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Konzert-Bericht
 
Grenzenlos Kantrie

Sons Of Jim Wayne
HGH

Essen, Spunk (im Grend), Bremen, Tower
10.03.2003/ 29.03.2003

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Sons Of Jim Wayne
"Wie sich später herausstellte, hätten die Zuschauer gerne mehr Entertainment zwischen den Songs gehabt - sorry, aber nicht auf einem Montag", schrieb Stefan Kullik kurz nach dem Essener Auftritt im Tourtagebuch der Sons-Website, nur um dann anzufügen: "Alles in allem ein doch schöner Abend". Recht hat er, denn auch wenn die zwei Kantrie-Giants aus Waltrop an diesem Abend ein wenig mit dem Montagsblues zu kämpfen hatten - einen Abend, an dem die Sons fast zwei Stunden lang auf der Bühne standen, sämtliche Highlights ihres neuen "Sweet Madonna"-Albums, die besten Momente des Jim-Wayne-Swingtett-Back-Catalogs und eine ganze Reihe sorgsam ausgesuchter Coverversion von Hank Williams' "Your Cheatin' Heart" über "I'm Into Something Good" von Herman's Hermits bis zu einer herzergreifend schönen Version von Brian Wilsons "Love & Mercy" spielten, kann man in der Tat nicht als schlechten Auftritt bezeichnen!
Zwei Wochen später stand für die Sons ein One-Off-Gig mit den großartigen HGH aus Norwegen auf dem Programm, und dass der Abend gut werden würde, stand eigentlich schon in dem Moment fest, als sich das für Stefan und seinen Kollegen Bernd Uebelhöde reservierte Zimmer in einer kleinen Bremer Hotel-Pension unweit des Weserstadions als "Präsidentensuite" entpuppte und auch noch Fußball live im Fernsehen zu bestaunen war. Folgerichtig begrüßten die Sons am Abend das Publikum mit: "Wir sind die Sons Of Jim Wayne, wir sind zwischen Dortmund und Schalke zu Hause und haben gerade noch Frank Neubarth nach Hause gebracht!" Aber nicht nur die Ansagen waren top, auch der Auftritt war allererste Sahne. "You Were Gone" lief gleich als zweites und entwickelte an diesem frühen Platz im Set eine geradezu magische Wirkung, und "Pete The Robber" wurde konzentriert wie sonst selten vorgetragen. Die beste Nachricht war allerdings, dass die schönsten Songs des Abends noch nicht einmal auf dem aktuellen Silberling zu finden sind, sondern schon jetzt ein weiteres hochkarätiges SOJW-Werk für die Zukunft versprechen, zum Beispiel die gelungenste Nummer des Abends, "Comes A Tear", oder "Colours Of The Rainbow", bisher nur als Vinyl-Bonustrack auf dem letzten Jim-Wayne-Swingett-Album versteckt, aber hoffentlich in Zukunft noch einmal in runderneuerter Form auch auf CD zu haben. Das als Anti-Kriegssong angekündigte Traditional "Satan Your Kingdom Must Come Down" gehört zwar fast bei jedem Auftritt zum Standardprogramm, an eine so dynamisch-gute Version wie im Tower kann sich allerdings euer Korrespondent nicht erinnern.
HGH
Wie man mit ähnlichen Mitteln - sprich: zwei Typen, zwei Stimmen, zwei Saiteninstrumenten und ein bisschen Spielzeug - eine noch größere Wirkung erzielen kann, bewiesen danach die Herren Hakon Gebhardt und Martin Hagfors alias HGH. Nicht nur, dass sie einen extrem kitschigen Backdrop - halb Großstadt-Skyline, halb gemalte Berglandschaft - mitgebracht und mit übel blinkenden Lämpchen versehen hatten, nein, bevor sie auch nur einen Ton gespielt hatten, murmelten sie etwas von Multimediashow und tanzten (!) zur allgemeinen Belustigung dem Bremer Publikum erst einmal zu Musik vom Band etwas vor. Und auch danach kannte die Heiterkeit bei ihren countryesken Lo-Fi-Hymnen im Las-Vegas-Style eine Grenzen. Gebhardt - bekanntlich in einem Paralleluniversum Drummer von Motorpsycho - erzählte beispielsweise von seinen vier Ehefrauen, von denen eine angeblich neben dem Apfelbaum im Garten begraben liegt ("Die Äpfel sind seitdem viel saftiger"), Hagfors (sonst bei Home Grown) erklärte wortreich die spirituelle Wirkung ihres Schutzpatrons Father Seb und berichtete, dass ihre schöne neue Platte "Seb's Hotel" vor allem in Hotelzimmern auf der letzten Tournee entstanden sei: "Das nächste Stück haben wir in Hamburg aufgenommen, einer Kleinstadt nordöstlich von Bremen - auf dem Weg nach Kopenhagen!", witzelte er vor "Girl On The Moon". Es war fast ein wenig so, als würde man live einer Vierspur-Aufnahme beiwohnen, denn schließlich war der Humor nur eine willkommene Ergänzung der unbestrittenen musikalischen Qualitäten der zwei. Dass die beiden auch über sich selbst lachen können, bewies Gebhardt, als er todernst erklärte, sie würden nun einen Song spielen, den eigentlich Motorpsycho hätten aufnehmen wollen, aber ihr Schlagzeuger hätte den Song nicht auf die Reihe bekommen, deshalb hätten sie ihn an die einzige Band ohne Trommler gegeben, die ihnen einfiel - HGH! Und um auf der Humorskala nicht hinter seinen Kollegen zurückzufallen, widmete Hagfors kurz darauf seinem Lieblingsfernsehkommissar Derrick alias Horst Tappert einen Song. Fazit? Musikalische Grenzen sind den beiden ebenso fremd wie die Angst vor irgendwelchen Klischees. HGH - schräg, aber genial!

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Surfempfehlung:
www.sonsofjimwayne.com
www.jimwayneswingtett.ruhr.yi.org
www.homegroan.net/hgh/
Text: -Carsten Wohlfeld-
Fotos: -Carsten Wohlfeld-


 
 

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