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Konzert-Bericht
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Notes Falling Slow
Cowboy Junkies
Berlin, Passionskirche 06.06.2004
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Die Begleitumstände dieses Konzerts sind schnell erzählt. Die Cowboy Junkies haben seit kurzem ein neues Album namens "One Soul Now", und sie absolvieren damit eine kurze Europatournee: Dublin, London, Brüssel, Frankfurt, Bremen, Berlin, Amsterdam. Alles am Stück, ohne "day off". Dementsprechend müde waren die Kanadier um die Geschwister Timmins, als man am späten Nachmittag vor der Passionskirche den Tourbus verließ. Vielleicht lag es aber auch daran, dass sie - wie Kanadier das nun mal tun - bis in den frühen Morgen hinein die Eishockeyübertragung verfolgen mussten... Wie dem auch sei, um sechs ist Soundcheck, um sieben Einlass und um acht Uhr Showtime. Routine.
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Passend zum Veranstaltungsort begann der erste Set genau wie die vor über 15 Jahren in einer Kirche eingespielte Platte "The Trinity Session" mit dem bedrückend schönen, von Margo Timmins a cappella vorgetragenen "Mining For Gold" und darauf folgend "Misguided Angel". Es war ein Akustikset ohne Schlagzeug und Bass, der nur eine schmerzlich kurze halbe Stunde dauerte, aber mit wunderbaren Songs wie "Black Eyed Man" oder dem sinisteren "He Will Call You Baby" verzauberte, dass man die berühmte Stecknadel hätte fallen hören können. Weingläser sowieso. Margo Timmins gelang es, mit ihrer Stimme auf eine Art, die nur sie allein beherrscht, angenehm unprätentiös und unheimlich erotisch zugleich zu klingen. Es war jene trockene Abgeklärtheit zwischen Weltschmerz und Rastlosigkeit, die aus jedem Atemzug sprach und das Kirchenschiff mit Wärme füllte.
War es im ersten Teil die ruhige Seite der Band, die im Mittelpunkt stand, so waren es im zweiten Set die härten und improvisationslastigeren Songs, die überwogen und die Vielseitigkeit der Musiker unter Beweis stellten. Vom Opener "Good Friday", der Tour-Anekdote "Townes' Blues" bis zu Robert Johnsons teuflischem "32-20 Blues" wurde ausgiebig gejammt, und Margo wurde zwischen den Songs gesprächiger und humoriger als zuvor. Der Tourbus habe am Nachmittag den Geist aufgegeben, man werde wohl nach Amsterdam laufen müssen... Von der Müdigkeit des Unterwegsseins erzählte dann auch "End Of The Rainbow", der schönste Song des Abends. Jaro Czerwinecs flimmerdes Akkordion und Jeff Birds Mandoline beschworen die Geister der endlosen Straße und überdeckten die Stille am anderen Ende der Telefonleitung. Hypnotisch dahinfließend und zäh wie Lava dagegen das neue "Notes Falling Slow", das seinem Titel gerecht wurde. Als Zugabe dann schließlich Neil Youngs "Helpless" und ein sensationelles "To Lay Me Down" von den Grateful Dead, das alles bisher dagewesene in den Schatten stellte. Ob des sehr anständigen und euporischen Publikums kam die Band sogar noch ein zweites Mal zurück auf die Bühne, um mit "Powderfinger" einen weiteren Song ihres großen Landsmanns Neil Young zu spielen. Der Bus war indes immer noch kaputt, und am Ende nahm man den Zug nach Amsterdam.
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Surfempfehlung:
www.cowboyjunkies.com
www.geocities.com/SunsetStrip/Palms/7573/
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Text: -Christian Spieß- Foto: -Pressefreigabe-
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