Der erste Lichtblick auf der Bühne waren Readymade. Die Wiesbadener spielten unangekündigt, unerkannt von weiten Teilen des Publikums, und waren trotzdem ungemein gut. Nachdem sie vor vier Wochen beim Konzert in Krefeld eine Gitarre bei der Zugabe "Stromgitarre" (unabsichtlich) gehimmelt hatten, spielten sie dieses Mal das fragliche Stück früh im Set, das neben der neuen Single "The Graduate" vor allem aus den Songs ihres ausgezeichneten kommenden Albums "The Feeling Modified" bestand, nett garniert mit den "Oldies" "Supernatural" oder "All These Things". Klasse!
Unerwartet gut waren gleich anschließend Die Happy, die sich wohltuend vom folgenden Stumpfsinn abhoben. Okay, sie erfinden den Rock N Roll auch nicht gerade neu, aber ihre poppigen Rocksongs bzw. rockigen Popsongs sprühten live über vor Energie und waren dabei jederzeit abseits aller Klischees gefällig. Sängerin Marta, ohne Frage der große Pluspunkt der Band, übertrieb es zwar ein wenig mit der Publikumsanimation, aber ein bißchen Stimmung hatten sich Die Happy ohne Frage auch am späten Nachmittag verdient.
Würde das Stimmungsbarometer an musikalische Qualität gekoppelt sein, es hätte bei der nächsten Band in sekundenschnelle in den Keller sinken müssen. Die Beatsteaks hämmerten sich ohne Sinn und Verstand durch ihr Set - sollte wohl modern sein. Aber nicht nur mit grausam schlechten Coverversionen von "I Fought The Law" und Nirvanas "Territorial Pissings" (das Kurt Cobain ja glücklicherweise nicht mehr miterleben musste) disqualifizierte sich die Combo schnell selbst.
Die Donots waren nicht viel besser, aber zumindest brachten die Ibbenbürener neben ihrem "Keine Gefangenen"-Punk für Oberstufler und Erstsemester wenigstens noch einige Entertainerqualitäten mit - der studentischen Meute unter dem MTV-Kamerakran schien es jedenfalls zu gefallen.
Für einen Kulturschock sorgte dann Soul-Lady Joy Denalane, denn der Sound der Tochter einer Deutschen und eines Südafrikaners wollte so gar nicht zum Rest des Programms passen. Die "afrogermanischen" Klänge verdankten dem HipHop (Musik) ebenso viel wie dem klassischen Soul (Stimme), und obwohl das alles gut gemacht war - ein adäquater Ersatz für die eigentlich zu dieser Uhrzeit vorgesehenen Silverchair war Joy ganz sicher nicht.