NACHGEHAKT BEI: KOSHEEN
Die alte Geschichte hinter "Kokopelli", dem Charakter des aktuellen Albums, geht so: Kokopelli wurde deformiert geboren, war ständig traurig, weil niemand ihn mochte und er hat darum die Götter um Hilfe angefleht. Die Götter haben ihm dann aufgetragen, Musik in jedem noch so kleinen Dorf darzubieten, daraufhin würde das Leben dort aufblühen und alle würden ihn lieben. Also im Grunde eine Geschichte über Musik und Kommunikation, über ein Individuum, das das Leben anderer positiv beeinflusst. Darum geht es Kosheen auch. Gaesteliste.de traf Sängerin Sian Evans vor dem Konzert, um mit ihr über Natur und das Musik-Geschäft zu reden...
GL: Was für eine Rolle spielt die Natur, die Umwelt für Kosheen?
Sian: "Eine sehr große Rolle! Ich liebe es, draußen in der Natur, im Wald zu sein, die frische Luft einzuatmen und im See schwimmen zu gehen. Da ist soviel Kraft in der Natur, wir alle sind Natur, wir ziehen unsere Energie aus der Umwelt. Da ist viel Energie in unserem Album, viel Energie in Kosheen und auch in der Art, wie man Songs schreibt. Das ist alles sehr bewegend."
GL: Dann muss das Leben auf Tour ja fast eine Qual sein, wenn man nur die Venues, das Hotel und den Bus sehen kann...
Sian: "Ja, etwas schon, aber gerade Deutschland besitzt so viele Grün-Flächen - wenn wir unterwegs sind, sehe ich diese Dinge einfach, man bekommt schon recht viel davon mit. Und wenn wir z.B. einen Off-Day haben, dann fahre ich sofort raus aus der Stadt und ab in's Grüne."
GL: Wäre dies auch ein Tipp an junge Bands, die zum ersten Mal auf einer längeren Tournee sind, damit man sich nicht gegenseitig umbringt?
Sian: "Ich denke, man sollte sich darüber im Klaren sein, dass man einen Job erledigt. Man kann sich einfach nicht jeden Abend komplett abschießen und Hotel-Zimmer zerlegen, denn das alles muss man selbst bezahlen! Man muss sogar den Bus bezahlen - das vergessen viele Bands, und wenn sie nach der Tour die Rechnung erhalten, ziehen sie alle lange Gesichter. Wir haben zum Glück jemanden, der immer einen klaren Kopf behält und alles für uns regelt. Und was auch sehr wichtig ist: Durchhalten! Immer weiter machen, denn Musik ist Leben! Wenn du dich für eine Karriere als Musiker entschieden hast, dann musst du es komplett durchziehen - mit allen Konsequenzen."
GL: Worauf liegt denn das Hauptaugenmerk, wenn Kosheen auf der Bühne sind?
Sian: "Ich konzentriere mich darauf, wie wir unser Material herüberbringen, besonders will ich dabei die Gefühle transportieren, die wir hatten, als wir die Songs geschrieben haben. Und ich konzentriere mich natürlich darauf, meine Beine nicht im Mikro-Kabel zu verheddern, denn das passiert mir ständig! Wenn wir live spielen, ist dort viel mehr zu entdecken, als wenn du dir die Platte zu Hause anhörst - wir benutzen ja Live-Instrumente, es kommt nicht besonders viel aus der Konserve, und es ist immer spannender, eine Band live spielen zu sehen."
GL: Neulich konnte man im Kosheen-Website-Forum lesen, dass sogar die Mutter eines Fans Gefallen an der Musik von Kosheen gefunden hatte - ist Kosheen also doch nicht nur etwas für die Kids?
Sian: "Die Songs sind im Grunde relativ simpel, und die Themen, über die ich singe, können eigentlich jeden berühren - da gibt es keine Altersbeschränkung oder sonstigen Barrieren. Ich singe nicht direkt über Teenage-Mädchen, oder über Männer, ich singe nicht direkt über etwas Bestimmtes. Es ist sehr ehrliches Songwriting, und es kann jeden Menschen berühren. Mein Großvater liebt 'Kokopelli', meine Mutter ist ein Fan der Band, ebenso mein 11-jähriger Sohn! Wir haben also bisher wohl alles richtig gemacht..."
GL: Da scheint die Presse, besonders die aus England, nicht so richtig von überzeugt zu sein, so hagelte es doch einiges an negativer Kritik in letzter Zeit...
Sian: "Ach, die können mich alle mal. Viele Journalisten hören sich nichtmal die Musik an, bevor sie ein Urteil über dich fällen - das geht mir wirklich auf die Nerven! Wenn man über Musik schreiben will, MUSS man Musik lieben! Und wenn das nicht der Fall ist, dann sollen diese Leute gefälligst damit aufhören, ihre Meinung auf andere projizieren zu wollen, denn sie wissen absolut gar nichts! Wenn du Musik nicht liebst, dann kannst du einfach kein Urteil darüber abgeben. Das sind in erster Linie diese beschissenen NME-Schreiber, die nie zu Gigs gehen, sondern nur ihre Pickel ausdrücken. Das ist mir aber komplett egal. Es geht um die Konzerte, es geht um die Reaktion des Publikums. Das ist es, was mein Leben lebenswert macht!"