Zwar ist "Visionland" erst das zweite Album des Sextetts aus Alabama - es kommt aber mit den angesammelten musikhistorischen Erfahrungen von gleich sechs Individuen daher und überrascht deswegen weniger durch seine stilistische Vielseitigkeit, sondern durch die Souveränität und Chuzpe, mit der die einzelnen Versatzstücke zu einer ganz eigenen, südstaatlichen Rock'n'Roll-Melange verquickt werden. Inspirieren lassen sich die Banditos dabei bei allem, was gut und teuer und nicht jünger als 30 Jahre ist: Stones-Rock, Dylan-Folk, Outlaw-Country, Southern-Soul, City-Blues und Underground Rock gehen hier eine stilistische Scheinehe ein, die von den - ziemlich unterschiedlichen - Vocals von Frontfrau Mary Beth Masterson und Gitarrist Corey Parsons zusätzlich befeuert werden. Das ist ein mal eine betont lebendige, spannungsgeladene und stets unterhaltsame Tour de Force durch die amerikanische Musikhistorie, die man sich gerne gefallen lässt - auch wenn man mit den zugrunde liegenden Stilen eigentlich nicht so viel am Hut hat; denn die Banditos überzeugen mit Spielfreunde, Intensität und Wagemut auf ihre ganz eigene Art und Weise.