Das letzte Gastspiel im KulturGüterBahnhof hat Shitney-Beers-Mastermind Maxi Haug nicht in allerbester Erinnerung. Vor fast genau zwei Jahren war die Band ohne Drummer nach Langenberg gereist und schlug sich vor einem - je nach Sichtweise zum Glück oder leider nur - handverlesenen Publikum, da müssen wir mal ehrlich sein, eher schlecht als recht. Dass ein paar Unentwegte, die damals dabei waren, nun erneut gekommen sind, freut Maxi ganz besonders, denn die Rückkehr - in kompletter Quintett-Besetzung und in einem erfreulich vollen Saal - steht unter einem ganz anderen Stern.
Im KulturGüterBahnhof erlebt das buntgemischte Publikum an diesem Samstag eine Band, die pure Freude am eigenen Tun über durchkalkulierte Perfektion stellt und damit den Geist des 90er-Jahre-Indierock, der in vielen ihrer Nummern durchschimmert, besonders authentisch einfängt. Bisweilen bekommt man hier das Gefühl, dass "Nah am Abgrund" für das Hamburger Quintett gewissermaßen die Werkseinstellung ist, aber letztlich ist es gerade diese nervöse Energie, die im KGB für die besonderen Momente sorgt, wenn Maxi zwischen den Songs alle vorher zurechtgelegten Ansagen vergisst und sich stattdessen lieber amüsant um Kopf und Kragen redet und dabei nur manchmal von Kevin Kuhn - Schlagzeuger und heimlicher Wortführer in Personalunion - gerettet wird.
Musikalisch ist das derweil ganz anders, denn da sorgen die vier Mitstreiter stets für so viel Rückendeckung, dass sich Maxi ungezwungen in facettenreichen Songs so richtig austoben kann. Denn auch wenn viele der Nummern auf der feinen aktuellen LP "Amity Island" wie "Simp" gleich zu Beginn oder "Maya Hawke" ganz Ende betont rau und wild im Indierock-Modus daherkommen, bleibt dazwischen doch viel Platz für Abwechslung: "Lachrymal Glands" ist leise und fast folkig, "N4N" glänzt mit politischer Botschaft, "Portugal" wird durch Maxis Slide-Gitarre außergewöhnlich und bei "We’re Gonna Need A Bigger Boat" kommt tatsächlich sogar ein Banjo zum Einsatz. Weil es in Langenberg keinen Supportact gegeben hatte, gibt's eine extra ausufernde Dreingabe - einige ungeplante Solonummern von Maxi inklsuive - und die Tatsache, dass diese Zugabe vorher offenbar nicht vollkommen durchgeprobt worden war, macht den besonderen Reiz aus.
|
Zunächst darf sich Maxi nach der augenzwinkernden Einleitung "Ich spiele nicht nur mittelmäßig Gitarre, sondern auch mittelmäßig Klavier" also solo an verschiedenen Instrumenten auch im ganz kleinen Setting faszinieren kann, bevor als Finale "Vladislav" auf der Setlist steht, sich aber schnell als sehr, sehr alberne Version von Haddaways Eurodisco-Evergreen "What Is Love" entpuppt, das die Band mit voller Wucht gegen die Wand fährt und dabei die Zeit ihres Lebens hat. Es ist das Ende einer herrlich verrückten, aber unglaublich kurzweiligen Shit-Show!
|