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Konzert-Bericht
 
Those Strange Three Chords

Julian Sas

Bonn, Harmonie
10.04.2004

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Julian Sas
Das vom Bonner Musikalienladen des Vertrauens, Mr. Music, am 01.11.03 veranstaltete Konzert mit der niederländischen Blues'n'Boogie-Band von Julian Sas hatte so derb-guten Anklang gefunden, dass man Mijnheer Sas erfreulicherweise bereits fünf Monate wieder in die Bonner "Harmonie" geladen hatte. Gefundenes Fressen für alle zufriedenen Sas-Besucher, aber auch für die, die wie wir den ersten Gig verpasst hatten. So war der Laden denn auch packed an' steamin' hot - ideale Voraussetzungen für dieses schwerarbeitende Powertrio!
Der erst 32-jährige Sas, der trotz beeindruckender Live-Präsenz, acht CDs und einer DVD sich noch mit einem Teilzeitjob in einem Möbelhaus über Wasser halten muss, braucht für eine der besten derzeit erhältlichen Bluesshows nicht mehr als seine zwei Marshall JCM 900 auf der Bühne. Dazu noch eine Fender Strat sowie für die (besonders infernalischen) Slide-Parts die Gibson Firebird. Keine PA, keine Effekte (über einen Ibanez Tubescreamer) hinaus, nur seine Hände. Und natürlich Pierre de Haard, "the Boogie Machine", am Schlagzeug. Der Mann ist über fünfzig, lebt derzeit in NRW und wer ihn spielen hört, besonders in free jams, weiß, dass er seinen Beinamen nicht zum Spaß trägt. Tenny Tahamata stammt von den Molukken / Indonesien und entlockt seinem Fender Jazzbass ungemein flüssige, unaufdringlich und dennoch die Musik mit Macht nach vorne treibende Linien.

An diesem Ostersamstag kommt besonders das Julians Heimatort gewidmete "Home Feeling" extrem gut über die Rampe. Weiter fällt auf, dass der permanent mit seinem Publikum im Dialog befindliche Schwergewichtsblueser einer der wenigen Künstler ist, die fähig oder gewillt sind, den Umstand in ihre Bühnenshow einzubauen, dass die "Harmonie" zwar urgemütlich ist - und nebenbei bemerkt auch mit einem der nettesten Biergärten der Bundesstadt gesegnet -, dass aber ihr Konzertbereich eine L-Form aufweist. Kein Problem für Julian, der sich einfach demokratisch zwischen beiden Zuschauerbereichen aufteilt. Bei "A Light In The Dark" (auch Titel einer zum Sas-Einstieg besonders geeigneten "Best Of"-Compilation) zeigt er, wie man durch extrem gekonnten Umgang mit dem Volumenregler der Schraddel enorm weiche, effektvolle Verfremdungen hinbekommt - alles handgemacht und dadurch um so beeindruckender. Überhaupt ist dies kein Abend der Genremischerei oder des Grenzenübertretens - Bluesrock is the dish, "those strange three chords" werden geboten - niemand hat etwas anderes behauptet; aber es dürfte neben der von Walter Trout derzeit kaum eine überzeugendere, leidenschaftlichere Zubereitung des alten Erfolgsrezeptes geben.

Seinen "Heroes", allen voran J.L. Hooker widmet Julian den nun folgenden "Driftin' Boogie", der näher an glorreiche alte "Woodstock Boogie"-Tage von Canned Heat anzuschließen vermag, als dies Auftritte des aktuellen Line-Ups dieser Band schaffen. Die nächste Nummer ist Muddy Waters' "I Wonder Who", gewidmet Rory Gallagher, von dem Julian diesen Klassiker erstmals hörte. Die sich alsbald anschließende halbstündige Pause nutzen Musiker wie Publikum zum Tütenbauen, sodass es alsbald mit einer tierischen, der derzeit vor allem ökonomisch ja etwas gebeutelten niederländischen Nation gewidmeten "I Believe To My Soul" weitergehen kann. Dieser Blueser beschwört die Archetypen der Verlorenheit, wie etwa Arbeitslosigkeit und übersetzt das steinalte Genre damit in topaktuelle Musik, die uns alle angehen kann.

"Raging River" belegt im Folgenden die Bluesballaden-Stärke des facettenreichen Trios u.a. mit einem fesselnden Bass- und unpeinlichem Bluesharp-Solo (letzteres wieder vom Bandboss). Beim "Blues For The Lost And Found" bildet das enorm dynamische Endlos-Solo dem "Harmonie"-Publikum die Rampe, über das es bei der ersten Zugabe, Jimi Hendrix' "Voodoo Chile", als ewiglanger Jam wegfliegen kann. Die Julian Sas Band zelebriert den alten Klopfer zwar nicht wilder, aber deutlich bluesiger als das berühmte Original. Die letzte Nummer des Abends bleibt bei dem großen Erneuerer der E-Gitarre: "Hey Joe" erinnert heute allerdings weniger an Jimi H., als vielmehr an Randy Californias grandiose Anverwandlung des Themas. "Das spiele ich nun seit 19 Jahren, seit meiner ersten Band, und es ist mir noch nie langweilig geworden", erläutert Julian. Und: "The music is all from the heart", beteuert er noch im Abgehen. Glaubt man diesem Musiker ausnahmsweise auf's Wort.

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Surfempfehlung:
www.juliansas.com
www.harmonie-bonn.de
Text: -Klaus Reckert-
Foto: -Stephan Kunze-


 
 

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