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Quiet is the new quiet

Maria Solheim

Bonn, Harmonie
05.10.2004

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Maria Solheim
Da gibt es doch diese speziellen Schallschutz-Kopfhörer, die durch Umkehrung des Schalldrucks so etwas wie absolute Stille erzeugen. Das Konzert von Maria Solheim in der Bonner Harmonie dürfte den Tontechniker des WDR an den Rand des Nervenzusammenbruchs gebracht haben, denn es war so etwas wie das musikalische Äquivalent des o.a. Prinzips. War die zierliche Norwegerin ja bislang eh schon nicht unbedingt für ihre Ambitionen in Richtung Heavy Metal bekannt, so war diese Show dann noch mal drei Stufen leiser als das, was sie bislang schon im Trio-Format geboten hatte. Mit den Mitteln der Stille schreit Maria Solheim gegen den Wahnsinn in der Welt an, verschafft sich so Gehör und plädiert damit für die Liebe. Das hat schon was.
Vor allen Dingen deshalb, weil man ihr das abnimmt. Denn eines steht fest: Maria, die Performerin, hat mehr natürlichen Charme als ein neugeborenes Baby und wenn sie da linkisch und nervös auf der Bühne herumtänzelt, mit hingehauchter Stimme erklärt, dass die meisten ihrer frühen Songs musikgewordene Liebesbriefe sind und sich nach jedem Song artig verbeugt und knickst (wenngleich sie dabei auch immer einen Blick auf die Setlist warf, wie der adleräugige Rembert Stiewe, der als Conferencier der Crossroads-Sendung tätig ist, das richtig beobachtete), dann vergisst man sowieso alles, was man an Kritikpunkten gegebenenfalls noch im Kopf gehabt hätte: Maria verzaubert generationenübergreifend. Da gibt's nix Peinliches, Aufgesetztes oder Überflüssiges. Jede subtile Geste (und jeder subtile Akkord) entfalten angesichts soviel entwaffnenden Liebreizes ungehemmt ihre Wirkung. Die beiden Musiker, Keyboarder David und Bassist (und Banjo-Spieler) Tor Egil taten daneben dann fast so, als wären sie gar nicht da. Hier mal ein Basstupfer, da mal ein angedeuteter E-Piano-Lauf, das war's schon, was es brauchte, um die volle Magie zu entfachen - und mittendrin immer Marias Stimme, die - obschon natürlichen ebenfalls nur angedeuteter Natur - in diesem Ambiente so richtig schön ihre Wirkung entfalten kann. Zwar hat natürlich auch Maria Solheim mittlerweile gelernt, wie man ein Publikum um den Finger wickelt (zum Beispiel indem man ihm erzählt, dass Deutschland mittlerweile zur zweiten Heimat geworden sei - oder noch besser: Dass sie festgestellt habe, dass die Deutschen gerne tanzen), aber das nimmt man ihr weder übel, noch wirft man es ihr vor. Vielleicht auch deswegen, weil sie im richtigen Leben auch so ist.

Was das Repertoire betrifft, da kann die Gute mittlerweile auf doch immerhin drei CDs zurückblicken. Unter den gegebenen Umständen (die übrigens teilweise finanztechnische Ursachen hatten) war es natürlich kaum verwunderlich, dass sich Maria für die eher ruhigen Tracks entschied - wobei die Songs vom letzten Werk, "Frail", ohnehin fast alle in diese Kategorie fallen. Nur ein paar Mal - wie z.B. beim folkigen "Suspicion" oder "Train Under Water" wurde es ein wenig - nun, wie soll man sagen - beschwingter. Aber was will man bei Liebesliedern - denn um diese handelte sich ja ausnahmslos, wie Maria nicht müde wurde zu betonen - auch großartig abhotten? Das war ein Konzert zum Zuhören. Angereichert mit Weihnachtsliedern, Schlafliedern und eingeleitet von einem norwegischen Psalm namens "Jeg Er I Herrenshender" - übrigens das erste Mal, dass Maria bewusst norwegische Elemente in ihre Musik einbaute (was sie ja nach eigener Aussage ansonsten eher vermeidet). Das war nun zwar nicht unbedingt ein Konzert, das man mit dem Rock-Aspekt des Rockpalast in Verbindung gebracht hätte, aber dennoch ein über weite Strecken beeindruckendes. Denn wer mit so wenig Aufwand eine so große Wirkung erzielt (über weite Teile des Konzertes hätte man eine Stecknadel im Heuhaufen versinken hören können), der verdient durchaus die Aufmerksamkeit der Massen. Gebrüllt wird ja schließlich anderweitig wahrlich genug. Noch eine nette Anekdote am Rande: Dass es CDs und Zeug am Merchandising Stand zu kaufen gebe, meinte Maria während des Konzertes. Dabei stellte sich heraus, dass es sich hierbei um selbstgemalte Bilder und Postkarten, handgefertigte T-Shirts und selbstgenähte Fäustlinge handelte. Man kann also durchaus noch originell sein, wenn man sich bemüht!

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www.mariasolheim.com
www.mariasolheim.de
www.kjentfolk.no/musikere/solheim/
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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