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04.02.2002
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Stoppok - w.e.l.l.n.e.s.s.

Platte der Woche

KW 06/2002


Stoppok - w.e.l.l.n.e.s.s.
La-La-Land/Indigo
Format: CD

Soviel vorneweg: Auch dieses Album des Ruhrpottpoeten Stefan Stoppok ist, um mit dem letzen (Solo-)Werk zu sprechen, ein wahres Grundvergnügen. Obwohl, oder gerade weil, dieser sich den Luxus leistet, auch nicht für 'nen Pfennig von der einst eingeschlagenen Linie abzuweichen. An der Mixtur, dem gemeinen Volk auf's Maul zu schauen und umrahmt von Blues, Rock und Folk feinsinnige Spitzen ebenso wie unpeinliche Gefühlsausbrüche niederzuschreiben, hat sich nichts geändert. Das Vorzeigebeispiel schlechthin aus der Sparte "...und das ist auch gut so!"

Kleine Änderung einzig in der Band. Schlagzeuger Thorsten Bender ist neu dabei, die obligatorischen Gäste erweitern das Spektrum um Flötentöne, Akkordeon und Dudelsack. Der Rest ist purer, intelligenter, mitunter melancholischer Sprachwitz. "Die Festung" beschreibt selbstgebaute Käfige voller Einsamkeit bis hin zum völligen inneren Stillstand während das folgende "Tanz" (die erste Single) das potenteste Gegenmittel predigt ("Beweg' dein Herz zum Hirn...Tanz, aber dreh' dich nicht im Kreise"). Ob die ewige Jagd nach dem heiligen Gral ("Hauptsache Gesund") oder orientalisch umwehte Liebeserklärungen ("In 25 Jahren"). Selbst solche Zeilen wie "Seitdem du nicht mehr bei mir bist, hab' ich vergessen was Wärme ist" liegen fernab jedes unangenehmen Kitsches. Noch vor den "Ereignissen" in den USofA entstand das beklemmende wie treffende "Die Gladiatoren", welches, grandios voller Ironie begleitet von einem wahren Mitgrölrefrain, barbarische Kriegsgebaren aus Vergangenheit und Zukunft thematisiert.

Nicht weniger aktuell, weil fast schon als eine "Hymne" auf die Festnahme des hochstapelnden Schmierlappen Kim Schmitz, kommt das knackig dargebrachte "Herzattacke". Zu guter letzt erhält Niedeckens akustisches Melodram "Sendeschluß" (1984) in "Mit der Zeit" einen zeitgemäßen Rahmen. Die nun wirklich nicht mehr zu überhörenden und Lach- wie Freudentränen erzeugenden Seitenhiebe auf bekannte schwäbische Musikerkollegen sowie eine weitere ausufernde Geschichte a la "Willie und Gerd" runden ein Album ab, dem einzig simple Beobachtungen wacher Augen und Ohren zugrunde liegen. Deren kongeniale wie sprachgewandte Umsetzung ist der Schlüssel zum Erfolg Stoppoks, der auch mit diesem Album glücklicherweise nicht aufzuhalten sein wird.



-Michael Kellenbenz-



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www.stoppok.de
 

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