NACHGEHAKT BEI: NEKROMANTIX
Vor dem Konzert traf sich Gaesteliste.de mit Kim Nekroman, um mit ihm im Tourbus über die aktuelle Scheibe "Dead Girls Don't Cry", Inspirationen, die Horropops und das Image in der Psychobilly-Szene zu plaudern.
GL: Eure Platte ist bereits seit April in den Läden, wie sind denn die Reaktionen bisher?
Kim: Viele Leute mögen sie, aber wie bei jeder Scheibe sagen natürlich auch viele, sie mochten die Platte davor lieber. Aber das ignoriere ich einfach. Ich kenne das seit der ersten Scheibe. Für uns ist "Dead Girls Don't Cry" eben nur ein neues Album. Es ist schon anders, denn schließlich wäre es dämlich, sich ständig zu wiederholen. Aber es sind immer noch wir.
GL: Hörst du es dir noch an?
Kim: Nein, eher nicht. Seit wir mit den Aufnahmen fertig sind, habe ich es kaum noch getan. Als wir das erste Mal die fertige Version gehört haben, waren es gemischte Gefühle. Auf der einen Seite bist du glücklich, dass du endlich fertig bist, aber auf der anderen Seite bist du auch einfach müde, du kannst die Nummern nicht mehr wirklich beurteilen, weil du sie immer und wieder gehört hast und weißt eigentlich nicht wirklich, ob die Platte wirklich gut geworden ist. Aber wir sind eine Live-Band und Platten machen wir, um neue Songs zu haben, die wir auf der Bühne spielen können.
GL: Wie würdest du die Stimmung der Scheibe beschreiben?
Kim: Eigentlich wie immer. Wir haben die gleichen Themen in den Lyrics. Aber das Nostferatu-Cover beschreibt es ganz gut. Ich finde, es herrscht eine Gothic-Stimmung, die Platte ist sehr melancholisch.
GL: Und wie würdest du den Style beschreiben? Denn reiner Psychobilly ist es ja nicht mehr.
Kim: Das ist schwierig. Denn was ist heutzutage schon Psychobilly? Sicher nicht mehr das, was es vor 20 Jahren war. Wir nehmen alles, was uns gefällt. Ob das nun Metal, Punk oder etwas anderes ist. Also ich denke schon, dass es im Grunde Psychobilly ist, aber eben mehr als das.
GL: Eure Lyrics beschäftigen sich mit Horror, dem Tod und dem Teufel. Woher nimmst du deine Inspirationen? Oder hast du so eine glänzende Fantasie?
Kim: Ich bin ein großer Horrorfilm-Fan und mag besonders die Ironie und den Humor in ihnen. Und die versuche ich auch in die Texte zu bekommen, versuche Bilder zu kreieren. Klar, du kannst die Texte nehmen und sagen, es wäre eine weitere Horror-Story. Jeder kann sich denken, was er will, das stört uns nicht. Aber häufig steckt mehr dahinter, sie sind von realen Erlebnissen inspiriert. Es sind Love-Stories, manchmal handeln sie eben nur von der Liebe zu einem toten Mädchen. Weißt du, meine Philosophie lautet, dass man nicht alles so ernst nehmen soll. Das wäre langweilig.
GL: Wie kann man sich dich denn im Privatleben vorstellen? Spielst du zu hause Fußball und triffst dich mit Freunden oder hängen im ganzen Haus Skelette herum und überall lauert der Tod?
Kim: Ich habe tatsächlich solche Dekorationen, aber ich habe leider keine Zeit für Fußball. Ich bin in zwei Bands und dieses Jahr bis auf zwei Wochen durchgehend auf Tour. Und nebenbei arbeite ich als Tätowierer. Aber auch das habe ich das ganze Jahr noch nicht gemacht, derzeit lebe ich von den Bands.
GL: Sind die Nekromantix denn deine Hauptband oder sind die Horrorpops inzwischen gleichwertig?
Kim: Sie sind beide wichtig. Ich mag die Unterschiede. Bei den Horrorpops spiele ich Gitarre und bin nicht mehr der Leadsänger. Wir gründeten die Horrorpops, bei denen meine Frau singt, 1996 auf der Popkomm. Wir wollten eine Band, die auf keinen Stil festgelegt ist. Ob Ska, Punk oder Pop, wir wollten einfach machen können, was wir wollen. Denn auch wenn die Nekromantix nicht mehr nur Psychobilly spielen, sind wir doch irgendwie auf diesen Stil festgelegt.
GL: In früheren Interviews habt ihr die winzige Szene in Dänemark beklagt. Meinst du, dass euer Erfolg helfen kann, diese zu vergrößern?
Kim: Nicht wirklich. Dänemark wurde mal als musikalisches Dritte-Welt-Land beschrieben und das ist absolut wahr. Bei uns gibt es Dance-Musik, aber Rock'n'Roll findet kaum statt.
GL: Das klingt verrückt. In euren Nachbarländern Schweden und Deutschland gibt es so viele Bands, einen lebendigen Underground und es passiert so viel.
Kim: Ich weiß und ich verstehe es auch nicht. Bei uns gibt es keine kleine Agenturen, die jungen Bands helfen könnten und in Kopenhagen gibt es vielleicht zwei Clubs, in denen man auftreten könnte. In Dänemark gibt es entweder riesige Hallen für Superstars oder kleine stinkende Bars, in denen ein Typ mit der Gitarre in der Ecke steht. Dazwischen gibt es leider nicht viel. Die jungen Leute stehen mehr auf Techno und Raves und machen sich leider nicht viel aus Live-Musik.
GL: Wie wichtig ist das Image in der Psychobilly-Szene?
Kim: Sicher geht es hauptsächlich um die Musik, aber Sachen wie die Kleidung, Frisuren oder das Auftreten auf der Bühne gehören meiner Meinung nach dazu. Denn wenn ich eine Band sehe, will ich einen gewissen Style und nicht vier Jungs im Schlafanzug sehen.