2012 überraschten Lower aus Kopenhagen Punk-Fans und Kritiker weltweit mit ihrer beeindruckenden EP "Walk On Heads". Darauf fand man schneidende, beißende und wütende Stücke, die sich in ihrer Ästhetik einerseits stark vom Postpunk der 1970er leiten ließen, sich in ihrer Aggressivität aber eindeutig aus dem Hardcore-Punk der 80er speisten. Gemeinsam mit Bands wie Iceage, ebenfalls aus Kopenhagen, und Holograms aus Stockholm bildeten Lower fortan die Speerspitze einer blutjungen, kreativen und wütenden skandinavischen Punkszene, die fantastisch ablieferte.

Seitdem sind zwei Jahre vergangen. Iceage und Holograms haben mittlerweile jeweils zwei Platten auf dem Konto - bei Lower musste man bis heute auf das Debütalbum mit dem Titel "Seek Warmer Climes" warten. Doch während Iceage und Holograms sich trotz ausgefeilterer Arrangements ihren jugendlichen Zorn bewahrt haben, schalten Lower einen Gang runter. Das schlägt sich einerseits in reflektierterem Songwriting nieder, andererseits in gleich sieben von zehn Stücken, die die Drei-Minuten-Schallgrenze teils deutlich überschreiten.

Lower klingen immer noch bedrohlich und blicken finster drein, dennoch wird man das Gefühl nicht los, dass das Quartett um Sänger Adrian Toubrou seine Dringlichkeit in denen letzten zwei Jahren ein bisschen verloren hat. "Punk" im eigentlichen Sinne ist auf "Seek Warmer Climes" ohne das bedeutungsschwangere Präfix "Post-" kaum noch zu finden. Das ist okay - doch leider bleiben Lower damit ein wenig im Schatten ihrer Nachbarn von Iceage stehen.