend ausfallen sollten, kam dann gar nicht so gut an.
Die Locas kämpften an diesem Abend zudem auch ein wenig mit dem Sound und blieben - sagen wir mal - an der einen oder anderen Note hängen. Insofern haderte dann ihr charmantes Potpourri selbstgeschriebener Americana Songs mit deutschen Texten zumindest zeitweise mit der technisch kongenialen Umsetzung. Das war schade, denn auch wenn Björn zwischendurch auch immer gerne Spaß macht: Bei den Songs soll man ernst bleiben. Und die waren natürlich wieder - trotz der hakeligen Darbietung - allererste Klasse. Nachdem die Band dann nach dem letzten Song noch den allerletzten ankündigte, gab's eine Überraschung: Die FODM fielen doch nicht aus, und so hatte Bill Elm dann auch Zeit und Muße, den Locas mit seiner Steel Guitar bei der gelungenen Neuinterpretation des soeben "von Bill für die Locas geschriebenen" Klassikers "Daydream Believer" unter die Arme zu greifen.
Dann war's aber Schluß mit lustig und es wurde gaaanz ernst. Die Bühne verhüllte sich in vielsagendes Dunkel und die drei FODM begannen schwerwiegend ihr Tun. Im Gegensatz zum verkürzten Gig in Bekehrungen, war an diesem Abend natürlich Zeit genug und so ließen es sich Elm und co-Gitarrist Mike Semple auch nicht nehmen, die übliche psychedelische Feedbackorgie zum Beginn auf ca. 10 Minuten auszudehnen. Dann ging es gemächlich, nicht ohne Druck und mit erheblichem Soundvolumen in's eigentliche Oeuvre. Was beim OBS nur in Ansätzen zu erkennen war, offenbarte sich bei dieser Show dann in voller Grandiosität: Die FODM haben jedwede Bodenhaftung aufgegeben und bewegen sich immer mehr ins Zentrum des Seins. (Das ist jetzt im Kubrick'schen Sinne gemeint!) Das, was die beiden Jungs da aus ihren schätzungsweise 20 Effektgeräten rausholen, klingt nach wenigstens 22 und hat mit Musik nix mehr zu tun. Das ist zuweilen schiere Magie. Noch eine kleinliche Bemerkung am Rande: Elm bearbeite sein Instrument großteils mit einen Ebow, was die langgezogenen Töne erklärte. Daneben muß aber festgehalten werden, daß er - entgegen mancher Aussage - keine Pedal-Steel-Gitarre spielte, sondern seine Steel Gitarre mit einem Pedal steuerte. Ein kleiner, aber feiner Unterschied, der Profis so einiges verständlich machen dürfte. Egal: Dazu trommelt sich Dave LaChance zuweilen die Seele aus dem Leib und stolpert dabei auch manchmal bis fast in den Abrund - was aber immer noch besser und kurzweiliger ist, als wie ein Metronom den Takt zu halten. Doch wo soviel Lob ist, muß nach guter deutscher Manier auch Kritik sein. Diese liegt darin begründet, daß Elm & Co. ihren Stil ein wenig zu selbstsicher perfektioniert haben. Und so schleicht sich dann - besonders bei den Coverversionen - eine gewisse Routine ein, die dazu führt, daß - wenn man sich nicht auf die Performance konzentriert - die Chose ziemlich beliebig klingen kann. Im vorangegangenen Satz ist aber das Wörtchen "wenn" zu beachten. Denn wenn man sich die Mühe macht, sich auf den Flow von Elm und Semple einzulassen, ist die kosmische Space-Opera nämlich keine Sekunde langweilig (auch so ganz ohne Gesang). Perfiderweise ist das bei den abwechslungsreicher arrangierten Scheiben z.T. anders. Aber vielleicht liegt ja gerade in diesem Widerspruch der Reiz. Ein Wort muß noch zu den Coverversionen gesagt werden: Da beweisen die Jungs stets ein sicheres Händchen und einen guten Geschmack. Neben "Like A Hurricane" - das nach den Aussagen eines anwesenden Musikkundigen erkennbar mit Gershwins "Fly Me To The Moon" verquickt war, flocht Elm bei "Amazing Grace" noch die amerikanische Nationalhymne ein und bewies so seinen Status als musikalischer Querdenker. Ansonsten gab's noch "Summertime", "All The Pretty Horses" und u.a. "Sleepwalk" - was indes jetzt nicht so spannend war, da das eh ein Stück ist, welches für Slide-Gitarre ausgelegt ist und dem Elm so nichts recht Neues abgewinnen konnte (außer dem psychedelischen Faktor). Ansonsten war dies aber eine sehr schöne und logische Show, die - trotz der vorangerückten Stunde - kaum jemand vorzeitig verließ. Was ja immer ein gutes Zeichen ist. Auch die Tatsache, daß die Show nicht schlecht besucht war, obwohl es doch "nur" eine Instrumentalband war, die hier aufspielte, läßt ja wieder an das Gute im Menschen glauben.

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Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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Mehr über Friends Of Dean Martinez:
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