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Konzert-Bericht
 
Eigentlich war alles scheiße

Fehlfarben

Hamburg, Große Freiheit 36
22.01.2003
Fehlfarben
"Das war jetzt dazu da, um klar zu machen, dass Teipel alles nur schön geschrieben hat. Eigentlich war das damals alles scheiße." Die Fehlfarben haben gerade die erste Nummer des Abends gespielt - allerdings keine eigene, sondern einen aus dem Fundus von S.Y.P.H. Die Songs der anderen also waren scheiße. "19 Euro! Dafür will ich was geboten kriegen!" brüllt jemand von ganz hinten zurück. Währenddessen werfen einige aus der ersten Reihe Becher nach vorne. Leere, versteht sich, Bier ist zu kostbar, um damit durch die Gegend zu schmeißen, und die Becher fliegen so, dass Schlagzeugerin Saskia von Klitzing sie souverän mit ihren Stöcken abwehren kann. Bierbecher-Baseball. Es ist eben nicht mehr 1977.
Im Jahr 2003 bieten die Fehlfarben keine Gelegenheit für nostalgisches Schwelgen. Das Publikum, mindestens 30, oft deutlich über 40, erinnert sich dunkel an damals, doch es ist keine Jugend mehr da, die man verschwenden könnte. Also steht man lässig herum und lauscht der Band. Die enttäuscht nicht, der Sound ist druckvoll, der Abend abwechslungsreich. Vom Comeback-Album "Knietief im Dispo" fehlt nichts, und jeder Song sitzt. "Die kleine Geldwäscherei" ist beinahe niedlich poppig, "Rhein in Flammen" und "Reiselust" kommen vehement angerumpelt, und auch die alten Songs wie "Paul ist tot" und "Grauschleier" klingen gut. Nur Peter Hein will es einem nicht leicht machen. Er entschuldigt sich: "Ich weiß, ich war schon oft scheiße, aber so scheiße wie heute war ich noch nie." Davon ist zwar nichts zu merken, aber wenn er denn meint. Er fühlt sich deplatziert, glaubt vielleicht, dass er irgendeinen längst beerdigten Geist wieder auferstehen lassen soll. Schon sein weißer Anzug ist viel zu schnieke - so, als ob Hein keinen Zweifel daran aufkommen lassen will, dass es ihm nicht um ein Punk-Revival geht. Das scheint allerdings auch niemand zu erwarten, das Publikum will einfach nur einmal die neuen Songs live hören. Die S.Y.P.H-Nummer zu Beginn und ein Song von Der Plan als Zugabe stoßen auf hörber weniger Interesse als "Die Schnöselmaschine" oder "Club der schönen Mütter". Eine "Oldies but Goldies"-Show des Punk hatte sich hier niemand erhofft. Hein hätte es sich also leichter machen können. Denn auch das gesetzte Publikum hat mittlerweile kapiert, dass vieles damals scheiße war.
Surfempfehlung:
www.fehlfarben.com
Text: -Christian Zeiser-
Foto: -Carsten Wohlfeld-


 
 

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