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11.03.2011
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Jessica Lea Mayfield - Tell Me

Platte der Woche

KW 10/2011


Jessica Lea Mayfield - Tell Me
Nonesuch Records/Warner Music
Format: CD

Um es ganz einfach auszudrücken: Wer das mochte, was Jack White mit seiner Gattin Karen Elson musikalisch auf deren Debüt-Album zelebrierte, der wird das, was Dan Auerbach (The Black Keys) mit Jessica Lea Mayfield anstellt, geradezu lieben. Die Zusammenarbeit reicht dabei bis zu einer der seltenen Black Keyes Balladen ("Things Ain't Like They Used To Be") zurück, auf der Jessica 2008 als Duett-Partnerin auftauchte, nachdem Auerbach auf ihre selbst aufgelegte Debüt EP aufmerksam geworden war. Es folgte die Indie-Scheibe "With Blasphemy, So Heartfelt" und nun, mit einem Major-Vertrag im Rücken, dieses brillante Country-Noir-Pop-Album. Das hört sich zunächst nach einem Widerspruch an - klingt aber dennoch so. Es ist nämlich so, dass Jessica in den neuen Songs quasi mit der Männerwelt abrechnet (und sich nicht mehr, wie bislang, als Opfer sieht).

Damit das aber alles nicht zu düster und depressiv wird oder gar in desolate Mord-Balladen ausartet, sind die Songs in nette, poppige Melodien verpackt, bewegen sich musikalisch indes auf klassischem Country-Folk-Terrain (nun ja, von Ausnahmen abgesehen: Jessicas Bruder, Dan, steuerte einige abenteuerlichere Elaborate bei, die aus dem Rahmen fallen). Es ist dann Auerbachs Verdienst, das Album als Produzent vor der Niedlichkeit zu retten, indem er einen grundsoliden No-Nonsense-Ansatz verfolgte und das Klangbild frei von jedweder Opulenz hielt (ganz in der Art jener Transparenz klassischer Genre-Chanteusen wie Patsy Cline, die Jessica ohrenscheinlich verehrt) - allerdings auch nicht die schmutzig/ruppige Black Keyes-Variante wählte. Die Routine, die Jessica sich erarbeitete, indem sie mit acht Jahren begann, mit ihren Eltern in einer Bluegrass-Truppe aufzutreten, dann mit 11 begann eigene Songs zu schreiben und zu Beginn ihrer Solo-Karriere im Alter von 19 zu touren begann und seither nicht mehr aufhörte, schadet dieser Scheibe natürlich auch nicht wirklich. Insgesamt ist dies ein ziemlich perfektes Beispiel dafür, wie man traditionell ausgerichtete Americana-Musik ohne großen Aufwand mit zeitloser Pop-Musik verbinden kann, ohne dass das eine das andere dominieren muss.



-Ullrich Maurer-


Video: "Sometimes At Night"
Video: "Run Myself Into The Ground"
 

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