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The Entertainer

David Bowie

Berlin, Max-Schmeling-Halle
22.09.2002
David Bowie
Was David Bowie nicht schon alles gewesen ist. Der Androgyne, der Mann, der vom Himmel fiel, der aufrechte Kriegsgefangene. Vor drei Jahren erst der alternde, von verblühender Schönheit deprimierte Mann vor dem Spiegel. In der Berliner Max-Schmeling-Halle war am Abend der Bundestagswahl, vollgestopft mit Menschen, die einen Konzertabend jederzeit einer Zitterpartie vor dem Fernsehgerät vorziehen, noch ein weiterer Bowie zu erleben: Der große, ausgelassene Unterhalter. Und es ist vielleicht die erste Inkarnation, die nicht erdacht, sondern einfach entstanden ist.
"BOWIE" stand in großen Lettern aus Glühbirnen an der Wand hinter der Bühne. Man hätte Vergleichbares eher bei einem Tom-Jones-Konzert in Las Vegas erwartet. Ein Vorgeschmack auf das, was kommen sollte, allerdings ein etwas trügerischer. Denn der Bowie, der gleich auftreten sollte, legt nicht nur Wert auf gutes Entertainment. Ganz oben auf der Liste seiner Prioritäten steht der Wille, Spaß an seiner eigenen Musik zu haben und den auch vermitteln zu können. Das wurde bereits mit dem ersten Song klar: "Life On Mars" wirkte, wenn auch nah am Original zunächst nur mit Klavierbegleitung vorgetragen, taufrisch, und Bowie sang ihn mit enormer Inbrunst und Stimmgewalt. Sein Kommentar "We're here to have fun tonight" wirkte danach wie eine Beschwörungsformel, wie ein Befehl an sich selbst, nicht in Routine zu verfallen. Wie das funktionieren sollte, wurde schnell deutlich: Bowie sprang zwischen den Jahrzehnten hin und her, spielte das junge, ruhige "5.15, The Angels Have Gone" direkt im Anschluss an ein kräftig rumpelndes "Fame" und ging nach einer knappen Stunde in eine erste kurze Pause, nachdem er angekündigt hatte, ein ihm in letzter Zeit sehr lieb gewordenes Experiment auch heute abend zu wiederholen: Eine Auswahl der Songs seines 25 Jahre alten Albums "Low" zu spielen. Jenem Album aus Berliner Zeiten war das zweite Drittel gewidmet, wobei nicht nur der Hit "Sound And Vision" zu seinem Recht kam, sondern auch schwieriges, eher sperriges Instrumentalmaterial wie "A New Career In A New Town". Bowie machte, wonach ihm der Kopf stand, ohne ständig auf möglichst konzertkompatible Songauswahl zu achten. Doch er verstand es, die eigene Begeisterung dem Publikum zu vermitteln. Er erklärte Songs, er flachste herum, flirtete. Nur wenige verdrückten sich während dieses recht gewagten Versuchs in Richtung der Getränkestände. Dann verschwand Bowie in eine zweite kurze Pause, um danach das Abschluss-Drittel zu eröffnen - das Greatest-Hits-Drittel, gewidmet solchen sicheren Pferden wie "Everyone Says Hi", "Ziggy Stardust", "Rebel Rebel", "Let's Dance", natürlich die frenetisch bejubelte Berlin-Hymne "Heroes", aber auch ein sehr intensives "I'm Afraid Of Americans". Es hat es geschafft, das bestmögliche Entertainment zu bieten und gleichzeitig das, was er zu sagen hat, auch zu sagen.
Nun hat die Welt also wieder einen neuen Bowie. Einen, der die Masken und Rollen der Vergangenheit hinter sich hat. Einen, der macht, wonach ihm der Kragen steht. Diesen Bowie kann man sich sehr gut gefallen lassen.
Surfempfehlung:
www.davidbowie.com
www.sonymusic.de/davidbowie
Text: -Christian Zeiser-
Foto: -Pressefreigabe-

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