Ólafur Arnalds ist ein begnadeter Isländischer Melancholiker. Bis dahin ist das noch keine Leistung, denn irgendwo sind alle Isländer begnadete Melancholiker. Arnalds hat die Sache allerdings zu einer ästhetisch hochwertigen Kunstform erhoben, die er auf jeder Veröffentlichung sorgsam pflegt und ausweitet. So auch hier. Die hier versammelten "Living Room Songs" entstanden im Rahmen eines Projektes, bei der er (von seinem Wohnzimmer aus) eine Woche lang jeden Tag einen neuen Song kreierte und diesen unmittelbar seinen Fans zur Verfügung stellte (als MP3 und Video-Stream). Dieses Projekt erscheint nun auf CD und DVD auch in physischer Form. Die Idee wurde geboren, indem er seinen Mac als Diktiergerät missbrauchte, um Ideen für neue Songs festzuhalten. Der Zuhörer wird also insofern am Prozess des Entstehens beteiligt. Das heißt nicht, dass das neue Material deswegen billiger oder weniger relevant wäre als Arnalds' bisherige Veröffentlichungen. Mit Piano, Streichinstrumenten und homöopathischer Elektronik schuf er hier zerbrechliche Klanggebilde, die - für diese Art von Ansatz - erstaunlich luftig und transparent daherkommen. Das ist zwar Melancholie pur - aber eben nicht depressiv oder schwermütig.