Eigentlich sind solche unbezahlten Kurzauftritte in Plattenläden natürlich reine Promotion für die aktuelle Platte (vor allem, wenn - wie im Falle von DCFC - die alten nie offiziell in Holland respektive Deutschland veröffentlicht worden sind), doch die zwei ließen es sich nicht nehmen, nach dem neuen "Lightness" auch noch drei alte Stücke zu bringen: Das ansonsten selten gespielte "405", den herzergreifenden, schlichtweg perfekten Popsong "A Movie Script Ending" und als Sahnehäubchen noch einen besonderen Favoriten der Gaesteliste.de-Vertreter, "Pictures In An Exhibition", einen Ohrwurm sondergleichen aus dem grandiosen ersten Album "Something About Airplanes". Ein Song mit einem Refrain, den man einmal hört und dann wochenlang nicht mehr vergisst. Danach durfte die Band noch fleißig Autogramme schreiben, Ben Gibbard ließ sich beraten, welche Neu!-CD denn die empfehlenswerteste sei, und weiter ging's nach Köln!
Dort, im ausverkauften Gebäude 9, wurde das Publikum zunächst von Rob & The Pinhole Stars mit ihrem Pop mit Folk-Einflüssen und Elektronika unterhalten, bevor es dann nach einer kurzen Umbaupause los ging mit dem ersten Death Cab For Cutie Konzert auf deutschem Boden. Ben Gibbard, Chris Walla, Nick Harmer und Jason McGerr nahmen schon während des Bühnen-Umbaus an ihren Instrumenten Platz und starteten sogleich mit dem etwas älteren Stück "Bend To Squares" - und zeigten allen Anwesenden sofort, dass sie nicht unbedingt so zurückhaltend wie auf den Veröffentlichungen agieren würden. Vor allem Bassist Nick Harmer schien besonderes Interesse daran gehabt zu haben, lauter als alle andere Instrumente zu sein - und das ist mit einem Bass schon eine Leistung. Der zuvor erwähnte perfekte Pop-Song "A Movie Script Ending" und "We Laugh Indoors" (beide vom "Photo Album") folgten, bevor dann mit "The New Year" die ersten Ausrufe-Zeichen in den Gesichtern der meisten Anwesenden zu sehen waren - schließlich stammt der Song von der aktuellen Veröffentlichung "Transatlanticism", das erste offiziell in Deutschland erhältliche Death Cab Album - und somit auch Schwerpunkt bei der Song-Auswahl. Die Akteure auf der Bühne waren in sehr guter Verfassung, bei bester Laune, und unglaublich energisch bei der Sache - so sehr, dass man bei einigen Gelegenheiten fast um die Gesundheit der Band fürchten musste. Bassist Harmer konnte sich kaum auf einer Stelle halten, ebenso schienen Gitarrist Walla bei den vielen lauten Stellen Energiestöße ungeahnten Ausmaßes durch den Körper zu strömen - anders ist es nicht zu erklären, wieso er diese Momente fast ausschließlich auf den Zehenspitzen stehend verbrachte. Schön zu sehen, dass man seine Musik komplett ausleben kann. Und das ist bei der Schönheit der DCFC-Songs kein besonders großes Problem. Allerdings hinterließ die Mimik von Drummer McGerr doch einige Rätsel - zeitweise sah es so aus, als ob er sich übergeben müsste, dann wieder hatte er einen wirren Blick in den Augen, als ob er jeden Moment über sein Kit springen und irgendetwas (oder irgendwen) zerhacken wollte. Doch zurück zur Musik. Live-Favorit "For What Reasons" ging über in "Company Calls / Epilogue", bevor ein Block vom aktuellen Album auf dem Programm stand: "Expo 86", "We Looked Like Giants" und das hymnische "The Sound Of Settling", das von Sänger Ben Gibbard als DCFC-Beitrag zum Valentins-Tag angekündigt wurde (Anmerkung: Die Gaesteliste.de-Vertreter hatten leider vergeblich versucht, beim Treffen mit der Band am Nachmittag in Venlo, Walla & Co. zu "Love Song" von The Cure zu überreden [den Song hatten sie bereits in der Vergangenheit des Öfteren live gecovert] - schließlich war es Valentins-Tag! Doch Ben Gibbard meinte, dass die Band es vor einigen Tagen noch bei einer Probe angetestet habe, es aber wieder zur Seite gelegt wurde, weil es nicht besonders gut funktionieren wollte.). Zuvor ließ er noch verlauten, dass er sich wie eine Überraschung in einer Zigaretten-Schachtel fühle - was auch immer damit gemeint sein mag.
"Tiny Vessels" und "Transatlanticism" beschlossen den Hauptteil, bevor das obligatorische "Blacking Out The Friction" als Rausschmeißer präsentiert wurde - natürlich inklusive einer kleinen Adaption von Björks "All Is Full Of Love" und auch Joy Divisions "Atmosphere". Alles in allem ein erstklassig emotionales Konzert, ein mehr als nur gelungenes Deutschland-Live-Debüt und es zeigte Death Cab For Cutie vor allem von seiner rockigen Seite.