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31.08.2012
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The Hirsch Effekt - Holon: Anamnesis

The Hirsch Effekt - Holon: Anamnesis
Midsummer/Kapitän Platte/Cargo
Format: CD

The Hirsch Effekt sind vermutlich die derzeit interessanteste Band aus Deutschland. Seit ihrem Debütalbum "Holon: Hiberno", das im Jahr 2010 einschlug wie eine Bombe, werden die drei Hannoveraner auch gerne als "die deutschen Fall Of Troy" gehandelt. Dabei ist das vielleicht gerade mal die halbe Wahrheit: Schon beim dritten Stück hat man als Hörer das Gefühl, "Holon: Anamnesis" liefe schon mindestens eine halbe Stunde - so viele Stile, Höhen und Tiefen haben die drei Hannoveraner zu diesem Zeitpunkt bereits durchschritten. Dabei sind gerade mal rund zehn Minuten um.

Wie keine andere deutsche Band verstehen Nils Wittrock, Ilja Lappin und Philipp Wende es, aggressiven Hardcore-Punk, frickeligen Prog, epischen Post-Rock und sanftesten Pop ("Anamnesis") miteinander zu verschmelzen. Wie ein Derwisch mit 20 Fingern rast Sänger und Gitarrist Wittrock über seine Saiten, während er sich die Seele aus dem Leib kreischt, nur um in der nächsten Sekunde engelsgleiche Verse zu hauchen. Was die Rhythmussektion in Person von Lappin und Wende dabei leistet, ist dabei nicht weniger beeindruckend ("Limerent"). Außerdem haben sich The Hirsch Effekt für ihr Zweitwerk Unterstützung geholt: Gemeinsam mit ein paar Dutzend Orchestermusikern entstand "Holon: Anamnesis" u.a. in Kirchen und Theatern in Norddeutschland.

Eine Weiterentwicklung des eigenen Sounds und der Texte, in denen man immer wieder den großen Einfluss deutscher Bands wie delbo heraushört, war nach "Holon: Hiberno" eigentlich kaum mehr vorstellbar. Dennoch ist sie The Hirsch Effekt geglückt. Und zwar grandios. Wie selbstverständlich hat das Trio seine Stärken wie z.B. die absolut virtuose Instrumentierung herausgearbeitet. Doch nicht nur das: Wo der Wahnsinn Methode ist - auf "Holon: Anamnesis" haben sich etwa 30 Gastmusiker eingefunden -, ist es wichtig, zu wissen, wann auch mal Ende ist. Und so haben The Hirsch Effekt verstanden, wo ein Stück auch mal ohne brachiale Laut-/Leise- und Tempowechsel auskommen muss ("Ligaphob"). Ein beängstigend gutes zweites Album.



-Felix Maliers-


 

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