"Duende" ist ein spanischer Begriff für eine bestimmte Art der Inspiration und Leidenschaft, die genau das verkörpert, was die Band Of Heathens als tugendhaftes Ideal ansieht (und für das es im Englischen keine Entsprechung gibt). Konsequent also, dass das Quintett diesen Begriff als Thema des fünften Studioalbums zum zehnjährigen Bandjubiläum wählte. Auf diesem Album überrascht die Band, für die "der Begriff 'Americana' dereinst mit eingeführt wurde" (so die aktuelle Bio) mit nicht mehr oder weniger als einem vergleichsweise lupenreinen Pop-Album. Oder sagen wir mal so: Mit einem Pop-Album, wie es eine Gruppe von inzwischen auch schon mittelalten Herren verstehen könnte, für die die seligen 70er Jahre des letzten Jahrhunderts im Prinzip nie geendet haben.

Was das meint, ist folgendes: Während die Jungs bislang stets darauf achteten, möglichst linientreu Elemente aus Blues, Roots-Rock, Blue-Eyed-Soul und Folk miteinander zu verquicken, so arbeiten sie dieses Mal vorzugsweise mit catchy Grooves, melodiösen Harmoniegesängen, griffigen Hooklines und mitreißenden Refrains und Melodiebögen - Dingen also, die einen guten Pop-Song im allgemeinen auszeichnen. Darüber hinaus gibt es - zumindest für Musiker dieser Art - gewagte und ungewöhnliche Sound-Experimente und natürlich auch Referenzen an die großen Vorreiter - wie zum Beispiel die Stones, die Eagles oder Sly & The Family Stone (was auch die Bio anregt), die die Herren nonchalant in ihr Wirken einfließen lassen. Hinzu kommt noch, dass die BOH dieses Mal deutlich gelöster und weniger schwerfällig zur Sache geht, als man das bislang gewohnt war. Kurzum: Insbesondere für all diejenigen, die der BOH bislang ein besonders dogmatisches Verhältnis zu ihrer Musik vorgeworfen haben, dürfte diese Scheibe eine erfreuliche Überraschung sein.