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02.03.2012
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The Magnetic Fields - Love At The Bottom Of The Sea

The Magnetic Fields - Love At The Bottom Of The Sea
Domino Records/GoodToGo
Format: CD

Nach dem Ende der "No Synths Trilogy" mit den Alben "I", "Distortion" und "Realism" wendet sich Stephin Merritt auf dem neuen Magnetic-Fields-Album nun wieder der vornehmlich synthetischen Klangerzeugung zu. Eine echte Rückkehr zu den Wurzeln ist "Love At The Bottom Of The Sea" deshalb dennoch nicht geworden. Der amerikanische Tausendsassa, der seit seinem 1999er-Mammutwerk "69 Love Songs" von vielen (mit Recht) als einer der größten Songschreiber der Gegenwart verehrt wird, entlockt den Synthesizern dieses Mal nämlich kaum hinreißende Melodien, sondern lediglich den Klangteppich, auf dem sich die drei Vokalisten - Claudia Gonson, Shirley Simms und Merrit selbst - fläzen können.

Beim bitterbösen Opener "Your Girlfriend's Face" funktioniert das noch ganz hervorragend, wenn die Sängerin die Geschichte vom blutrünstigen Auftragskiller zwitschert, die sie dem Mädchen ihres Lovers auf den Hals hetzt: "I want the whole bloody place / Wet with your girlfriend's face". Auch bei vielen der 14 folgenden, nie über drei Minuten langen Songs versucht sich Merritt wieder an dem Drahtseilakt, niedlich-sentimentale Melodien und zynische Texte über das, was man Liebe nennt, kollidieren zu lassen, aber von vereinzelten Bonmots wie "The only girl I ever loved was Andrew in drag" (aus "Andrew In Drag") oder "Although it would be the perfect end to our date / I love you baby but God wants us to wait" (aus der Keuschheits-Satire "God Wants Us To Wait") abgesehen, klingt dieses Mal vieles unerwartet unausgegoren. Dass Merritt nicht einmal die Hälfte der Songs selbst singt, hilft ebenfalls nicht wirklich. Bisweilen, wenn der rote Faden verloren zu gehen scheint, wünscht man sich fast die strenge Konzeptionierung der letzten Alben zurück. Mag sein, dass diese Songs mit der Zeit wachsen und - wie einige der Frühwerke Merritts - erst im Nachhinein als Großtaten zu erkennen sein werden, für den Moment hingegen enttäuscht dieses neue Album mehr, als es begeistert.



-Simon Mahler-


 

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