Über dieses Album haben sich zu diesem Zeitpunkt heftig beneidete Frühhörer (Label-Leute; Promoter; früh bemusterte Redakteure von Print-Medien) fast zu Tode geschwärmt. Der eigene Eindruck: Genau so wunderschön wie der Vorläufer (und 2010er Charterfolg) "We're Here Because We're Here". Genau so unbegreiflich berückend wie (die Best of in Versionen mit Orchester) "Falling Deeper". Na gut, vielleicht sogar noch ein Otternäschen schöner.

Die ehemalige Bolztruppe Anathema, die vor ein paar Jahren noch völlig zerstritten schien, hat ihre Musik inzwischen zu einem Niveau von trauriger Harmonie verfeinert, das man jenseits ihres Spaltprodukts Antimatter kaum noch findet. Es gibt auf "Weather Systems" Momente ("The Gathering Of The Clouds"), die in positiver Weise an den bislang nie eingestellten Weltschmerz-Rekord "Alternative 4" erinnern. Diese Musik geht tatsächlich direkt zu Herzen. Von den Melancholie-Attacken "Untouchable" (Parts 1 and 2) erholt man sich nicht mehr wirklich, was u.a. mit Lee Douglas zu tun hat, die eindringlicher den je singt und barmt. Dies tut sie mal im Satzgesang mit Vincent Cavanagh ("Clouds"), mal abwechselnd ("Untouchable"), mal gehört ihr die Klagemauer ganz allein ("Lightning Song"). Wieder streicht ein Orchester (London Session Orchestra) die molligen Stimmungen noch mehr heraus. Produziert und gemischt hat das der Grammy-nominierte André Cederberg (Animal Alpha, In the Woods). Der Overkill an wohliger Sehnsucht ist beim William Cavanagh gewidmeten "Internal Landscapes" erreicht. Nachdem ein Joe Geraci über seine (beglückende) Nahtoderfahrung berichtet, breiten die Liverpooler schwelgerische Seelenlandschaften aus, in denen man sich unrettbar verläuft...