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Konzert-Bericht
 
Mit traurigen Songs zum Glück

Emily Barker

Rees-Haldern, Haldern Pop Bar
09.02.2025

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Emily Barker
An die besonders schönen Konzerte erinnert man sich gerne. Fast zehn Jahre ist es her, dass Emily Barker zuletzt in Haldern zu Gast war, aber ihr Auftritt in der Pop Bar ist ihr auch bei ihrer Rückkehr noch in bester Erinnerung - und vielen im Publikum geht es ähnlich. Trotzdem ist nicht alles beim Alten, denn in der Zwischenzeit ist bei der australischen Singer/Songwriterin privat wie musikalisch viel passiert. Die an diesem Abend auf den ersten Blick auffälligste Veränderung: Während sie damals noch solo unterwegs war, steht sie nun gemeinsam mit Schlagzeuger Rob Pemberton und Bassist Alex Heane auf der Bühne, und auch die Setlist hätte kaum unterschiedlicher sein können: Gerade mal ein Lied ist von damals übriggeblieben! Ein herrlich altmodischer Folk-Pop-Konzertabend mit großem Wohlfühlfaktor wird es dennoch aus dieses Mal.
Auch der Supportact kommt aus Australien, hat aber seit einem Schüleraustausch vor vielen Jahren ein Herz für Nordrhein-Westfalen. Tatsächlich scheint die inzwischen in Großbritannien heimische Liz Stringer bei ihrem kurzen 3-Song-Set genauso viel Freude daran zu haben, bei ellenlangen Ansagen ihr - beeindruckend perfektes - Deutsch zu entstauben wie ihre Songs zu spielen, mit denen sie Persönliches geschickt mit gekonntem Storytelling verbindet und am Ende von der Gitarre ans Keyboard wechselt, um mit ihrer just erschienenen neuen Single "The Second High" den Bogen von klassischen Singer/Songwriter-Tugenden zu einem Hauch von Soul-Feeling zu schlagen.

Emily Barker kann es danach kaum erwarten, auf die Bühne zu kommen. Vielleicht auch durch die Sorge angetrieben, sonst nicht das komplette Set vor der strikten Curfew spielen zu können, entscheidet sie kurzentschlossen, schon fünf Minuten vor der verabredeten Auftrittszeit loszulegen -- und spielt erst einmal ausschließlich Nummern von ihrer aktuellen LP, "Fragile As Humans", die spürbar persönlich ausfallen und all die Herausforderungen widerspiegeln, mit denen sich die Musikerin während der Pandemie und darüber hinaus konfrontiert sah.

Im Spannungsfeld von Verlust, Hoffnung und Resilienz ist "Fragile As Humans" als emotionale Reise angelegt, die klanglich an das bisweilen wunderbar elegische Vorgängerwerk anschließt, passend zu den Texten streckenweise aber auch mehr wohlige Düsterkeit verströmt. Vielleicht auch deshalb passen erst einmal keine anderen Songs dazwischen. Die erste Seite der neuen LP spielen Barker (wechselnd an Akustikgitarre, Keyboard und Mundharmonika) und ihre Mitstreiter - für ausgesuchte Nummern kommt auch Liz Stringer zurück auf die Bühne und sitzt am Keyboard - in Originalreihenfolge zu Beginn der Show, und auch danach geht es nur selten weiter zurück als zu den Liedern des Vorgängeralbums 2020er "A Dark Murmuration Of Words", auf dem sie sich Klimawandel, Rassismus, Sexismus oder den Mythen des wirtschaftlichen Fortschritts gewidmet hatte.

Den oft mit Melancholie getränkten Songs, für die Pemberton bisweilen Synth-Ambiente beisteuert und Heane den elektrischen Bass gegen einen Kontrabass eintauscht, setzt Barker betont fröhliche Ansagen entgegen, bei denen sie ganz locker aus dem Touralltag ihrer Band zwischen Köln und Liverpool erzählt - Technoclub-Eskapaden ihres Bassisten in der Domstadt und ihre Faszination für Anthony Gormleys "Another Place"-Skulpturen am Merseyside-Strand inklusive - und dabei gut unterhält, ohne besonders viel Informationen von Bedeutung preiszugeben.

Weil sie auch verrät, dass sie kürzlich den Film "A Complete Unknown" gesehen hat, darf natürlich auch ein Bob-Dylan-Cover nicht fehlen. Dankenswerterweise hat sie sich dafür keinen der abgenudelten Superhits, sondern mit "Buckets Of Rain" aus dem Album "Blood On The Tracks" eher ein Lied aus der Kategorie "Oft überhörte Klassiker" ausgesucht, das sie zur Mitte des Sets solo spielt. Die Einladung der Künstlerin, sich danach noch einen Song, womöglich eine echte Rarität, von ihr zu wünschen, lässt das Halderner Publikum danach ungenutzt verstreichen. Stattdessen verrät Barker passend zu "Sad Songs", dass traurige Lieder sie glücklich machen, und umreißt damit auch gleich sehr gut, was den Reiz ihrer Konzerte ausmacht.
Mit dem Ende des Mainsets ist dann auch die magische 22.00-Uhr-Grenze erreicht, aber aufhören wollen Barker und Co. deshalb nicht. Die drei können's auch ganz leise und singen deshalb erst einmal am Bühnenrand aufgereiht das just veröffentlichte "Bright Ideas", zu dem Pemberton und Heane herrlichen Harmoniegesang beisteuern, und verabschieden sich ebenfalls unplugged mit dem einzigen Song, den Barker schon bei ihrem ersten Besuch in Haldern im Programm hatte: "Dear River". Ein schöner Schlusspunkt, nach dem die meisten im Saal hoffen dürften, dass Barker bis zu ihrem nächsten Gastspiel am Niederrhein nicht wieder ein Jahrzehnt verstreichen lässt.

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Surfempfehlung:
www.emilybarker.com
facebook.com/EmilyBarkerHalo
www.instagram.com/emilybarkerhalo
emilybarker.bandcamp.com
www.lizstringer.com
www.facebook.com/lizstringermusic
instagram.com/lizstringeraus
Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-


 
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