Das heißt: "Show" ist in diesem Zusammenhang dann wirklich kein geeignetes Wort den Act der Selbstzerstörung zu beschreiben, den der ehemalige Lemonheads-Vorsitzende als erneuten Tiefpunkt seiner seit Jahren andauernden Downward-Spiral hier inszenierte. Offensichtlich vollkommen zugedröhnt brachte der Meister hier nicht einen einzigen Song vollständig oder vernünftig unters Volk. Entweder seine Stimme versagte - oder er vergaß den Text, verspielte sich und ließ ganze Akkordfolgen und Strophen aus - selbst von Songs, die er schon 1.000 Mal zuvor gespielt hatte und meist alles zusammen. Für die Zuschauer - insbesondere jene, die bereit gewesen wären, dem Meister aufgrund seiner früherer Leistungen eine gewisse Hochachtung entgegenzubringen, war das nur schwer zu ertragen und geradezu unangenehm.
Das Festival selbst ging dann einen Tag später nachmittags gegen 15:00 Uhr los - mit der üblichen Entscheidung, in welcher der insgesamt sechs Spielstätten im Kongress-Zentrum De Oosterpoort man denn seine Odyssee beginnen wollte - denn die ersten Shows gingen um 16 Uhr zunächst in drei Spielstätten los, so dass keine echte Entzerrung des Publikumsandrangs stattfinden konnte. Im sogenannten "Kleinen Saal" - der zweitgrößten Spielstätte - begann die Sache für uns mit einem Auftritt des aus Khalid Yassein, Devan Glover und Andrew Oliver bestehenden, für die Live-Präsentation um eine Rhythmusgruppe erweiterte, kanadische Trios Wild Rivers . Die Band hatte sich im Vorfeld ihrer Europa-Tour etwas recht Originelles einfallen lassen und vor wenigen Monaten eine neue LP namens "Never Better" veröffentlicht, die mit ihrem positiv konnotierten Titel den optimistischen Seinszustand der Musiker an diesem Punkt ihrer Karriere demonstrieren sollte. Die Fans hatten sich dann gewundert, dass auf dieser LP nur acht Titel zu finden waren, von denen der letzte auch noch ein Instrumental war, das den Titel "Interlude" trug. Was das sollte, war wenige Tage vor der Tour dann dadurch deutlich geworden, dass Wild Rivers eine zweite LP namens "Better Now" herausbrachte, die dann weitere Tracks aus den Aufnahmesessions enthielt. Nun ja. Entsprechend des selbst neu definierten künstlerischen Selbstbewusstseins traten die Wild Rivers dann als gut geöltes, souverän agierendes, routiniertes Folkpop-Ensemble auf, das auf der Bühne dann gerne auch mal die rockigeren Elemente ihres Materials ins Zentrum stellte - und machte dabei auch keine schlechte Figur - auch wenn die Americana-Aspekte ihres Tuns dann ein wenig in den Hintergrund traten, denn oft genug handelt es sich bei den Wild Rivers Songs eher um Soul- oder Jazz-inspirierte Angelegenheiten. Ein bisschen litt die Show dann allerdings unter der demonstrativ zur Show gestellten, einstudierten und recht unpersönlich sterilen Präsentation. Eine echte Verbindung zum Publikum suchten die Wild Rivers jedenfalls nicht. Auch nicht nach der Show, denn Autogramme wollten die Kanadier nicht geben.
Derweil hatte im Foyer die Show der Wayne Graham Band begonnen. Tatsächlich handelt es sich dabei nicht um die Band eines Musikers namens Wayne Graham, sondern um das Projekt der beiden Brüder Hayden und Kenny Miles, die ihre Combo nach den Vornamen ihrer beiden Großväter benannt hatten. Seit Kindheitstagen machen die aus dem ländlichem Whitesburg im Staate Kentucky stammenden Miles-Brothers zusammen Musik und haben sich dabei kompromisslos auf die Spuren großer Americana Ahnen wie z.B. Neil Young oder Wilco (um mal etwas Neueres zu nennen) begeben. Obwohl ihr letztes Album "Bastion", das sie auf ihrer aktuellen Tour präsentieren, vor allen Dingen durch zurückhaltende, psychedelische Akustik-Arrangements auffällig wird, lieferten die Herren in Groningen eine klassische Schweinerock-Show, bei der die vorgenannten Finessen im allgemeinen Roots-Rock-Schmäh versandeten und sogar der Umstand, dass sich Hayden und Kenny mit dem Leadgesang abwechseln (der eine an der Gitarre, der andere am Drumkit) nicht besonders prägend erschien.
Im sogenannten Basement - einem kleinen Keller-Club, in den nur hereinkommt, der willens ist, sich vorher lange anzustellen - trat mit Jack Browning ein besonderer Songwriter-Schrat ans Mikro. Jack begrüßte das Publikum mit allerlei "Howdys" und "How Y'all Doins" - wie das Südstaaten-Musikanten halt nun mal so machen - überraschte dann aber dadurch, dass er nach seinem ersten akustischen High-Lonesome-Country-Ditty die Menschen im Basement auf Holländisch ansprach. Wie sich dann aber rausstellte, kommt der Mann weder aus den Südstaaten noch aus den Niederlanden, sondern aus London. Er gehört halt zu den Musikern, die im falschen Land geboren worden sind und lieber amerikanische als englische Musiktraditionen pflegt (und ein Jahr lang auch in den Niederlanden gelebt hat). Humor hat Browning auch, wie die Lyrics etwa seines Songs "Champagne Taste" verraten: "I've got a champagne taste - but lemonade money… My life's a joke but the punchline Isn't even funny." Das machte Spaß und war kurzweilig - auch wenn es mit einer Band sicherlich noch effektiver funktioniert hätte.
Ein besonderes Event zeichnete sich dabei als Tages-Higlight im großen Saal des Oosterpoort ab. Dort gab es nämlich eine Show des Big Star Quintet . Dabei handelt es sich um eine Reinkarnation der legendären 70er Rocker Big Star. "Reinkarnation" deswegen, weil außer des Drummers Jody Stephens alle anderen Mitglieder der Band - Alex Chilton, Chris Bell und Andy Hummel - schon lange verstorben sind und seither bei gelegentlichen "Reunions" von einer wechselnden Allstar-Cast ersetzt werden müssen. Dieses Mal mit dabei waren Jon Auer (The Posies), Chris Stamey (The db's), John Stirrat und Pat Sansone (beide Wilco und The Autumn Defense). Nur Ken Stringfellow (ebenfalls The Posies), der bis zum Tode von Chilton und Hummel im Jahre 2010 zur Besetzung gehört hatte, war dieses Mal nicht mit dabei. Der Anlass der aktuellen Konzertreihe ist dabei das Jubiläum der Veröffentlichung der zweiten Big Star-Scheibe "Radio City" vor 50 Jahren. Mal abgesehen davon, dass eine solche Besetzung natürlich schon beeindruckt und die Show aufgrund der selbstlosen Hingabe der Musiker auch berührte - und dass Jody Stephens auch für eine Gesangseinlage das Schlagzeug stehen ließ -, machte sich bemerkbar, dass die hakeligen, schwerfälligen Retro-Rock-Songs von Big Star im Laufe der Jahrzehnte ja nicht unbedingt besser geworden sind. Das war dann eher etwas für die Veteranen im Publikum, die sich am Glanz der Big Star Legende erfreuen konnten.
Gleich darauf gab es im kleinen Saal ein Gastspiel der kapriziösen Songwriterin Jessica Pratt . Im klassischen Sinn ist Jessica nun wirklich kein typischer Americana-Act. Auf ihren Scheiben demonstriert Jessica Pratt stets eine gewisse Zurückhaltung in Sachen Westcoast-Folk mit jazzigem Einschlag - auch wenn sie auf ihrer letzten LP "Here In The Pitch" ihr Repertoire arrangementstechnisch ein wenig in Richtung Psychedelia und Retro-Hippie-60s Pop aufgebohrt hatte. In Groningen gab es weder das Eine noch das Andere. Mit ihrer - wie sie selbst auf Stühlen sitzenden - Band entfaltete Jessica Pratt in Groningen mit konsequent geschlossenen Augen ein eher atmosphärisch und jazzig anmutendes, intimes Alternativ-Szenario (das Kollege Carsten Wohlfeld ganz richtig als "eigensinnig" charakterisierte) im Gegensatz zum ansonsten bodenständigen Roots-Geschehen auf dem Festival. Großes Entertainment gab es dabei nicht wirklich. Allerdings wirkte Jessica selbst auch nicht ganz so distanziert, wie ansonsten üblich und forderte mit ihrer intim anmutendenden Performance die Aufmerksamkeit des Publikums erfolgreich ein - und machte den Saal somit kleiner, als er tatsächlich ist. In dem Sinn: Ein richtiger Stadien-Act wird aus Jessica Pratt also so schnell nicht werden.
Im Foyer war derweil der schwedische Songwriter Jesper Lindell mit seiner Band angetreten. Lindell hat sich für seine Studioproduktionen ein klassisches, kollaboratives Miteinander auf die Fahnen geschrieben, das seinen intelligent komponierten, souligen Songs ein dynamisches Eigenleben verleiht, welches letztlich an das erinnert, was The Band dereinst (mit oder ohne Dylan) in Woodstock (dem Ort - nicht dem Festival) vorexerziert hatten. In Groningen spielte die Band mit Gusto und Verve auf und gefiel durch das ungewöhnliche Line-Up, in dem Fidel, Orgel und Mandoline gleichwertig mit den Gitarren für Akzente sorgt. Schade eigentlich nur, dass es ausgerechnet bei der gut frequentierten Bühne in der Mitte des Gebäudes immer so düster ist, dass man die Musiker auf der Stage nur aus nächster Nähe überhaupt erkennen kann.
Ebenfalls seit einigen Jahren hat sich beim Take Root Festival mit dem sogenannten Attic - einer bestuhlten Spielstätte auf der ersten Etage - eine Plattform insbesondere für akustische Acts etabliert, wo dann auch gerne Newcomer zeigen können was sie drauf haben. Dieses Mal war es die 17-jährige Irin Muireann Bradley, die das Publikum mit ihrer charmanten und virtuosen Performance in Beschlag nahm. Dem Vernehmen nach hat sich Muireann bereits im Alter von sieben Jahren mit dem Blues-Fieber infiziert und sich im Laufe der Jahre durch eifriges Üben den Ruf einer versierten Virtuosin erworben. Bislang ohne die Absicht, eigene Songs zu schreiben, hat sich Muireann darauf spezialisiert, Cover-Versionen von Alt-Bluesern wie Mississippi John Hurt, Reverend Gary Davis, Memphis Minnie oder Elisabeth Cotten zu spielen, die sie unter anderem auf ihrer ersten LP, dem live im Studio eingespielten "I Kept These Old Blues" versammelt hat. Auch für Dylans "Don't Think Twice" hatte Muireann noch Platz im Repertoire. Das Interessante dabei ist der Umstand, dass sie alle Tracks in einer wahnwitzig flinken Fingerpicking-Technik spielt - egal wie relaxed und entspannt die Original-Einspielungen gewesen sein mögen. Jools Holland und diverse Late Night Show Programme hat Muireann mit diesem Ansatz bereits überzeugt. Das Publikum in Groningen mit Sicherheit auch. Sicherlich war das denn die Entdeckung auf dem diesjährigen Take Root.
Mary Gauthier und ihre Partnerin Jaimee Harris hatten bereits vor zwei Jahren, beim Take Root 2022 gemeinsam aufgespielt. Damals ging es aber darum, die Songs des Gauthier-Albums "Dark Enough To See The Stars" zu präsentieren. Das Album "Boomerang Town" von Jaimee Harris war zu dieser Zeit noch gar nicht erschienen. Der Anlass für die aktuelle Tour des Paares ist ein anderer: Es galt die Vinyl-Veröffentlichung von Mary Gauthiers 2001er Albums "Drag Queens & Limousines" zu feiern und zu würdigen und Marys inzwischen vorliegendes Buch "Saved By A Song" zu promoten. Mal abgesehen davon, dass sich Mary und Jaimee auf der Bühne prächtig ergänzen, sich die musikalischen Bälle zuspielen, sich im Gesang abwechseln und locker miteinander jammen, fand die eigentliche Show eigentlich erst nach der Performance statt, als sich Mary und Jaimee den Fans zu Small-Talk, zum Signieren und Fotografieren präsentierten - und dabei auf charmante Weise mehr Merch verkauften als so manche Künstler in ihrer gesamten Karriere loswerden können. Dabei gab es nicht nur Marys Vinyl-Scheibe, sondern Jaimees Album, T-Shirts, Bolo-Ties mit Flaschenöffner, Buttons und Käppies, sondern vor allen Dingen auch Marys Buch zu erwerben - das dann auch stapelweise über den Tresen ging. Auf jeden Fall stehen Mary Gauthier und Jaimee Harris in der vordersten Riege von Musikern, die keine Mühe damit haben, sich mit ihren Fans gemein zu machen.
Im großen Saal hatte sich derweil Sam Beam mit seinem Kleinorchester Iron & Wine eingerichtet um die Songs des aktuellen, siebten Albums "Light Verse" zu performen. Zum Line-Up gehörten dabei neben zwei Streicherinnen, einem Hammond-Organisten und einer weiblichen Rhythmusgruppe - die allesamt auch gesanglich eingebunden wurden - ein ebenfalls auf der Bühne installiertes Künstler-Duo, das mit zwei Overhead-Projektoren, farbigen Folien, Schattenspielen und diversen Gewebe-Schablonen abstrakte, aber auch funktionelle Muster und Bilder auf ein hinter und über den Musikern aufgespanntes Backdrop projizierten - und zwar live im Takt bzw. Flow der Musik. Das ist eine Art von visueller Unterstützung, die man sich vergleichbaren Konzertveranstaltungen oft vergeblich wünscht. Und auch musikalisch brillierte das Ensemble, denn schließlich haben Iron & Wine mit nur noch halbnickelig gebrochenen, angenehm zu Ohren gehenden Pop-Songs wie "Sweet Talk" auch echte Ohrwürmer im Angebot.
Im Foyer hatten dann Jenny Don't And The Spurs mit dem Kunstnebel und der Nicht-Beleuchtung zu kämpfen. Zwar gelang es der lebhaften Truppe aus Portland, Oregon mit ihren Mix aus Cow-Punk, Country-Rock, Psychedelia und Honky Tonk, ihren amüsanten Grand-Ole-Opry-Outfits und der lebensbejahend körperaktiven Performance die Sache zumindest musikalisch zum strahlen zu bringen - aber gesehen hätte man das dann doch ganz gerne. Jenny Connors (wie sie richtig heißt) und ihre Mannen gehören dabei zu jener Spezies von Musikern, die zwar ihre Musik - nicht aber sich selbst - sehr ernst nehmen und alles tun, was für eine unterhaltsame Performance förderlich sein könnte. Sie hatte dann auch kein Problem damit, im Nachgang der Show den Fans Autogramme zu geben, während ihre Jungs das Material von der Bühne räumten.
Alynda Segarra a.k.a. Hurray For The Riff-Raff hat zumindest ein gespaltenes Verhältnis zu Deutschland. Jedenfalls wurde ihre aktuelle LP "The Past Is Still Alive" zwar bei einem Major-Label unter "ferner liefen" veröffentlicht - aber nicht promotet und auf Tour lässt sie sich mit ihrer Band auch so gut wie nie bei uns blicken. Außerhalb von Deutschland sieht das etwas anders aus und beim Take Root Festival war die quirlige Songwriterin bereits zum wiederholten Male zu Gast - und wurde dementsprechend auch ordentlich gefeiert. Während das neue Album etwas ruhiger geraten ist und deutlicher als bislang gewohnt in eine akustisch befeuerte Country-Richtung zielt, ließ es sich Alynda nicht nehmen, zusammen mit ihrer Band dennoch ordentlich loszurocken, auch in den balladeskeren Momenten eine lebhafte Energie an den Tag zu legen und oft und gerne über die Bühne zu wirbeln - zumindest nachdem einige technische Probleme mit ihrem Gitarrenkabel in den Griff bekommen werden konnten. Witzig dabei, wie sie dabei immer wieder die Zunge herausstreckte und über die Oberlippe klappte, um sich besser auf die Akkordfolgen auf der akustischen Gitarre konzentrieren zu können.
Aufgrund von Absagen waren Giant Sand als Nachrücker ins Line-Up mit aufgenommen worden. In der Pandemie-Ausgabe des Take Root Festivals war Mastermind Howe Gelb ja bereits mit dem belgischen Ensemble The Colorist Orchestra zu Gast gewesen. Damals neu mit dabei war Töchterchen Talula, die bei dieser Show erste Gesangseinlagen beisteuerte. Heutzutage gehört Talula - neben Brian Lopez (dieses Mal am Bass) und Giant Sand-Urgestein Tommy Larkins an den Drums - zum Giant Sand-Stammpersonal - und übernimmt zunehmend auch Lead-Vocal-Partien wie etwa bei den Coverversionen "Femme Fatale" und "We'll Meet Again". Howe Gelb selbst hatte sich eine Grubenlampe über seine Mütze gestülpt und betätigte sich als singender Leuchtturm, während sich Talula im Cowboy Outfit im Hintergrund mit einer Art Marlene Dietrich-Impression versuchte - was den Giant Sand-Klassikern wie "Shiver" noch mal neue Perspektiven eröffnete. Als gegen Ende der Show das Publikum nach einem weiteren Song verlangte, stellte sich der Meister hin und fragte "What don't you wanna hear" - um dann (ohne eine Antwort abzuwarten) noch einen Song dranhängte.
Da es gilt, den strikten Zeitplan mit dem Midnight-Curfew im Oosterpoort einhalten zu können, beginnen die letzten Shows auf dem Take Root traditionellerweise bereits vor 23 Uhr. Stephen Wilson Jr. spielte demzufolge mit seinem psychedelisch vorbelasteten Pedal-Steel-Player im kleinen Saal zum Zapfenstreich auf. Der Mann aus dem Staat Indiana hat soeben einen Song mit dem eigenartigen Titel "Father's Søn" eingespielt - als der er sich dann auch vorstellte. Mit der bärbeißigen Inbrunst eines Bruce Springsteen präsentierte Wilson seine Männerschmerz-Elegien in einem ruppig/schrammeligen Solo-Setting mit einem gewissen Rock-Drive und den psychedelischen Soundscapes, die sein Partner mit der übersteuerten Pedal-Steel-Gitarre - nun ja - beisteuerte. Das erinnerte dann an den Sound von Bill Elm und seinem seit langer Zeit inaktiven Projekt Friends Of Dean Martinez, der diese Art der Zweckentfremdung des Instrumentes vor 30 Jahren etabliert hatte. Um seine Songs und Geschichten schien es Wilson bei all dem gar nicht so sehr zu gehen. Jedenfalls standen die doch recht eigenwilligen Gitarren-Attacken des Meisters erkennbar im Zentrum seiner Performance.
Da das Team des Oosterpoort in den letzten Jahren die Kunst der betreuten Auskehr perfektioniert hat und nachdem der letzte Ton von der letzten Spielstätte verklungen ist, die Fans freundlich aber nachdrücklich aus dem Gebäudekomplex hinauskomplimentierten, gibt es so etwas wie eine Aftershow-Party beim Take Root Festival nicht wirklich. Das war aber auch nicht nötig, denn aufgrund des breit gefächerten Programms hatte jeder - zumindest musikalisch - auf seine Kosten kommen können. Und wer noch Bedarf am Nachbrennen hatte, der folgte dann dem Kneipen-Radar der schottischen und irischen Fans (von denen es eine ganze Menge auf dem Festival gab).
In diesem Jahr gefiel das Programm dann durch ein stilistisch recht breit aufgestelltes Angebot und eine im Vergleich entspannte Atmosphäre. Das einzige, was noch ausbaufähig erscheint, wäre eine verbesserte Anbindung des Rahmen-Angebotes - denn was die Versorgung mit den aktuellen Tonträgern der teilnehmenden Acts betrifft, gab es bedenkliche Lücken und auch die Autogramm-Sessions mit der Koalition der Willigen hätte etwas besser koordiniert werden können und die Schlangen an den Food-Ständen waren grundsätzlich länger als jene vor den Venues. Ansonsten aber war auch dieses Take Root Festival wieder der Place To Be für alle Freunde originärer Americana und Roots-Sounds.
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