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06.02.2015
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Kante - In der Zuckerfabrik

Kante - In der Zuckerfabrik
Hook/Indigo
Format: CD

Zum Glück waren Kante ja noch nie eine "normale" Rockband. Insofern passt es ganz gut, dass sich die Herren - nach einer relativ langen Veröffentlichungspause - einem Thema widmen, das mit "normaler" Rockmusik noch weniger zu tun hat, als das, was Kante bislang eh schon leisteten: Der Theatermusik. Tatsächlich ist es ja so, dass Musik im Theater eher unter "ferner liefen" abgehandelt wird. Dennoch gibt es - wohlgemerkt jenseits des klassischen Musicals - hin und wieder Theaterstücke, die das Medium Musik als Bestandteil der Inszenierung betrachten. Und diesem widmen sich Kante nun, nachdem sie die Sache - als Auftragsarbeiten oder als Interpreten - zuvor ausgiebig praktisch getestet haben.

Insbesondere in der Art, wie sich das Quintett hier in einer künstlich überhöhten, poetisch kreativen und in der Art des Theaters nicht wirklich existierenden sprachlichen Parallelwelt bewegen, birgt das Ganze dann schon einige Überraschungen. Aber auch musikalisch lehnen sich Kante hier ziemlich weit aus dem Fenster. Natürlich ist insbesondere die Struktur der Stücke hierbei eher jenen Traditionen verpflichtet, die z.B. Brecht und Weill dereinst bemühten, aber stilistisch lassen Kante der Sache freien Lauf. Etwa, indem mit US-amerikanischen Versatzstücken aus Blues & Folk hantiert wird, knochentrockene Elektronik implementiert wird, klassisches Kante-Schrammel-Gedröhn auf intim/verstiegene Piano-Balladen gesetzt wird oder hörspielartige Effektfetzen auf der einen Seite mit ausgeklügelten Bläser-Partien auf der anderen konterkariert werden. Das Ausloten der Extreme ist den Jungs dabei dieses Mal besonders gut gelungen. Eigene Kompositionen wechseln dabei mit Cover-Versionen (etwa "Black Rider") aber beides wird am Ende in dem Sinne zu einem schlüssigen Ganzen verquirlt, das eine - zwar anspruchsvolle - aber auch unterhaltsame und vor allen Dingen hörbare Melange dabei heraus kommt, die weit weniger abstrakt und trocken ist, als das Thema eigentlich vermuten ließe.



-Ullrich Maurer-



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www.kantemusik.de
 

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