Klein, aber fein. Und voller großer Musik. Mit Supervillain hat Florian Perlick ein unabhängiges, ein ultra-sympathisches, ein ganz, ganz feines DIY-Label an den Start gebracht, auf dem er unter anderem Sachen von "Hippie Trim" und "Twin Mill" und "’Hyperlilly" releast. Warum und wie und überhaupt? Wir haben bei Florian mal nachgefragt.
Warum gründet man heutzutage noch ein Label?
Mit der Idee, ein Label zu gründen, habe ich bereits früh geliebäugelt, da ich immer eine besondere Passion für Gitarrenmusik hatte, aber es hat sich nie der passende Moment gefunden und ich habe eine Gründung daher für einige Jahre in meinem Hinterkopf geparkt. Nachdem eine befreundete Band sich 2021 von ihrem damaligen Label getrennt hatte, war das meine Möglichkeit und dann habe ich es im Januar 2022 einfach durchgezogen.
Was muss man sich alles überlegen, was muss man bedenken und welche Hürden muss man überspringen, um ein Label zu machen?
Erst einmal stellen sich einige bürokratische Hürden in den Weg. Wer ein Label gründen will, kann sich vor Papierkram nicht verstecken. Man muss sich beispielsweise mit steuerlichen Aspekten beschäftigen, muss sich aber ebenso ein Grundwissen im juristischen Bereich aneignen. Die Musikindustrie ist eine sehr vielfältige Branche und das bringt eben auch mit, dass man sich auf allen Gebieten eine gewisse Fitness erarbeiten muss. Der finanzielle Aufwand darf ebenfalls nicht unterschätzt werden, da man für einige Posten, wie zum Beispiel Produktion und Werbekosten, in Vorkasse treten muss und es dauert eben einige Zeit, bis die ersten finanziellen Rückflüsse eintrudeln.
Was machst du genau, welche Aufgaben hast du und was machen andere für dich und das Label?
Ich stehe den Bands bei allen Fragen rund um ihre Veröffentlichung zur Seite. Das beinhaltet die Release-Planung bzw. -Strategie, den digitalen Upload für die Streaming-Welt und die Produktion von Tonträgern. Darüber hinaus stehe ich in regelmäßigem Austausch mit meinem Vertriebspartner Believe, um die bestmögliche Präsenz auf den Streaming-Plattformen zu erzielen. Dies umfasst zum Beispiel die beliebten Editorial-Playlisten der Anbieter. Ich setze Ad-Kampagnen bei Facebook, Instagram, Google und Co. auf, um den Acts eine größere Sichtbarkeit zu schaffen und bin mit klassischen Medien, wie Magazinen und Radios, im Austausch, um sie auf die von mir betreuten Bands aufmerksam zu machen. Außerdem leiste ich Hilfestellung bei Fragen zur Ausrichtung in den sozialen Medien und stecke auch gerne die Köpfe mit allen Beteiligten zusammen, was kreative Möglichkeiten der Promotion angeht. Ich schreibe außerdem sehr gerne Pressetexte und bin mir sicher, dass ich noch einige Aufgaben vergessen habe. Das unterstreicht: Die Anforderungen sind vielfältig.
Wie überzeugst du eine Band oder Künstler*in, bei dir zu unterschreiben? Und wie kann dich eine Band oder Künstler*in überzeugen, dass du eine Platte veröffentlichst?
Das hängt mit Sympathie auf beiden Seiten zusammen. Ich bin ein Ein-Mann-Unternehmen mit beschränktem Budget, aber was bei mir an Man Power und Geld fehlt, gleiche ich durch Disziplin, Hartnäckigkeit und Zielstrebigkeit aus. Ich erzähle den Bands nicht, dass übermorgen ein Abbild von ihnen auf dem Times Square hängt und setze realistische Ziele. In der Branche braucht man einen langen Atem. Dieses Verständnis müssen die Künstler*innen und ich teilen. Außerdem wird mir nachgesagt, sehr ehrlich und direkt zu sein und ich glaube, dass das durchaus eine Eigenschaft ist, die in diesem Sektor gerne mal vernachlässigt wird. Supervillain ist ein Liebhaberprojekt und ich würde niemals mit einer Band arbeiten, deren Musik mich nicht berührt. Hier geht es nicht um finanzielle Aspekte, sondern darum, gemeinsam etwas aufzubauen. Ich schätze Musiker*innen, die bereit sind, hart zu arbeiten und zu lernen.
Was sind deine Pläne und Ziele mit dem Label?
Mein Ziel ist es, weiterhin ein zuverlässiger Ansprechpartner zu sein. Supervillain wird auch in Zukunft seiner musikalischen Ausrichtung treu bleiben und sich mit Genres auseinandersetzen, die abseits des Mainstreams stattfinden und ein Rock-affines Publikum ansprechen.
Gibt es Label-Vorbilder?
Die Kollegen von Hassle Records zeigen immer einen treffsicheren Geschmack und sind mit sehr viel Herzblut dabei. Sie leisten im A&R-Bereich einen Wahnsinnsjob. Auch wenn sich das Label erst nach Supervillain gegründet hat: Aktuell arbeite ich bei dem Release der Debüt-EP von Twin Mill erstmals mit Best Life Records aus UK zusammen, die sich als perfekter Fit erweisen und eine wunderbare Liebe zum Detail haben.