Immer noch erstaunlich, was die Band des ehemaligen Okkervil River-Keyboarders Jonathan Meiberg musikalisch auf die Beine stellt! Nach wie vor gibt es bei der Combo aus Austin nichts, was auch nur entfernt an die Americana-Grütze fast all ihrer ortsansässigen Kollegen erinnerte. Stattdessen loten Meiberg und seine Leute alle Möglichkeiten aus, die sich ergeben, wenn man handwerklich traditionell ausgerichtet, alles tut, um nicht zu klingen wie alle anderen. So arbeiten Shearwater auf ihrem zweiten Album zum Beispiel verstärkt mit Klöppelinstrumenten wie Marimbas oder Xylophonen, verschleppen Rhythmen (oder verstolpern sie im gehetzten Stakkato), setzen fantasievolle Melodiebögen gegen monotone Grundstrukturen und arbeiten konsequent mit Gegensätzen wie laut und leise, schnell und langsam, zart und brutal, Chaos und Struktur. Fast könnte man hier schon von einer eigenen Musikrichtung sprechen, auf jeden Fall gibt es auf dem goldenen Archipel musikalisch - zwischen Slowcore, Prog- & Post-Rock, Schrammelpop und atmosphärischem Folk mit Indie Basis - eine ganze Menge zu entdecken. Dass Shearwater dennoch eine rote Linie verfolgen und den einen oder anderen unerwartet hymnischen Anti-Hit einstreuen, zeichnet sie zusätzlich noch besonders aus.