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Konzert-Bericht
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Pub-Rock auf Rezept
Dr. Feelgood
Hannover-Isernhagen, Blues Garage 12.04.2025
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Die kultige Blues Garage vor den Toren Hannovers ist ein kongenialer Auftrittsort für die Pub-Rock-Urgesteine aus England. Dr. Feelgood, 1971 gegründet, wird bei der Energie, die sich auf der Bühne entwickelt, die Gemeinschaftspraxis sicher noch ein paar Jahre betreiben, auch wenn deren Mitglieder das Pensionsalter bereits vor einer Weile überschritten haben. In traditioneller Besetzung praktizieren sie mit Instrumenten, die keine experimentelle Heilkunde erwarten lassen. Dass kein Originalmitglied mehr dabei ist, tut vielen Gralsverwaltern früherer Erfolge oft nicht gut. Anders bei Dr. Feelgood, deren Mix aus Rock, Rhythm ’n’ Blues, Rock ’n’ Roll und Blues-Rock von den Fans in der gut gefüllten Blues Garage abgefeiert wird.
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Natürlich: Die Röhre von Lee Brilleaux suchte ihresgleichen und man sollte Robert Kane nicht daran messen. Sicher: Wilko Johnson und sein Nachfolger John Mayo waren herausragende Gitarristen, aber Gordon Russell spielt ebenso messerscharfe Riffs und sein ausgedehntes Solo im "Shot Gun Blues" bleibt frei von jeder selbstgefälligen Daddelei. Dr. Feelgood sind in dieser Formation eine seit Jahrzehnten eingespielte Band. Bassist Phil Mitchell, Schlagzeuger Kevin Morris und Russel (mit einer längeren Auszeit) sind seit 1983 dabei, spielten noch einige Jahre mit Brilleaux zusammen, bis dieser kurz vor seinem 42. Geburtstag viel zu früh starb. Robert Kane kam 1999 als dessen Nachfolger hinzu, versucht gar nicht erst das heisere Röcheln seines Vorgängers nachzuahmen, sondern überzeugt mit seinem angeraut-kräftigen Gesang auch so.
Dr. Feelgood schöpfen aus einem grandiosen Backkatalog, aus dem der einzige Top-10-Hit in ihrem Heimatland, "Milk And Alkohol", herausragt. Gern greifen sie nach Songs von Blues- und Rock-Veteranen. Was sie aber dann aus dem Rock ’n’ Roller "See You Later Alligator" machen, würde einen Bill Haley erblassen lassen, dessen Hitversion aus heutiger Sicht geradezu bieder klingt. Auch "Gimme One More Shot" bedient dasselbe Genre. Mitchells pulsierender Bass und das charakteristische Da-Da-Dum-Gitarrenriff prägen "Roxette". Nicht nur hier Kanes Griff zur Blues-Harp. Der Rhythm’ n’ Blues "No Mo Do Yakamo" swingt, ebenso "Back in the Night" mit Russells den Gesang konterkarierenden Gitarrenfiguren. Das treibende "Down at the Doctors" zwingt die Patienten im Wartesaal der Blues Garage geradezu in die Bewegungstherapie.
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Dr. Feelgood beschränken sich jedoch nicht auf die Nachlassverwaltung. Vor drei Jahren kam mit "Damn Right!" ein neues Studioalbum heraus. "Mary Ann" und "Damn Right I Do" ragen zwar aus dem Live-Set nicht heraus, fügen sich aber gut ein. Den Zugabenblock beginnt die Band zunächst ohne ihren Sänger mit dem donnernden Instrumentalstück "Last Call". Stop and Go-Effekte, Mitchells Bass pumpt das Blut in die Herzkammer, Morris‘ Drums bringen das Organ zum Schlagen. Dann das berühmte Anfangsriff und die Hi-Hat-Anschläge von "Riot In Cell Block #9". Trotz großer Coverversionen von Elvis Presley bis zu den Blues Brothers auch an diesem Abend ein Knaller. Russell spielt die Gitarre hinter dem Kopf, geht anschließend auf Visite durchs Publikum, lässt auch die Galerie nicht aus. Alle sind fit und gut gelaunt für das Finale. "Route 66", nicht ganz so wild wie bei der Urformation, aber ein wunderbarer Rauswerfer. Wenngleich: Viele bleiben noch auf ein Bierchen, suchen das Gespräch mit den Musikern, lassen sich Vinyl-Platten, CDs, Poster oder Eintrittskarten signieren. Sozusagen als Rezept vom Dr. Feelgood.
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Surfempfehlung:
www.drfeelgood.org
www.dasschoenstekind.de/news/dr-feelgood/ www.facebook.com/Dr.Feelgood.Official/ music.youtube.com/channel/UCJUyUPpvOVS09aQZ3bMetlQ rpmonline.co.uk/?p=21317
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Text: -Martin Jedicke- Foto: -Martin Jedicke-
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