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30.11.2018
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Kavrila - Rituals II

Kavrila - Rituals II
Backbite/Broken Silence
Format: EP

Es dauert fast zwei Minuten. Zwei Minuten Stille, Töne, die ganz weit weg sind, Natur, Horrorfilm, es brodelt, es wird bedrohlich. "Lidless", der Opener. Und ist dann genau das. Horror. Verzweiflung, Panik, Lärm! Kavrila aus Hamburg, Hardcore, Doom, Noise, Punk, Metal. Ist das großartig. Fünf Songs gibt es auf der neuen EP, auf Vinyl einen mehr. Jeder einzelne ist sehr, sehr gut. Beeindruckend gut.

Vergleiche? Nein, maximal atmosphärische Ähnlichkeiten lassen sich feststellen, wer Converge mag, der hört Kavrila. Mag Kavrila. Die kommen aus Hamburg, haben die EP im eigenen Proberaum selbst aufgenommen und die Angst nicht nur vertont, sondern auch in den eigenen Reihen verspürt, Sänger Alex litt unter Angstzuständen. "Etwas davon ist bereits in die Texte auf unserem Debüt eingeflossen, obwohl ich zu dem Zeitpunkt dachte, es gehe mir gut. Wenig später hat es mich bewusst getroffen. Man wundert sich schon, wie viele Menschen damit zu kämpfen haben, wenn man sich gezwungenermaßen damit beschäftigt. Noch schlimmer ist eigentlich, dass die meisten es verschweigen, weil sie denken, es sei eine Schwäche."

Nichts für schwache Nerven ist "Rituals II", hier geht es zur Sache, hier wird getobt und gewütet, aber nicht gerumpelt, nicht übertrieben, nicht viel falsch gemacht. Die Song scheppern, schunkeln aber nicht, sie brechen Knochen, zerstören Gedanken, gefallen auf außergewöhnliche Weise. So schön kann Destruktion sein, so aufregend und beeindruckend. Dass die Songs dabei eineinander übergehen, verstärkt das Ganze noch, macht daraus einen tiefschwarzen Kurzfilm, Kunst ohne Popcorn, ganz ohne Zungenkuss bei Sonnenuntergang.



-Mathias Frank-


Audio: "Lidless"
 

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