Es gilt noch zu ergründen, warum die drei schwedischen Schwestern Bondesson vom Glitterhouse Label zu Blue Rose gewechselt sind. Nur soviel: Musikalische Gründe können hier keine Rolle gespielt haben, denn dieses ist amtlich diejenige Blue Rose Scheibe der letzten 20 Jahre, die sich am WEITESTEN vom Americana-Roots-Rock abhebt. Es ist freilich eine ziemlich grandioses Album geworden. Das liegt daran, dass die Mädels ihren Shtick aus Rockabilly, Bluegrass und Country-Folk-Pop eben nicht perfektioniert haben, sondern musikalisch ganz andere Wege gegangen sind. Was geblieben ist, ist die einzigartige Instrumentierung mit Bass, Akustik-Gitarre, Rudimentär-Drum-Kit und parallel gespieltem Slide-Gitarrenbanjo. Der Rest ist respektvoll auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt worden.

Die Scheibe überrascht mit vielen düster-dräuenden Mid-Tempo-Nummern, die gefährlich daherschmirgeln. Musikalisch geht es auch konkreter zu als auf dem Debüt: So schleichen sich E-Gitarre/Banjo, Cello, eine Trompete und ein richtiges Drum-Kit ins Geschehen und - anders als auf dem Debüt "Fall Among Thieves" wurde die Studiotechnik zum integralen Bestandteil des Soundkonzeptes. So wurden die Basic-Tracks zwar im heimatlichen Schweden eingespielt, die Lead-Parts allerdings spontan während einer anschließenden Tour. Das Ganze wurde dann in Berlin von Soundtütfler Peter Schmidt zu einem bemerkenswert eigenen Klang-Universum zusammengefügt. Abgerundet wird das bemerkenswert vielseitige Werk dann mit einer fast zehnminütigen Folk-Mantra-Improvisation, wie man sie in dieser Form auch noch nicht von den Schwestern gehört hatte. Ach würden sich doch nur alle Acts mit dem zweiten Album so viel Mühe geben, wie die Schwestern Bondesson.