...und das ist das bekannte Morricone-Morgenliedchen "Spiel mir das Lied vom Tod", mit dem die deutsche Thrash-Hoffnung Dew-Scented um Aufmerksamkeit werben. Sie trommeln für ihr zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht erschienenes Album ") Impact", das eine kräftige Death Metal-Schlagseite erahnen lässt. Vielen aber ist das von diesem Norddeutschen Quartett hier Gebotene zu dieser unchristlichen Zeit schlicht noch zu wild und dreht sich entweder noch mal aufs andere Ohr, geht an der gigantischen Wackener Fressmeile frühstücken oder schlendert auch rüber zu The Quill, die auf der Party Stage auf ihr im September anstehendes Album "Hooray! It's a Death Trip" einstimmen. Mit Songs wie dem von einem Led Zep-Riff getriebenen "Spinning Around" gelang das Sänger Magnus Ekvall auch recht ordentlich. Das schwedische Quartett überzeugt immer dann am meisten, wenn es seinen Melodic Metal mit Blues- und Stoner-Feeling würzt.
Aus ganz anderem Material sind Extreme Noise Terror geschnitzt, die ihr musikalisches Feinkonzept schon im Namen tragen. Mit gleich zwei Sängern wird der sich nur langsam füllende Bereich vor der True Metal Stage Grindcore-technisch aufgemischt, was uns aber u.a. wegen des Sounds, bei dem sich deren Gebelle kaum von den Instrumenten unterscheiden lässt, nicht wirklich davon abhalten kann, jetzt das Frühstückchen unserer Belgenkollegen nachzuholen. Als Tafelmusik dazu erklingt u.a. Seventh One. Die schwedisch / norwegische Truppe scheint, soweit das aus der Distanz des Paulanergartens erkennbar ist, eine besonders "heldenhafte" Variante von Powermetal am Start zu haben. Sollen sie...
Zeitgleich brechen sich auf der Black Metal-Stage die skandinavischen Kollegen von The Crown ein bis zwei Zacken aus derselben, um zu zeigen, dass sie hier auch hingehören. Ihre knüppelige Death Metal-Spielart kommt denn auch ausgesprochen gut an, dieweil ex-At The Gates Sänger Johan Lindstrand sein The Crown-T-Shirt spazierenträgt und seinen Heckenbart schwingt - zu prächtigen Nummern wie "World Below" oder "Face Of Destruction".
In der besonders wohltemperierten Treibhausatmosphäre der Wet Stage ist unterdes die Death Metal-Combo Obscenity zu bestaunen. Die Oldenburger platzen schier vor Spielfreude. Folgende, derb groovende Obszönitäten werden gegeben: "Disgrace Over You", "Blessed By Nature", "Human Barbecue", "Perversion Mankind", "My Dark One", "The Arrival", "Cold Blooded Murder", "Bleed 4 Me", "Alien Hand Syndrome", "Utter Disgust" (Danke an Uwe vom Radio Gehacktes für die Original Setlist).
Zeit für eine der mit besonderer Spannung erwarteteten Reunions des Festivals: Speziell fürs W:O:A haben sich Mitglieder der NWOBHM-Formation Tygers Of Pantang mit Überbleibseln der 80er Legende Diamond Head zu einem Zwitter zusammengefunden, der nun - zumindest in Wacken - unter Diamond Heads großem Namen auftritt. Bald schon zeigt sich, dass allein Brian Tatler an der Gitarre für díe Schuhgröße eben nicht reicht und der peinliche, kaum jemals die Töne erwischende Weißkittel Jess Cox am Mikro bei Gänsehauterregern wie oder "Am I Evil" überhaupt nicht über die Abwesenheit von Head-Sänger Sean Harris hinwegtrösten kann. DAS ist nicht die Band, die damals Metallica beeinflusst hat, wie durch Stücke wie "Helpless" oder "It's Electric" (mit "So You Wanna Be A Rock'n Roll Star" als Coda) traurig bestätigt wird.
Der spezielle Death Metal-Cocktail von Dismember schlägt jetzt selbst unseren Heavy-as-can-be Stephan in die Flucht. Die Schweden werden zwar von zahlreichen anderen Musikern als zentraler Einfluss bezeichnet, können uns aber trotz Kultsongs wie "Dismembered" live 2003 unter anderem wegen des Breisounds weniger überzeugen. Dies verschafft überdies hochwillkommene Zeit für ein Päuschen, das beispielsweise für den Besuch des Metal Markets genutzt wird, bei dem die Nieten- und Dornenfraktion sich endlich auch einmal mit todbringenden Badelatschen ausstatten kann. Auch der Waschstraße für Menschen beim Prince Of Denmark-Areal wird nun - auf vorsichtige Distanz - Beachtung geschenkt.
Doch zurück zu den Bühnen und mitten ins Dark Age: Das sympathische Quintett belegt mit Kompositionen wie "Know Me Strong" oder "Insomnia" (ihrem allerersten Stück, das gerade wiederaufgenommen wurde), dass sie heute zur ersten Garde im Beritt Melodic Death Metal gehören. Einsprengsel von Epic Black Metal verraten Lieder wie "Suicide Crowd" (auch Beinahme der Band). Zugaben werden gefordert und das Metallica-Cover "For Whom The Bell Tolls" geliefert - klasse!
Oratory locken uns in die ausnahmsweise mal nicht wurstgleich vollgestopfte Wet Stage - offensichtlich kommt der stark von Sängerin Ana Lara geprägte Power Metal der Portugiesen hier nicht so gut an. Da trösten die Portugalfahnen, die ihre Landsmänner mitgebracht und entfaltet haben.
Sentenced müssen derweil erleben, dass ihnen mitten im pompösen Intro der Saft bzw. der Ton wegbleibt. Danach wird es aber doch noch ein ordentlicher Gig der Finnen um Sänger Ville Laihiala, deren Gothic Rock mit Stücken wie "Cross My Heart And Hope To Die" stimmungsmäßig jedoch wenig zu diesem goldenen Sommernachmittag passen will.
Kontrastprogramm der krassesten Sorte bietet hier Lotto King Karl, dem Co-Gaestelisten.de-Schmierfink Mathias Frank nachsagt, er vermöge im Hamburger Raum ansehnliche Hallen zu füllen. Unbenommen, aber was der Glücksspielmonarch sich hier zusammenträllert, tut schlicht im Kopf weh ("Mein Leben war ein schlechter Witz, doch jetzt bin ich wieder im Ballbesitz"). Das hätten Pur und Brings auch nicht elender hinbekommen. Bis auf die paar Unentwegten, die immer losgrölen, wenn Fußballanspielungen im Text vorkommen, finden die Jungs denn auch relativ viele unbewegte bis ungläubige Gesichter vor der Party Stage vor. Was sie aber nicht davon abhält, eine volle Stunde lang ihren Schenkelklatschpop abzusondern. Okay, tastes differ.
Nach der Ziehung der Lottozähne ist es erstmal Zeit für eine längere Pause, danach für etwas Musik. Gamma Ray lockt uns wieder vor die True Metal Stage. Nach einem Helloween-Intro(!) stellt "Gardens Of A Sinner" und eine Ansage von Frontzwerg Kai Hansen klar, dass ein der "Skeletons In The Closet"-Tour entsprechendes Konzept und nicht etwa die typischen Gamma Ray-Hits und garkeinesfalls "Rebellion in Dreamland", wie Hansen hinzufügt, zu erwarten ist. Nach den folgerichtigen Verdächtigen wie "New World Order" oder "One With The World" schwenkt einer der begeisterndsten Einzelauftritte des W:O:A 2003 dann mit "The Silence" doch noch plötzlich auf die Klassiker-Schiene ein - und sieht bei diesem Stück den ursprünglichen Ray-Sänger (mit Primal Fear vor Ort) Ralf Scheepers auf der Bühne! Diese kleine, aber extrem feine Reunion war allein schon die Anfahrt wert.