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28.10.2016
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The Pretty Reckless - Who You Selling For

Platte der Woche

KW 43/2016


The Pretty Reckless - Who You Selling For
Universal
Format: CD

Keine Frage: Das dritte Album der New Yorker Rockband The Pretty Reckless lebt von den Gegensätzen. Denn während die Band um die gewesene Schauspielerin Taylor Momsen dereinst als reine Hardrock-Combo reüssierte, sind im Laufe der Zeit (und sicherlich auch aufgrund des ständigen Tourens) allerlei Nuancen hinzugekommen, die das Oeuvre heutzutage sicherlich zu einem spannendsten aus dieser Richtung gedeihen ließen. Besonders bemerkenswert ist dabei der Umstand, dass sich das Quartett unter der Führung ihrer Frontfrau insbesondere inhaltlich auf dem nun vorliegenden Werk allen Kategorien des Blues- und Gospel-Spektrums widmet.

Überhaupt Blues: Die heutige Hardrock-Szene krankt ja gewissermaßen daran, dass man sich in den 80ern entschloss, sich von den ursprünglichen Blues-Roots abzukoppeln. Schön also, dass es dann junge Bands wie diese gibt, die diesen Fehler rückgängig machen, und sich nun wieder den Tugenden des Blues zuwenden (bis hin zum klassischen Gitarrensolo). Das macht sich musikalisch dann ebenso bemerkbar wie textlich. Und es hat schon etwas Faszinierendes, wenn da ein wasserstoffblondes Eis-Engelchen mit verruchtem Gurren ständig vom Teufel, falschen Predigern, der Hölle, dem Schicksal und dem Tod singt. Dank eines grandiosen Sound-Settings und einer ungemein greifbaren Produktion hat Taylor Momsen dann auch keine Mühe, sich selbst bei harten Rocknummern (die heutzutage aber eher in der Minderzahl sind) durchzusetzen - obwohl sie keine klassische Blues-Röhre (wohl aber eine bemerkenswert kräftige Stimme) besitzt.

Auch musikalisch setzt das Ensemble auf Gegensätze: Neben den Rock-Riffs und den Blues-Licks kommen heutzutage auch Torch-Song-Jazz, Soul-Grooves, Folk-Elemente und sogar Country-Sprengsel hinzu - zumindest in Zitaten (die bis zu einer versteckten Hommage an die Beatles reichen). Am Ende gelingt The Pretty Reckless so ganz en passant ein klassischen Gitarrenrock-Album mit all dem, was die Gattung zu ihren Glanzzeiten auch auszeichnete.



-Ullrich Maurer-


Video: "Going To Hell"
 

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