09.05.2014 http://www.gaesteliste.de/review/show.html?_nr=15083 |
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Juli Kapelle - Lichtung t&tt/Intergroove Format: LP Es werde Lichtung! "Ein unkonventionell klingendes, nahezu meditatives Rockalbum", so erlebt (Juli-)Kapellmeister Achim Sauer sein letztes Opus selbst. Recht hat er, Song-Kleinodien wie diese unterstützen den Nachdenk- die den Meditations-Bonus: "willst du das - willst du was tun / ohne zu büßen / unterwegs bis zur stirn / barfuß in den gluten / schüttel deine wirklichkeit". Vom Genuss-Modus ganz zu schweigen.
Dem jüngsten Album genügen ausnahmsweise fast ausschließlich Gesang, Gitarre, Bass, etwas Klavier (A.S.) und Schlagzeug (V.B. Kühl). Und diese Gitarre erinnert an die Art, wie Geoff Mann - sein Gott habe ihn selig - auf seinen Post-Twelfth-Night-Alben Gitarre gespielt hat: "wobbly", perkussiv, wunderbar emotional und daher auf eine "unvirtuose" Art umso eindringlicher, vor allem bei "hier" oder bei dem großartigen Solo auf fast nur einem Ton auf "unten". Früher waren bei des Maestros Schaffen mit der Juli Kapelle oder mit Kühl und Sauer Samples nahezu das wichtigste Instrument, gerade der Einsatz von Filmtonspuren fütterte das Kopf-Kino in unnachahmlicher Weise. Dieses Stilmittel hat er sich diesmal komplett versagt. Dafür aber hat der Instrumentenklang eine eigene Rolle bekommen, fast wie ein weiterer Mitspieler. Beispielsweise der Bass auf "wandern" hat so ziemlich das längste Sustain (Nachklang), den man un- oder kaum verzerrt je gehört hat - dieser unglaubliche Wumms kann doch nicht nur am 140 Gramm-Vinyl liegen? Dafür klingt das Klavier wie das personifizierte Alter in einem Allegorie-Spiel: Jeder Ton scheint von verflossener Zeit zu singen, von unendlicher Erfahrung... Und auch des Kapellmeisters Sprechgesang hat selten so gut funktioniert wie grad hier. Oder auf "dort", dem neben "unten" persönlichen Favorit des Rezensenten. Dass Sauer mit Klang zaubern kann, ist zumindest für Tom Liwa, aber auch Katharina Franck, Helmut Hattler (Ex-Kraan) u.v.m. schon lange kein Geheimnis mehr - genau deswegen buchen sie den Kapell- und Tonmeister und sein 7V-Studio. Ein Artwork (von Sarah Reuter alias Herzschwester), das es nicht nur erträgt, sondern sogar belohnt, sich im LP-Format ausführlich damit zu befassen sowie die limitierte Auflage sind weitere Argumente für dieses Gesamtkunstwerk! -Klaus Reckert- "Lichtung II" |
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