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Unkaputtbar

White Flag

Köln, Sonic Ballroom
30.11.2002

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White Flag
"Spielst du ein Instrument? Wenn du willst, kannst du heute Abend in der Band sein!" White- Flag-Frontman Pat Fear hat den Vertreter von Gaesteliste.de zwar erst fünf Minuten zuvor kennen gelernt, ihm aber trotzdem schon einen Posten in der Band angeboten. Zwei Tage vorher beim Auftritt in Island (!) hatte ein ähnliches Angebot dazu geführt, dass für den letzten Song neben WF-Neu-Gitarrist Viv Vakuum drei völlig Unbekannte auf der Bühne standen und Pat sich das Ganze genüsslich aus der ersten Reihe anschaute. Ladies and gentlemen, willkommen in der wirren, wilden Welt von White Flag!
Der Sonic Ballroom ist winzig: Eine Eckkneipe mit viel Punkrock-Flair, selbstredend ohne echte Bühne. Und der Schuppen kommt einem noch viel kleiner vor, wenn man bedenkt, dass Bassist/Sänger Kim Crimson bei seinem letzten Auftritt in Köln unter seinem richtigen Namen Ken Stringfellow als Keyboarder von R.E.M. auf dem Domplatz vor mehr als 70 000 Leuten spielte und Gitarrist Viv Vacuum (seine Mami kennt ihn als Eric Erlandson, ihr ihn vermutlich als Leadgitarrist von Hole) bei seinem letzten Deutschlandbesuch beim Hurricane-Festival auch vor 60 000 und nicht vor 60 Leuten aufgetreten ist. Zusammen mit Pat Fear und WF-Schlagzeug-Veteran Trace Element gaben die beiden dennoch (oder gerade deshalb) richtig Gas und verwandelten den gerammelt vollen Laden im Handumdrehen in ein Tollhaus. Vor gut fünfzehn Jahren hatte die legendäre kalifornische Punkband zum letzten Mal in Deutschland gespielt und dabei in Köln für einen ordentlichen Riot gesorgt, weil einige Kommunisten mit dem Song "Ticket To Moscow" nicht einverstanden waren. Den gab's dieses Mal - nicht als Vorsichtsmaßnahme, sondern weil der Song einfach geschichtlich überholt ist - nicht, dafür standen aber jede Menge anderer 80er-Klassiker wie "Instant Breakfast" oder "Face Down" auf der Setlist, die hinter Drummer Trace an der Wand hing und von ihm ohne Worte, einfach per zum Zeigestock umfunktionierten Drumstick kräftig durcheinander gewirbelt wurde. Aber nicht nur die Freunde des one, two, three, four-Hochgeschwindigkeits-Punks kamen auf ihre Kosten, denn mit einigen Songs des letztjährigen Studioalbums "Eternally Undone" kehrten White Flag auf dieser 20-Jahre-Jubiläums-Tour auch ihre poppige Seite hervor und gaben Viv gleich mehrmals die Chance, sich als Gitarrengott zu beweisen.
Und natürlich gab es auch eine ganze Reihe Coverversionen. Beim Soundcheck hatten sich die vier sogar an "Dig A Pony" von den Beatles versucht, während der Show verließen sie sich aber lieber auf den alten Crowd-Favorit "Hot Rails In Hell" von Blue Öyster Cult. Eigentlich sollte nach gut einer Stunde Schluss sein. Da der einzige Weg von der "Bühne" allerdings quer durchs Publikum führte, wurden die vier kurzerhand zurückgeschubst und mussten/durften noch eine lange Zugabe spielen. Als sich dann ein ziemlich aufgedrehter Pat irgendwann doch den Weg durch die begeisterte Menge bahnte, mag so mancher das Gefühl gehabt haben, soeben das beste Konzert seines ganzen Lebens gesehen zu haben! War's natürlich nicht wirklich, aber von der Power und Intensität, mit der White Flag im Sonic Ballroom zu Werke gingen (ohne natürlich dabei den Spaß zu vergessen!), können sich restlos alle der sogenannten Punks, die heute MTV und VIVA bevölkern, dennoch eine große Scheibe abschneiden!

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Surfempfehlung:
www.chaser.net/whiteflag
Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-


 
 

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