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20.01.2017
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Anomie Belle - Flux

Platte der Woche

KW 03/2017


Anomie Belle - Flux
Diving Bell/Groove Attack
Format: CD

Wenn es um E-Pop und R'n'B geht, macht man sich als Zuhörer heutzutage ja kaum mehr Illusionen - einfach weil beide Genres für gewöhnlich in so engen Korsetts geführt werden, dass ein Überraschungserfolg nahezu ausgeschlossen erscheint. Die klassisch ausgebildete Klangkünstlerin und Zuarbeiterin für Projekte wie die Sneaker Pimps, The Posies oder The Album Leaf - verfolgt indes einen ganz anderen Ansatz als viele ihrer Kollegen: Mit avantgardistischen Wagemut sucht sie nicht etwa ihr Heil in sich immer verzettelnden Klangexperimenten, sondern nutzt solche Klangexperimente, um die Genres (E-Pop und R'n'B eben) von innen her aufzubrechen. Sie arbeitet dabei mit der sogenannten "Granularsynthese": Das ist ein Zerstückeln von elektronischen Klängen, die am Ende zu einem neuen Hörerlebnis zusammengefügt werden.

Im Wesentlichen bedeutet das, dass von Anomie elektronische (aber auch organische) Klänge in Quanten zerstückelt werden und dann (unabhängig von der Tonhöhe) zu einem - ästhetisch niemals uninteressanten - Gemenge zusammengefügt werden. Angereichert mit - ebenfalls zerhackten - Beats und Grooves, aber auch organischen Elementen wie z.B. Streicher-Partituren oder Piano-Passagen ergibt sich so eine Melange, die sich auch kaum anders als "Flux" - "Fluss" - hätte bezeichnen lassen. Zwar gelingt es Anomie Belle nicht immer, den Song als solchen im Fokus zu behalten - allerdings ist das auch nicht das vornehmliche Ziel. "Flux", das insgesamt dritte Solo-Album (und das erste nach sechs Jahren Pause), funktioniert schlicht am besten als Gesamtkunstwerk - was auch durch die Auslegung als Teil eines größeren Multimedia-Projektes unterstrichen wird.



-Ullrich Maurer-


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