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Konzert-Bericht
 
Lässige Beiläufigkeit

Sam Evian
Acua

Köln, Bumann & Sohn
03.10.2024

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Sam Evian
Eigentlich sollte man meinen, dass Sam Evian viel zu beschäftigt ist, um auf Tour zu gehen, aber für einen kurzen Abstecher nach Europa, um sein famoses aktuelles Album "Purge" vorzustellen, hat es dann zum Glück doch gereicht. Als Produzent von Widowspeak, Katie Von Schleicher, Johanna Samuels, Anna Burch, Courtney Marie Andrews, Big Thief oder zuletzt auch Kate Bollinger ist der vielbeschäftigte Klangkünstler stets darauf bedacht, seine Klienten in ein perfektes Licht zu setzen, seinem neuen Solowerk dagegen verordnete der sympathische Tausendsassa, der in Upstate New York heimisch ist, einen betont sorglosen Live-im-Studio-Sound, der mit beiläufiger Lässigkeit glänzt und beim Gastspiel in Köln selbstverständlich auch auf der Konzertbühne begeistert.
Während sich andere Bands nach einer Studio-Produktion erst einmal den Kopf zerbrechen müssen, wie sie ihre neuen Lieder live umsetzen können, macht Sam Evian, der eigentlich Sam Griffin Owens heißt, auf der kleinen Bühne im Bumann & Sohn einfach dort weiter, wo er im Studio aufgehört hat. Für seine abwechslungsreichen Songs mit power-poppigem Retro-Flair, in denen sich die üppigen Handmade-Produktionen von Harry Nilsson oder George Harrison aus den 70ern spiegeln und die auch Abstecher zu Funk, Disco und Soft-Rock nicht scheuen, war schon bei den Aufnahmen das richtige Gefühl wichtiger als absolute Makellosigkeit, und genau das macht nun auch den Reiz dieses wunderbar echten Konzerterlebnisses aus. Bei ihrem Auftritt in der Domstadt, der wie das neue Album mit "Wild Days" beginnt und bei der Zugabe mit John Lennons nah am Original interpretierten "Watching The Wheels" endet, faszinieren Evian und seine drei traumhaft gut eingespielten Mitstreiter Sean Mullins (Drums), Joshua Crumbly (Bass) und Liam Kazar (Gitarre und zum Niederknien schöne Harmony Vocals) mit einem herrlich ungezwungenen Vibe und unbändiger Spielfreude und zelebrieren rund 80 Minuten lang fantasievoll und empathisch die pure Freude am Musikmachen und haben - oft einander zugewandt - mehr Spaß daran, in den Songs neue Drehungen und Wendungen zu finden, anstatt sie einfach nur möglichst perfekt zu reproduzieren.

Praktisch nach jedem Song gibt es strahlende Gesichter oder Gelächter auf der Bühne, weil, absichtlich oder nicht, wieder mal etwas anders war als am Tag zuvor. Passend dazu haben die Musiker zwar Zettel mit Songtiteln zu ihren Füßen, das Ganze nennt sich aber nicht "Setlist", sondern "Set Ideas", und tatsächlich rutscht mit der superentspannten letztjährigen Single "Life Go Low" eine echte Rarität kurzfristig ins Programm, die noch nicht mal auf dem Ideenzettel zu finden ist, und bei der Zugabe darf das Publikum spontan entscheiden, ob es eine schnelle oder langsame Nummer sein darf. Die Kölner entscheiden sich für schnell und werden für diese gute Wahl mit dem heimlichen Highlight des ganzen Sets, dem im Vergleich zur LP-Fassung deutlich rasanteren und euphorischeren "Why Does It Take So Long" belohnt. Dass Evian – bisweilen mitten im Song – von der Gitarre ans Keyboard und bei "Rollin' In" sogar zum Saxofon wechselt, unterstreicht nicht nur, wie vielseitig er ist, sondern betont auch den "Nichts muss, alles kann"-Ansatz, der dafür sorgt, dass die Zeit wie im Flug vergeht. Schöner hätte man sich dieses Konzert kaum ausmalen können.
Den tollen Abend perfekt macht derweil die Vorgruppe Acua, die ein ähnliches Faible für britische Pop- und Rockmusik von gestern hat, wenngleich Sänger/Gitarrist Patrick Braun, Bassist Igor Franjić und Schlagzeugerin Caro Prinz dabei zumeist ein, zwei Jahrzehnte später als Evian unterwegs sind, um aus einer Vielzahl alter Versatzstücke ihren eigenen Sound für Gegenwart und Zukunft zu formen. Die inzwischen mit der sehr wirkungsvoll eingesetzten Keyboarderin Maja Bjeljac zum Quartett erweiterte Psych-Pop-Band aus Köln lässt schon seit einigen Jahren mit feinen Alben, stilvollem Artwork und nicht zuletzt auch immer wieder internationalen Gastspielreisen in Japan oder Nordamerika aufhorchen und stellt sich dabei ganz in den Dienst der Musik. Bei den Ansagen zwischen den Songs bisweilen sympathisch unbeholfen, blüht die Band beim Spielen richtig auf, wenn sie für ihren herrlich ambitionierten und bemerkenswert druckvollen Indie-Rock-Sound althergebrachte Psychedelia und Zeitgeist-Indie-Pop mit Schlenkern zu New Wave, Space-Age-Electronica und einem Hauch von Prog verbindet und dabei so viele Facetten zeigt, dass sie all ihre Ideen in ihrem kurzweiligen 45-Minuten-Supportset kaum abgebildet kriegt. Chapeau!

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Surfempfehlung:
www.samevian.com
www.instagram.com/sam.evian
www.facebook.com/SamEvian
acuamusic.com
www.instagram.com/acuamusic
www.facebook.com/ACUAMUSIC
Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-


 
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