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Nicht ganz Dichter

Hansonis

Köln, Kantine Club
23.03.2004

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Hansonis
"Na, das ist ja heute fast so was wie eine Familienfeier", begrüßte Michael Hansonis "seine Familie" zur CD-Release-Party im Club der neuen Kantine zu Köln. Da war natürlich schon etwas dran: Hansonis, der in Köln als musikalische Institution durchaus bekannt ist, lockte vor allen Dingen zumindest Gleichaltrige an - jene, die ihn noch von seiner Zeit mit King Candy (oder gar Les Immer Essen - und das war in den 80er Jahren!) kennen. Die wenigen Jüngeren im Publikum scheinen dahingegen bereits der nachgeborenen Generation von Musikliebhabern angehört zu haben. Familie eben!
Das Alter spielte aber keine allzugroße Rolle mehr, als Hansonis mit "No Man Believes" von der zu präsentierenden CD "Drink & Drive With Dylan Thomas" loslegte: Hier waren schlicht Menschen auf der Bühne zusammengekommen, die vom gemeinsamen Spaß an der Freude getrieben wurden - und das definitiv altersunabhängig. Und somit gab es dann zeitlose Musik zwischen Rock, Folk, Glam, New Wave, Pop etc. pp. - also all dem, was Hansonis in seiner langen Karriere schon ausprobiert hatte und was er nun - abgeklärt, aber mit frischer Energie, in Form exzellenter Songs und äußerst rund - wieder auswürgte. Dafür, dass die Texte erstklassig sind, bürgte ja schon der Pate des Abends: Der walisische Dichter Dylan Thomas, der nicht nur Bob Dylan dazu anregte, sich nach ihm zu benennen, sondern nun Hansonis dazu inspirierte, ihm eine ganze CD zu widmen. Bezeichnenderweise schrieb ihm der Meister auch gleich noch zwei Oden zur Huldigung auf den Leib: "Swansea Monster" und "Cool", die er auch beide artig vortrug. Gerieten diese vielleicht gar deshalb mit zu den Höhepunkten des Sets, weil Hansonis hier seiner Begeisterung besonders gut Ausdruck verleihen konnte? Jedenfalls gebührt ihm die Ehre, bemerkt zu haben, dass Dylans Gedichte eh wie besonders gute Rock-Lyrics klingen. Stücke wie "You Shall Not Despair" z.B. erzeugen mit spielerischer Leichtigkeit jene Stimmung, die sich einstellt, wenn jemand mit Worten auszudrücken vermag, was man selber kaum zu fühlen vermocht hätte. Auch das ist übrigens zeitlos - und passt deshalb zu Hansonis' generellen Musikverständnis. Leicht zu singen oder gar mit der Musik in Einklang zu bringen ist das aber alles nicht, denn Dylans Worte fügen sich ja keinem Strophen-Konzept. Doch Hansonis hat das alles ziemlich gut gelöst, weil es ihm gelang, zwar komplexe, aber auch griffige Songs auf die Beine zu stellen, die mit dem Dylan'schen Versmaß vergleichsweise gut zurecht kommen. Kongenial nennt man so was wohl. Und wenn es gar nicht anders geht, dann singt er eben die Texte gegen den Strich! Gerade das lässt aber aufhorchen, und wenn es dann noch vorgetragen wird wie hier - also mit der richtigen Energie, einer guten Band und ohne allzuviel Wert auf saubere Intonation oder filigranen Kleinkram zu legen (= Rock'n'Roll) -, dann wird daraus schon ein ziemlich zünftiger Rock-Abend.

Dennoch verließ sich Hansonis nicht alleine auf Dylan Thomas: Eingestreut ins Programm fanden sich interessante Cover-Versionen, wie z.B. der Chanson-Klassiker "La Mer" in der Manier etwa von U2 intoniert oder T-Rexens "20th Century Boy" à la Punk. Dazu bot Hansonis auch noch neue Stücke, wie z.B. die klassische Power Pop Nummer "Wall Of Images". In einer besseren Welt wären Tracks wie dieser in den Charts - hier war es "bloß" ein Bonus-Track für die Anwesenden. Genau wie sein "Johnny Cash Song", den Hansonis auch noch in die Setlist mogelte. Aber natürlich waren die Highlights jene Stücke vom neuen Album, die eh schon wie für den Live-Vortrag konzipiert erscheinen: "The Sun Burns The Morning" z.B., geriet mit seinem coolen Grundriff, eingestreuten Kamikaze Soli und dem treibenden New Wave Groove, der von der vor sich hinbrodelnden Band mit Schmackes dahingestolpert wurde, zurecht zum krönenden Abschluss des offiziellen Konzertteils. Es war schlicht die Mischung, die diese Show zu einer gelungenen Sache werden ließ (anders übrigens als so manch andere als Showcase bezeichnete Veranstaltung). Als da waren: Hansonis spröder Charme, der immer hinter den Songs zurückzustehen schien, die exzellenten Stücke des neuen Albums, die Verbeugung vor den eigenen musikalischen Vorlieben und letztlich auch die hervorragende Band bei der alle überzeugten. Bassist Hans Bäär (der Bruder von Wolf Mahn) malträtierte seine Saiten dergestalt, dass er seinen Bass gleich mehrfach nachstimmen musste, die ehemalige Bones- und momentane Fehlfarben-Schlagzeugerin Saskia von Klitzing spielte so energiegeladen (und letztlich effektiver als Stefan Krachten auf der CD), dass man fast schon Angst um die Struktur der Stücke haben musste und Keyboarder Friso Lücht wusste mit einem aufgepropften Effektgerät einige (für Keyboarder) geradezu erstaunliche Sounds hinzuzaubern. Was nicht so recht passen wollte, war Hansonis' betont freizeitorientierte Trainingsjacke und die Tatsache, dass auch dieses Mal wieder - wie schon beim Konzert von Eleni Mandell an gleicher Stelle - die hauseigene PA durch dauernde Knarzgeräusche störend auf sich aufmerksam machte (was ja nichts mit der Band zu tun hatte). Das, liebe Kantineriche, sollte doch wohl irgendwie in den Griff zu bekommen sein, oder?

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Surfempfehlung:
www.hansonis.com
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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