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Konzert-Bericht
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R.O.C.K.
"Ain't That A Lot Of Rock"-PopKomm-Abend
Köln, Bürgerhaus Stollwerck 17.08.2002
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Auch wenn sich die Bands nachher bemühten, uns zu versichern, dass es sich nicht um eine bewusste Absprache gehandelt habe - an diesem Abend in der schönen alten Schokoladenfabrik am Rhein setzten alle Bands das Motto des Abends - "Ain't That A Lot Of Rock" - perfekt um. Diejenigen, die sonst eher moderat rocken, gaben an diesem sonnigen Samstagabend richtig Gas, und Miles, auch sonst keine Kinder von Traurigkeit, lieferten einen - mit einem Wort - unglaublichen Auftritt ab. Doch der Reihe nach. Als die erste Band des Abends um kurz nach halb acht auf die Bühne kam, war so mancher Musikbegeisterte mit 72 Stunden PopKomm-Marathon in den Knochen wohl noch beim Frühstück. Schade eigentlich, denn es gab einiges zu verpassen.
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The Electric Club aus Würzburg hatten nämlich nicht nur das Motto für den Abend (und ihr Schlagzeug für Virginia Jetzt!) gestiftet, sondern auch bei ihrem allerersten Auftritt in PopKomm-City überhaupt keine Probleme, die Songs ihres Debütalbums "Come Sing Along" gewohnt professionell und charmant auf die Bühne zu bringen. Vielleicht lag es ja daran, dass sie nur gut 30 Minuten spielen durften, jedenfalls schienen sie sich in erster Linie auf die lauteren Songs der Platte à la "Everything's Completely New" zu konzentrieren und sorgten so für einen gelungenen Wake-Up-Call für die Partygeschädigten im Publikum. Ganz nebenbei stellten sie ihre hoffentlich bald erscheinende neue Single "My Dear Penfriend" vor und bewiesen einmal mehr ihre Entertainerqualitäten mit ihren locker-flockigen Sprüchen zwischen den Songs - egal, ob sie zur Freigetränke-Spende für anwesende Fast-Flutopfer aus Dresden ("obwohl Flüssigkeiten ja eigentlich unpassend sind") aufriefen oder Verstärkerprobleme des eigenen Bassisten ("erst wenn es ihm zweimal hintereinander passiert, weiß man, dass es kein Showeffekt war") kommentierten. Sehr gelungen, das!
Danach ging es in einer anderen Sprache, aber dennoch nahtlos weiter. Nach vier Tagen Partyeinsatz in der Domstadt sahen die sympathischen Berliner von Virgina Jetzt! zwar nicht so gut aus wie gewöhnlich, dafür kamen sie musikalisch aber besser rüber als je zuvor. Waren sie im letzten Jahr vor allem durch ihre coolen Sprüche zwischen den Songs und die tollen Texte denn musikalische Perfektion angenehm aufgefallen, stimmte bei den Berlinern inzwischen einfach alles, gerade weil sie an diesem Abend fahriger als sonst wirkten und die Songs schroffer klangen als gewöhnlich. "Pophymnen" beispielsweise kam dieser Umstand klar zugute, und als die vier nach einer endlosen Diskussion mit den Muskelmännern von der Security doch noch für eine lautstark geforderte Zugabe zurück auf die Bühne kamen, brannten sie mit "Angekommen" noch ein bisher in dieser Form von den VJ!s nicht gekanntes Rock-Feuerwerk ab.
Das tat allerdings auch Not, um das nichts ahnende Publikum auf die nächste Band vorzubreiten. Miles bestritten pünktlich zur Veröffentlichung ihres ersten Albums in den USA das erst zweite Konzert dieses Jahres, und fast schien es, als hätte der Bühneneingang etwas von einer Käfigtür. Wie Raubkatzen, die sich über ihr Opfer hermachen, griffen Miles - deren neue Bassistin Nina sich scheinbar mühelos ins Bandgefüge eingefunden hat - zu den Instrumenten und rockten das inzwischen zahlenmäßig recht ansehnlich Publikum kurzerhand gegen die Wand. Ohne Vorwarnung, ohne Pause, ohne Gnade. Dass sie auch durchaus filigrane Songs haben, hatten die Würzburger an diesem Abend ganz offensichtlich aus ihrem Gedächtnis verbannt und gaben stattdessen an diesem Abend nur die lautesten Kracher ihrer ersten beiden Platten à la "Baboon", "Pretty Day" oder "My Friend Boo" zum Besten. Und dazu jede Menge neue, zumeist ziemlich rifflastige Rock-Hymnen, von denen ganz besonders "Turn Back Time" (das trotz eines ungewohnt Classic-Rock-mäßigen Pianoparts glücklicherweise nichts mit dem sehr ähnlich betitelten Cher-Stück zu tun hatte) und die finale Zugabe "Teenage Dreams" hervorstachen. "Das Leben ist kein Bryan-Adams-Konzert" haben sie in ihrem Studiotagebuch unlängst geschrieben. Nein, nun wirklich nicht. Es ist ein Dinosaur-Jr-Konzert!
Danach wurde es international - aber nicht nur bedingt leiser. Chewy aus der Schweiz gingen an den Start. Wie schon wenige Wochen zuvor bei ihrem Rockpalast-Auftritt im Kölner Underground ließen auch die amüsanten Eidgenossen die ausdifferenzierten Arrangements ihrer schönen neuen Platte "Somanydynamos" zugunsten von Lautstärke und Schnelligkeit hinter sich - an diesem Abend fraglos eine gute Wahl. Denn auch so sorgten die vier für beste Unterhaltung und ließen ein durchweg zufriedenes Publikum und einen hellauf begeisterten Düsseldorfer Musikerkollegen zurück, der gar nicht glaubten konnte, dass eine Band musikalisch so perfekt und trotzdem noch so witzig sein kann. Tja, Könner halt, die mit Songs wie "Our Lives In Super 8" vom ersten Album "Whattookyousolong" den Saal gehörig zum Kochen brachten.
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Da freute es umso mehr, dass die Headliner des Abends doch einen Gang zurückschalteten. Die Poor Rich Ones aus Norwegen hatten zuvor am Devotionalien-Stand mit ihren T-Shirts und Tonträgern den meisten Platz für sich beansprucht, den Verkauf aber weitgehend den Kollegen vom Electric Club überlassen. Einen angenehm rockigen Eindruck hinterließen die Skandinavier und bewiesen dabei, dass hinter all dem Pop-Appeal und Breitwandsound, der ihnen des öfteren Vergleiche mit Sigur Ros einbringt, auch noch eine echte Rockband verborgen ist. Zumeist Stücke ihres kürzlich erschienenen Albums "Happy, Happy, Happy" wurden auf eine sehr intensive Art und Weise dargeboten, auch wenn man den Eindruck hatte, dass die Aufnahmefähigkeit des Publikums allmählich erschöpft war. Die Schuld der Norweger war dies sicher nicht! Nach mehr als fünf Stunden wurden die verbliebenen Besucher dann in die laue Sommernacht entlassen, in der Gewissheit, an diesem Abend einmal mehr eindrucksvoll vorgeführt bekommen zu haben, was es heißt, Rock mit einem großen 'R' zu schreiben. Rock on!
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Surfempfehlung:
www.theelectricclub.de
www.virginia-jetzt.de www.miles-music.com www.chewy.ch www.poorrichones.com
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Text: -Gaesteliste.de Festival Patrol (Wohlfeld & Wilhelm)- Foto: -Ullrich Maurer-
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