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For Those About To Rock...

The Von Bondies
The Datsuns

Köln, Gebäude 9
12.09.2002
Von Bondies
Arme Von Bondies. Da hatten sie letzten November im Vorprogramm der White Stripes so richtig abgeräumt, auch ohne europäischen Plattenvertrag einer Menge Fans im Handumdrehen gewonnen und sich nun auf ihre ersten Headline-Auftritte in Germany ganz besonders gefreut. Und was passierte auf dieser Tour? Alle redeten nur von ihrer Vorgruppe, und die Von Bondies waren eigentlich nicht mehr die Headliner, sondern die - wenngleich eigentlich überqualifizierte - Aftershow-Band.
Datsuns
Denn das Interesse der Medienvertreter konzentrierte sich klar auf den Supportact, die neuseeländischen Shooting-Stars The Datsuns. Und das war nur allzu verständlich, schließlich ist das Quartett von Downunder gerade zum nächsten Hype in England ausgerufen worden, ihr Debütalbum erscheint in weniger als sechs Wochen und die Zahl der Interviewanfragen waren dementsprechend genauso hoch wie die Summen, die ihr Label in die Band bereit ist zu investieren. Da schnitten die Von Bondies, nur von einem englischen Mini-Label unterstützt und mit einer in den USA bereits vor 15 Monaten erschienenen LP, natürlich vergleichsweise schlecht ab. Besonders Sänger Jason - zudem von privaten Problemen geplagt und gesundheitlich schwer angeschlagen - wirkte ziemlich angefressen.

Trotzdem ließen es sich die beiden Von-Bondies-Girls Carrie und Marcie nicht nehmen, den explosiven Auftritt der Datsuns aus Reihe eins zu erleben. Die vier jungen Herren aus Cambridge, einer Kleinstadt zwei Stunden von Auckland entfernt, legten in Köln vor größtenteils geladenen Gästen jedenfalls los, als gälte es, das Gebäude 9 schon mit den ersten drei Songs in Schutt und Asche zu legen. Sänger und Bassist Dolf jedenfalls schrie und kreischte sich wie Bon Scott selig durch die Songs, Gitarrist Christian verbrachte die meiste Zeit headbangend am Bühnenrand und sein saitenquälender Kollege Phil ließ es sich sogar nicht nehmen, ins Publikum zu springen und uns die neuseeländische Variante von Pete Townshends Windmühle zu zeigen, während Drummer Matt bemüht war, seinen Idolen Moon und Bonham Paroli zu bieten.

Passend zum Höllensound irgendwo zwischen MC5, AC/DC und Deep Purple tragen die Songs auch schöne Titel wie "Motherfucker From Hell": Stadionrock vor knapp 100 Leuten - ganz große Klasse und live noch wesentlich brachialer als auf dem keineswegs leisen Album. Für die kommende Monstersingle "In Love" waren Carrie und Marcie als Backingsängerinnen im Studio zu Gast, und auch in Köln standen die beiden Ladies bei diesem Stück mit auf der Bühne, auch wenn die etwas angetrunkene Carrie mehr damit beschäftigt war, mit Phil und Matt zu flirten/sie vom Spielen abzuhalten, als zu singen, aber hey, that's entertainment!

Als die Von Bondies dann 20 Minuten später auf der Bühne standen, war es bereits merklich leerer vor der Bühne, und leider gelang es dem Detroiter Quartett an diesem Abend auch nicht, das Publikum wirklich für sich einzunehmen. Dass Jasons Stimme völlig im Eimer und er mit den Gedanken ganz woanders zu sein schien, war noch nicht einmal schlimm, schade nur, dass die junge Band genau die innere Anspannung vermissen ließ, die nötig gewesen wäre, um aus einer guten Rock N Roll-Band mit einem Schuss Garagen-Flair eine großartige zu machen. Genau das hatten sie an gleicher Stelle ein Jahr zuvor spielend geschafft, an diesem lauen Septemberabend allerdings verpufften selbst einige der besten Songs, und den vieren auf der Bühne schien das gegen Ende der Show sogar fast egal zu sein.

Von Bondies
Es war natürlich auch alleine vom Sound her ein schwieriges Unterfangen: Denn während die Von Bondies als undergroundige Keller-Rock N Roll-Band durchgehen, lebten die die Datsuns live großspurige R.O.C.K.-Klischees mit Mainstream-Anspruch aus. Einzig "It Came From Japan" und "Going Home", die unverwüstlichen Highlights aus dem "Lack Of Communication"-Album waren auch dieses Mal beeindruckend. Der wirkliche Lichtblick allerdings war, dass die Handvoll neuer Songs, vom kommenden Album der Von Bondies vor der Bühne die meisten Leute zum Tanzen animierte. Bester Beweis dafür, dass die Detroiter in Köln zwar keinen guten Tag erwischt hatten, ihre Fähigkeiten als Songschreiber aber ohne Frage auf dem Weg nach oben sind. Und deshalb ist sicher: Die Von Bondies bleiben trotzdem weiterhin eine der ganz großen Rock N Roll-Hoffungen Amerikas!


NACHGEHAKT BEI: THE VON BONDIES

Acht Monate nach unserem ersten Gespräch mit den Von Bondies unterhielt sich Gaesteliste.de vor dem Konzert in Köln mit Sänger/Gitarrist Jason über die derzeitigen Pläne des Detroiter Quartetts.

GL: Du hast bei unserem letzten Gespräch gesagt, dass die Aufnahmen für eure zweite LP kurz bevorstehen. Daraus wurde nichts, dafür habt ihr seitdem zig Shows gespielt. Wie kommt's?

Jason: "Wir haben sowohl für Amerika als auch für Europa Konzertagenturen, und die buchen uns eine Tournee nach der anderen, ohne dass wir groß gefragt werden. Nicht, dass ich mich beschwere, aber es macht eben wenig Sinn, viermal in Deutschland zu touren, ohne eine neue Platte zu haben. Weil wir für das kommende Album bisher keinen Vertrag haben, haben wir kein Einkommen, also sind wir auf die Tourneen angewiesen, um unsere Miete oder Krankenversicherung zahlen zu können. Bands wie wir verdienen ja kein Geld mit den Plattenverkäufen, wir leben von einem Vorschuss der Plattenfirma. Unser Plan sieht so aus: Die Tournee endet am 1. November, danach werden wir proben, im Dezember das Album aufnehmen und allerspätestens im April ist sie dann hoffentlich draußen. Die Songs sind alle fertig, es fehlen nur noch die Aufnahmen und ein Label, das uns unter die Arme greift."

GL: Habt ihr denn wenigstens schon vage Ideen, was das Label für die nächste Platte angeht?

Jason: "Ja, in den letzten Wochen hat es so ausgesehen, als wenn sich die Labelsituation für uns zum Guten wendet. Interessanterweise kommen die Angebote nicht aus Europa, wo wir relativ bekannt sind, sondern aus Amerika. Dort sind Warner Bros., Epitaph und Burning Heart hinter uns her. Wir werden das Label letztendlich nach den Leuten aussuchen, die tatsächlich mit uns sprechen, nicht danach, wer die größere Limousine geschickt hat, um uns abzuholen. Ich bin nicht scharf auf den Champagner oder die teuren Hotels, ich würde lieber mit einem Plattenfirmenvertreter in einer Bar reden oder vielleicht zum Bowling oder Billard gehen, um herauszufinden, ob sie unsere Musik wirklich verstehen."

GL: Auf "Lack OF Communication" gehören besonders die langsamen Songs zu den Highlights. Können wir in Zukunft mehr davon erwarten?

Jason: "Wir mögen langsame Songs nicht besonders, weil sie live so langweilig für das Publikum sind. Dabei geben sie eigentlich mehr her. Jeder kann vier Akkorde raushauen, ein langsames Stück verlangt mehr. Auf der neuen Platte werden ganz sicher zwei langsame Stücke sein, eines davon hat dieses besondere Otis-Reading-Feeling."

GL: Heißt das, Platten sind für euch in erster Linie ein Mittel zum Zweck, um anschließend wieder live spielen zu können?

Jason: "Ja, auf jeden Fall! Trotzdem möchte ich die neue Platte schon für ein breiteres Publikum interessant machen, sie soll ein bisschen einfacher zu hören sein. Ich meine dabei nicht die Musik, sondern die Aufnahmequalität. Das erste Album ist für eine Lo-Fi-Platte ganz gut, aber wir sehen uns selber nicht wirklich als Garagenband, und deshalb wollen wir jetzt ein wenig von dem Sound weg, ohne uns gleich in Silverchair zu verwandeln, hahaha."

GL: Spielt ihr deshalb auf dieser Tour schon so viele neue Stücke, weil ihr sie in der Publikumssituation testen wollt?

Jason: "Wir spielen deshalb so viele neue Songs, weil uns die alten zu langweilen beginnen! Glücklicherweise tanzen die Leute auch zu den neuen - wir sehen das als gutes Zeichen. Von Deutschland bin ich dieses Mal allerdings etwas enttäuscht. Auf der Tour im letzten Jahr hatten wir hier so einen Riesenspaß, da hatte ich mir dieses Mal einfach ein bisschen mehr erwartet. Holland war dagegen dieses Mal eine echte Überraschung. Wir haben einen Laden ausverkauft, den noch nicht einmal die White Stripes voll gemacht haben!"

GL: Apropos Deutschland-Tournee: Worin liegt deiner Meinung nach der Hauptunterschied zwischen euch und den Datsuns?

Jason: "Ich liebe die Datsuns, und vielleicht sind sie die beste Band, die es jemals in Neuseeland gegeben hat, aber ich verstehe nicht, warum sie hier für eine Underground-Band gehalten werden. Sie werden im Radio gespielt werden und verdientermaßen Millionen von Dollars verdienen. Aber sie sind keine Underground-Band. Höchstens, weil sie jetzt brandneu sind. Aber auch Mötley Crüe waren irgendwann mal neu! Man muss die Datsuns nur einmal live sehen, um zu merken, dass sie eine Stadionband sind. Im Vergleich dazu die White Stripes auf der Hauptbühne in Reading und Leeds bei den großen Festivals zu sehen - zwei winzige Leute auf der Riesenbühne - das war äußerst seltsam. Die Datsuns dagegen haben den vollen Sound und die Lightshow, um große Bühnen auszufüllen."

GL: Letzte Frage: Welche lebenden oder toten Persönlichkeiten würdest du gerne auf der Gästeliste für eine eurer Shows sehen?

Jason: "Zuerst Tom Waits, weil er einfach ein Genie ist. Ich wäre allerdings völlig eingeschüchtert, wenn er wirklich kommen würde. Vincent Gallo wäre auch auf der Liste, er war sogar schon bei einigen Shows von uns. Jeffrey Lee Pierce wäre der dritte. Ich kenne zwar seine Musik nicht wirklich, aber er würde wohl an den Ursprüngen unserer Musik Gefallen finden. Dann auf jeden Fall Otis Redding. Ich würde ihn einfach mal treffen wollen. Es wäre mir sogar egal, ob er unsere Musik mag oder nicht. Und dann noch meine Großmutter, weil sie nicht mehr miterlebt hat, dass ich in einer Band spiele! Sie wäre auch auf jeden Fall auf der Liste!"

Surfempfehlung:
www.vonbondies.com
www.thedatsuns.com
Text: -Carsten Wohlfeld-
Fotos: -Carsten Wohlfeld-


 
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