Ein Schelm, der böses dabei denkt: Als Conor Oberst vor kurzem (nach einer überschaubaren, eingebildeten kreativen Krise) sein Solo-Album "Ruminations" vorlegte, überraschte der Mann der vielen Zwischentöne mit einer erstaunlichen Zurückhaltung und präsentierte Material, das (zugegebenermaßen aufgrund des reduzierten Settings) weit weniger verzettelt rüberkam, als vieles, was er zuletzt fabriziert hatte. Dass die Songs dabei durchaus Potential nach oben hatten, zeigte sich schon auf der anschließenden Solo-Tour, wo er sich von einem wandlungsfähigen Musiker an einem Instrument begleiten ließ, das weder Bass noch Gitarre war.

Diese Vermutung - dass da eben noch Facetten in den Songs steckten, die alleine nicht herauszuschälen waren - offenbart Oberst nun mit diesem Nachschlag, auf dem sich das Programm von "Salutations" teilweise (und ergänzt um weitere, neue Tracks) nun nochmals in Band-Arrangements befindet. Auch hier ist die Zurückhaltung des Meisters zu bewundern, denn anstatt nun alles in die Waagschale zu werfen, setzt er besonders arrangementsmäßige Akzente (z.B. mit Akkordeon oder klassizistischen Streicherparts), die die Stärken der Songs betonen, ohne dabei in Selbstzweck auszuufern. Kurzum: Die Veröffentlichung diesen neuen Songkanons als eigenständiges Werk ist in jeder Beziehung gerechtfertigt.