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Konzert-Bericht
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Sie sind Helden
Virginia Jetzt!
Monta/ Porous
Krefeld, Kulturfabrik/ Bielefeld, Kamp 14.09.2003/ 19.09.2003
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Es gibt Tourneen, die sind lang. Die von Virginia Jetzt! scheint dagegen überhaupt kein Ende zu nehmen. Die auf der Rückseite des Tourpasses abgedruckten Daten finden sich dort jedenfalls in so kleiner Schrift wieder, dass man sie mit bloßem Auge kaum mehr entziffern kann. Damit es auf der Marathon-Konzertreise allerdings weder der Band noch ihren Fans langweilig wird, haben sich die vier Berliner viele verschiedene Supportacts eingeladen, denen eines jedoch gemein ist: Sie sind allesamt ausgezeichnet.
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In Krefeld durfte in der gut gefüllten Kufa so zunächst Monta ran, den meisten wohl eher als Tobi Kuhn von Miles bekannt. Der stellte sein feines "Always Altamont"-Solodebüt nun auch auf der Bühne vor, allerdings anders als auf der Platte nur bewaffnet mit einer Akustikgitarre. Und schnell war klar: Die Kombination aus gutem Songwriting und gutem Gesang ist nicht zu schlagen und braucht nicht viele Extras. Tags zuvor hatte Tobi auf der Hochzeit eines Labelbosses in München gespielt, in wenigen Tagen tritt er selbst vor den Traualter - kein Wunder also, dass er offensichtlich Spaß daran hatte, sich in liebenswert schluffiger Manier als Singer / Songwriter neu zu definieren (wenngleich er uns hinterher versprach, dass es 2004 eine neue Miles-Platte geben soll). Und fast hatten wir gedacht, dass sein wunderschönes "Sailor" der beste Song seines Sets gewesen sei, da packte er noch eine Coverversion aus. Hatte er sich auf "Always Altamont" schon mit "Shake The Disease" von Depeche Mode Bestnoten verdient, durfte man in Krefeld zu den Klängen von Blacks "Wonderful Life" in Erinnerungen schwelgen.
Virginia Jetzt! waren am Abend zuvor in Magdeburg gewesen und allem Anschein nach nicht besonders früh ins Bett gekommen. Schlecht waren sie zwar keinesfalls, aber die übliche Spontaneität und Fröhlichkeit während und zwischen den Songs ließen sie doch ein wenig vermissen. Immerhin haben sie für diese Tournee das Programm etwas durcheinander gewürfelt ("Von guten Eltern" macht jetzt als letztes Stück des regulären Programms eine ausgezeichnete Figur, und im Vergleich zu den kurzen Festival-Auftritten im Sommer gibt es nun auch wieder alte Songs à la "Wahre Liebe" und "Love Nightliner" zu hören), und auch brandneue Stücke haben die vier schon im Gepäck. Und ohne die Songschreiberkünste von Gitarrist Thomas in Frage stellen zu wollen: Die glücklichsten Gesichter im Publikum konnte man in Krefeld bei den zwei Coverversionen beobachten, die das Quartett bei den Zugaben spielte: Eine Uptempo-Rockversion des Bronski-Beat-Übersongs "Smalltown Boy" und eine ziemlich originalgetreue, aber dennoch sehr ergreifende Fassung des alten Tilman-Rossmy-Songs "Das Mädchen das jeder will" aus dem letzten Album der Regierung, "Unten". Dem anschließenden Andrang am Devotionalienstand nach zu schließen war der Abend trotz der streckenweise etwas müden Stimmung ein Erfolg!
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Ein paar Tage später in Bielefeld gab es Porous im Vorprogramm zu erleben, und auch wenn die musikalisch das genaue Gegenteil von Monta waren, machten auch sie als Anheizer ihre Sache ganz ausgezeichnet. Energiegeladene, intensive Popmusik, hörbar britisch geprägt (The Charlatans oder The Stone Roses lassen grüßen), aber dennoch glücklicherweise ohne die arrogante Pseudo-Lässigkeit, die so viele Bands von der Insel umgibt. "Musik irgendwo zwischen Euphorie und Melancholie", bescheinigte VJ!-Bassist Mathias den Kollegen bereits, und er hat Recht! Live klang das Ganze übrigens angenehm rauer als beispielsweise beim Beitrag für die "Pop You 2"-Compilation, was uns zu der Vermutung führt, dass die Herren von Porous nur noch den richtigen Produzenten und ein vernünftiges Studio brauchen, um den großen Wurf zu landen.
Im Gegensatz zum Publikum (bei dem man ein wenig das Gefühl hatte, dass es außer der Radiosingle nicht viel von den VJ!s kannte) war Virginia Jetzt! zum Feiern zumute. Immerhin hatte Schlagzeuger Angelo Geburtstag (noch dazu seinen 23.!), was ihm einige Geschenke von jungen Damen aus den ersten Reihen und vermehrte Aufmerksamkeit seiner Bandkollegen einbrachte. Die konnten es sich nämlich nicht verkneifen, so ziemlich jeden Drummer-Witz der letzten 50 Jahre aufzuwärmen. Angelo "revanchierte" sich auf seine Art und zerstörte erst (unabsichtlich!) ein Stand-Tom (zum Glück hatten Porous Ersatz parat) und versägte danach "Love Nightliner" komplett - aber hey, zum Geburtstag muss das auch mal erlaubt sein. Während bei anderen Bands solche Pannen für lange Gesichter im Publikum gesorgt hätten, wurden die Bielefelder Zuschauer mit jeder Menge Gags (und schleimig-netten Sprüchen über ihre Heimatstadt) unterhalten. Sicherlich nicht eines der technisch besten Konzerte der VJ!s, aber eines ihrer unterhaltsamsten!
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Surfempfehlung:
www.virginiajetzt.de
www.monta.org www.porous.de
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Text: -Carsten Wohlfeld- Foto: -Carsten Wohlfeld-
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