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27.11.2009
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Mesh - A Perfect Solution

Mesh - A Perfect Solution
Dependent/Alive
Format: CD

Da war sie nun - die neue Single von Mesh. "Only Better" rotierte in meinem Player, schließlich kam ich in den Genuss, das Stück live zu erleben. Und war verhalten begeistert - es war grundsolide, nett - aber noch nichts wirklich Besonderes. Die Kollegen zählten die Tage, bis sie endlich das komplette neue Mesh-Album in den Händen halten sollten. Ich zuckte mit den Schultern, schüttelte ob so viel Enthusiasmus mit dem Kopf und zog "A Perfect Solution" schließlich aus dem Briefkasten.

Der Vorgänger "We Collide" aus dem Jahr 2006 hatte mich nur mäßig begeistert und ich erwartete nicht gerade viel. Besonders da die Synthie-Pop-Band in letzter Zeit einiges zu verkraften hatte: Zuerst verließ Neil Taylor aus persönlichen Gründen die Band. Und schließlich fanden Mark Hockings und Rich Silverthorn noch nicht einmal ein Label, das ihre neue Platte schließlich herausbringen wollte.

Und dann erlebte ich die absolute Überraschung: Das Album zog mich mit den ersten Klängen von "If We Stay Here" in seinen Bann. Eine extrem griffige, für Mesh schnelle Melodie, die zum mitsingen anregt, plätscherte mir aus den Boxen entgegen. Und doch ist nicht alles so einfach, wie es zu sein scheint: Das Songwriting hebt sich schon jetzt vom einfachen Strophe-Refrain-Zyklus ab.

Dabei bleibt festzuhalten, dass Mesh im Grunde nicht viel verändert haben. Sie machen noch immer Synthie-Pop mit Gitarreneinfluss, was diesmal aber so perfekt harmoniert, dass es den Hörer erstmal sprachlos zurücklässt. Süße Melodien treffen hier auf bittere Texte. Denn das Thema des Albums ist eher ein unangenehmes, geht es doch um kaputte Beziehungen von Menschen, die sich einst innig geliebt haben, nun jedoch nur noch räumlich miteinander verbunden sind.

Musikalisch variiert das Tempo nicht nur zwischen Balladen und treibenden Up-Tempo-Stücken, sondern wird auch innerhalb der Stücke immer wieder verändert. Die Stücke schließen harmonisch aneinander an und erst nach dem dritten, vierten, bewussten Hören des Albums kristallisieren sich einige Höhepunkt heraus. Wie beispielsweise "Everthing I Made". Hier trifft ein für Mesh typischer, faszinierender, verführerischer Gesang auf ein mitreißendes Tempo und eine Melodie, die direkt im Kopf hängen bleibt. Eine Mischung, die sofort zum Tanzen animiert. Akustische Elemente wie Schlagzeug und Gitarre stehen beim nächsten Song "Is It So Hard" im Vordergrund. Eingewoben werden die klassischen Instrumente in einen breiten Synthie-Klangteppich, der wieder für griffige Melodie-Linien sorgt.

Bei "Hold It Together" sorgt Marks Stimme für Aufsehen: Sie klingt anders als sonst, so wie noch nie auf einem der Mesh-Alben. Tempo- und Melodiewechsel schrauben sich mitten durch das Stück. Adrenalin wird freigesetzt. Doch dann erklingen weiche Pianoklänge, die den Puls nach dem musikalischen Höhepunkt wieder herabschrauben. Bei "Who Says" setzen Mesh diesmal zum ersten Mal auf eine Gastsängerin: Julia Beyer von Technoir. Es entspinnt sich während des Songs ein Dialog zwischen Marks und Julias Stimmen, obwohl beide den gleichen Text immer und immer wieder wiederholen. Insgesamt ein Song, der mit Hilfe von Gitarren richtig nach vorne geht.

Doch so richtig wird es dem Album nicht gerecht einzelne Stücke herauszupicken wie Rosinen aus einem perfekten Kuchen. Das Album "A Perfect Solution" funktioniert am Besten in seiner Gesamtheit. Weil alle Stücke perfekt aufeinander abgestimmt sein. Doch wie kommt es, dass Mesh ein Album machen, das so viel perfekter ist als alles, was zuvor in ihrer Bandgeschichte da gewesen ist? Ihnen hat keiner dazwischen gequatscht - das Album ist zu 100 Prozent Mesh. Sie mussten keine Kompromisse eingehen und konnten in Ruhe die Musik machen, die sie selbst erschaffen wollten. Entstanden ist ein Album, das alle Stärken der vorhergehenden Alben vereint - es gibt richtige Ohrwürmern, die mal poppig, mal rockig und schließlich clubtauglich daher kommen. Ein musikalischer Meilenstein, der aus einer guten Band, eine absolut hervorragende macht. Chapeau, Mesh - ich verneige mich vor dieser großen Leistung.



-Esther Mai-


 

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