Grundeis sind eine duster-kalte Post-Punk-Band aus Hamburg, bestehend aus Laura Müller (Gesang, Gitarre), Nils Pfannenschmidt (Gitarre), Tobias Rutkowski (Bass), Andreas Mann (Schlagzeug). 2021 kam ihre erste Platte "Amygdala", jetzt haben sie den Nachfolger angekündigt und direkt einen ersten Song daraus veröffentlicht. Hier läuft das Video zu "Bizarre", das Album "Every Second an Ocean" folgt am 12. Dezember. Wir haben bei Laura und Nils direkt mal vorab nachgefragt.
Wieso fiel die Wahl auf "Bizarre" als erste Single und was sagt uns dieser Song über die kommende Platte?
Nils: Nach drei Jahren könnte man "Bizarre" als Weckruf verstehen. Wir wollten eine energiereiche, kurze, schnelle Single, die eine Verbindung zu unseren frühen Werken baut. Letztendlich ist es auch ein wenig Zufall, dass "Bizarre" die erste Single geworden ist. Von den 14 Albumtracks kamen für uns zirka 10 als Single in Frage.
Was könnt ihr uns schon jetzt über "Every Second And Ocean" verraten? Und könnt ihr sagen, was hinter dem Titel steckt?
Nils: Einiges lässt sich vielleicht aus der ersten Antwort bereits erahnen. Es sind 14 Tracks und viele neue Einflüsse zu hören. Da befürchtet man vielleicht eine Band, die auf ihrem zweiten Album verzweifelt nach etwas neuem sucht, aber das ist so gar nicht der Fall. Ich glaube, die Songs sind mehr wir als Band, als noch auf Amygdala. Wir haben fast komplett auf Overdubs und Synths verzichtet. Alles baut auf Jams aus dem Proberaum auf. Das Album klingt sehr organisch und ist sehr ehrlich und emotional, gleichzeitig aber auch stark und selbstbewusst geworden. Wir fühlten uns so wohl bei Hannes im Schalltona Studio, dass wir einige Tracks hier vollendet / umgeschrieben haben. Ein Track ist komplett neu entstanden. Am Ende konnten wir uns von keinem der Tracks trennen und daher jetzt das lange Doppel-LP Album.
Laura: Every Second An Ocean ist für uns eine Metapher, die am besten die Gefühlsfluten beschreibt, in denen wir uns bewegen. Sei es beim Musik machen selbst oder was jeder aus seinem Leben mit in den Proberaum bringt. Wir schwimmen oft in dem Gefühl überwältigt zu sein, uns irgendwie über Wasser halten zu müssen, doch auch abzutauchen, loszulassen, sich treiben zu lassen und sogar mit den Songs unterzugehen.
Was denkt ihr mit Abstand über "Amygdala" und welchen Einfluss hatte der Vorgänger auf die neue Platte, was wäre ohne ihn heute nicht möglich gewesen?
Nils: Na klar sind wir stolz auf Amygdala. Irgendwie war es das erste Baby aber wie bei Eltern wird man mit dem zweiten Kind entspannter und lässt es sich natürlicher entwickeln. Das lässt sich schon sehr auf den Prozess des zweiten Albums projizieren. Amygdala wirkt an einigen Stellen vielleicht etwas kalt, überproduziert, überfrachtet. Das war zu der Zeit auch irgendwie ein Spiel für mich… gucken wo die Grenzen der Traurigkeit im Songwriting, die Grenze an Wucht in der Produktion ist. Das hier mehr von allem oftmals die Songs nicht besser macht, haben wir für das zweite Album verinnerlicht.
Laura: Auf Amygdala kam so viel zusammen, was sich damals so angestaut hatte, und es war wie ein Befreiungsschlag, alles in diesen ersten Songs konservieren zu können. Das befreite auch für alle Songs, die danach kamen, und gab mir mehr Selbstvertrauen im Songwriting und eine Studioproduktion anzugehen. An Every Second An Ocean sind wir jetzt nicht zuletzt deshalb viel lockerer dran gegangen und konnten uns bei einigen Songs auf eine weichere, aber nicht weniger starke Art und Weise öffnen.